Santa Cruz 5010 im Test
Santa Cruz ist nicht nur ein marketingtechnisches Schwergewicht. Die Amerikaner mit dem Nobel-Image haben auch eines der dicksten MTB-Lineups der Branche. Zehn verschiedene MTB-Plattformen unterscheiden sich jeweils nur um 10 Millimeter Federweg an der Gabel. Mit dem Santa Cruz 5010 haben wir das Bike mit dem größten Spaßpotential vor die Kamera gebeten. Im Test verraten wir, warum das 5010 andere Bikes wie Spießbürger aussehen lässt.
Wie man Mountainbikes klassifiziert, ist ein Thema für sich. Während in Amerika alles mit weniger Federweg als ein Enduro (160 Millimeter) als Trailbike bezeichnet wird, nimmt man die Sache mit den Mountainbike-Arten in Europa doch noch einmal genauer. Wir jedenfalls stecken Bikes mit 140 bis 150 Millimeter Federweg in die Kategorie der All Mountains. Aber das Santa Cruz 5010 bringt auch dieses Schema mächtig durcheinander. Die Rock Shox Pike Federgabel hat zwar 140 Millimeter an der Gabel. Die Maxxis-Schlappen mit mächtig Profil, der Dämpfer mit Ausgleichsbehälter und die Sram Code Bremsanlage signalisieren aber eindeutig: Das 5010 will bergab im Enduro-Segment wildern. So viel können wir an dieser Stelle schon verraten: Lange Touren mit vielen Schotterwegen langweilen dieses Bike tatsächlich.
Das Santa Cruz 5010 killt dein Konto, schont jedoch die Waage
Hand aufs Herz: Die wenigsten Leser dieser Zeilen werden bereit sein, 10.000 € für ein Bike auszugeben. Wer es dennoch ist, der darf sich freuen. Denn zu diesem Preis wird die im MTB-Business seltene Konstellation aus niedrigem Gewicht und Ausstattung mit Spaßpotential möglich. Wir haben das Bike in Rahmengröße L mit 13,6 Kilo (ohne Pedale) gewogen. Das ist, für ein 140er-Bike mit dicken Maxxis-Schlappen und endurotauglicher Ausstattung nicht schlecht. Zum niedrigen Gewicht kommt noch dazu, dass das kleine 27,5 Zoll Hinterrad beim Beschleunigen deutlich weniger Power von der Wade fordert als ein vergleichbares 29er-Laufrad. Durch den kleineren Durchmesser liegt das Gewicht des Reifens und der Felge näher an der Nabe, was die Trägheit der rotierenden Masse deutlich reduziert. Diese Kombination macht nicht nur Antritte herrlich leichtfüßig, sondern weckt auch den Spieltrieb dieses Bikes.
Das 5010 ist eine Partymaschine auf dem Trail
Das niedrige Gewicht und die leicht zu beschleunigenden Laufräder kann man sich vorstellen wie eine „Save the Date“ Karte zur Hochzeit des Stammtisch-Kumpels. Mit den moderaten Geometriewerten und vor allem dem Mullet Laufrad-Setup, macht das 5010 die Einladung zur Party auf dem Trail dann perfekt. Die Einflüsse aus dem Enduro Racing haben Bikes mit verspieltem Handling zu einer bedrohten Art gemacht. Danke Santa Cruz, dass ihr uns mit diesem Bike daran erinnert, wie geil es ist über die Trails zu wieseln. Vor allem, wenn der Trail im Unterholz einen Haken nach dem anderen schlägt, blüht dieses Bike auf. Trails, die unter dem Federweg und Gewicht eines modernen Enduros nur noch langweilig erscheinen, machen dank der verspielten Leichtigkeit dieses Bikes höllischen Spaß. Aber Achtung: Werden die Sprünge zu groß, das Tempo zu hoch oder der Untergrund zu rau, meldet sich irgendwann das Fahrwerk. Auch wenn Gabel und Hinterbau exzellent funktionieren, stehen eben einfach nur 140 bzw. 130 Millimeter Federweg im Heck zur Verfügung.
Das Santa Cruz 5010 hat seriöse Konkurrenz
Klar ist: Wo viel Licht ist, fällt auch Schatten. Vor allem in steilen Anstiegen hat man mit dem kleinen Hinterrad das Gefühl, nahezu über der Steckachse zu sitzen. Und auch der Blick auf die Konkurrenz verrät, dass es Bikes in diesem Federwegsbereich gibt, die bergauf mehr am Gas hängen. Bikes wie das Canyon Neuron, Cubes Stereo One44 oder das Orbea Occam SL sind nicht nur deutlich günstiger, sondern auch mehr auf Vortrieb getrimmt. Wer vorhat, über die Alpen zu fahren oder lieber Kilometer frisst, anstatt quer über den Trail zu segeln, wird mit diesen Bikes glücklicher. Klar, dass wir euch den Vergleich mit den stärksten Konkurrenten hier angelegt haben.
Schwächen des Santa Cruz 5010
- Hoher Preis
- könnte insgesamt besser klettern
Stärken des 5010
- Lebenslange Garantie
- Guter Hinterbau
- Verspieltes Handling
- Gutes Gewicht (13,6 Kilo) trotz stabiler Komponenten
Alle Santa Cruz 5010 Modelle auf einen Blick
Wie gewohnt liefern wir nicht nur tiefgründige Einblicke in die Details. Im Gegensatz zu allen anderen Medien erlaubt es unser innovatives und absolut objektives Testsystem, euch Informationen zur kompletten Modellfamilie zu liefern. Der preisliche Einstieg bei den 5010 Modellen von Santa Cruz liegt bei knapp über 4000 €. Wen das andere Ende der Preisliste interessiert, für den haben wir das Rockrider AM 100 S von Decathlon für unter 2000 € getestet. Wer noch billiger über knackige Trails fahren will, der landet zwangsläufig bei einem Trailhardtail wie zum Beispiel dem Rose Bonero.
Fazit zum Santa Cruz 5010
Mit dem kleinen Hinterrad und der abfahrtsorientierten Ausstattung unterstreicht es seinen verspielten Fahrspaß auf dem Singletrail. Und damit ist es eigentlich genau das richtige Bike für Leute, die am liebsten Enduro fahren, aber nicht die passenden Strecken für ein echtes Enduro-Bike vor der Haustür haben. Denn das 5010 schafft es mit seinem niedrigen Gewicht wie kaum ein anderes Bike, einen Fahrspaß auf den Hometrails aufkommen zu lassen, die jetzt nicht von krassen Stunts oder Felsblöcken durchsetzt sind. Wo es viel Licht gibt, fällt natürlich auch Schatten. Klassische Allmountains, wie zum Beispiel das Canyon Neuron, klettern etwas besser. Der Preis ist gesalzen.