Zwischen Leichtbau und Fahrspaß

CUBE AMS ZERO99 C:68X Race im Test

Dem Cube AMS wird neues Leben eingehaucht. Denn das einst reinrassige Wettkampffully gibt es jetzt nur noch mit 110 mm Federweg und Teleskopstütze ab Werk. Ist es damit interessanter denn je, oder verbaut Cube die pure DNA des Bikes?

Cube AMS Zero99 Test
Cube verpasst seinem Racefully für 2025 mehr Federweg und eine Teleskopstütze. Wird es damit für Tourenfahrer interessanter?

Das CUBE AMS ZERO99 C:68X hat seine Fähigkeiten bereits auf höchstem Niveau eindrucksvoll unter Beweis gestellt: Die deutsche Kira Böhm, Teil des CUBE Factory Racing Teams, krönte die Mountainbike-Weltcup-Saison 2024 mit einem historischen Erfolg.

Beim Saisonfinale im kanadischen Mont-Sainte-Anne triumphierte die junge Deutsche und sicherte sich den Gesamtsieg im U23-Weltcup – sowohl im Short Track (XCC) als auch im Cross-Country (XCO). In diesem Testbericht nehmen wir das Serienmodell genauer unter die Lupe. Wie schlägt es sich auf unseren heimischen Trails, und machen es die jüngsten Änderungen auch für Freizeitradsportler interessanter?

Cube Phenix Test
Beim Race-Hardtail Phenix verweigert sich Cube dem Trend zu mehr Federweg. Hier bleibt man mit 100 mm und starrer Sattelstütze spartanisch unterwegs.
Cube Stereo ONE22
Wer mit 110 mm wie beim AMS partout nicht klarkommt, findet mit dem Stereo One22 auch ein sportliches Trailbike mit mehr Federweg im Cube-Portfolio.

Tschüss Vergangenheit – hallo 110 mm Federweg

Cross-Country-Bikes haben bislang immer eine Gratwanderung zwischen Sportgerät und Foltermaschine hingelegt. Ok, der Ausdruck ist übertrieben gewählt, aber mit sportlichen Sitzpositionen, 100 mm Federweg, schmalen Reifen und hohem Sattel kam der Fahrspaß in diesem Bike-Genre oft zu kurz. In einem Systemvergleich haben wir jedoch bereits das Ende dieses Purismus besiegelt. Zu groß sind die Entbehrungen, die man mit einem reinrassigen Racebike hat. Zu spitz die Zielgruppe, die solche Konzepte noch feiert.

Obwohl Cube mit seinen Elite-Hardtails am puristischen 100-mm-Konzept festhält, geht man mit den jüngsten AMS-Fullys einen Schritt in die Moderne. Anders als bei den Vorgängern gibt es die AMS-Bikes ab 2025 nur noch mit mehr Federweg und Teleskopstütze ab Werk.

Doch wie vielseitig ist es wirklich? Kann es so noch mit den Top-Bikes der XC-Kategorie mithalten? Und wie schlägt es sich bergab im Vergleich zu All-Mountain-Bikes?

Fox 34 SC-Federgabel
110 mm spendiert die Fox 34 SC Gabel an der Front des AMS Zero99.
Fox DPS-Dämpfer
Auch der Dämpfer im Heck gibt jetzt 110 mm Federweg frei. Das sind 10% mehr als bei den Vorgänger-Bikes.
Lenker-Lockout
Das komplette Fahrwerk lässt sich mit einem Lockouthebel am Lenker blockieren.

Gewicht: Wie leicht sind 11,6 kg?

Gefertigt aus CUBEs C:68X® Carbon, bietet der Rahmen ein sehr gutes Verhältnis von Steifigkeit zu Gewicht und wiegt lediglich etwa 1.600 g. Unser Testbike hat mit einer Shimano XT-Ausstattung ein Gesamtgewicht von 11,6 kg (ohne Pedale). In der teuersten Ausstattung für 8.000 € ist es laut Cube-Webseite sogar 1,5 kg leichter. Und damit ist klar: Gewichtstechnisch kann das Bike ganz vorne mitspielen. Auch ein Canyon Lux Worldcup im Test , ein Specialized Epic 2024 im Test oder ein Cannondale Scalpel 2024 Test sind nicht leichter.

Cube AMS-Test
Mit 11,6 Kilo ist man bergauf leichtfüßig unterwegs. Noch spürbarer als in langen Alpenanstiegen ist aber das Gewicht im welligen Terrain, wo man das Bike häufig beschleunigt.
Cube AMS Zero99 Gewicht
Wir hatten das CUBE AMS ZERO99 natürlich an unserer Werkstattwaage.
Cube AMS Zero99 Gewicht
Mit 11,7 Kilo fällt das Gewicht ohne Pedale sehr gut aus, wenn man bedenkt, dass unser Testbike noch im bezahlbaren Preisbereich unter 5000 € liegt.

Hinterbau: Never change a running system!

Was das Cube aber von allen anderen Racefullys klar abgrenzt: Es hat einen waschechten 4-Gelenker-Hinterbau. Die meisten Konkurrenten sparen sich das Horst-Link-Lager in der Kettenstrebe und ersetzen dieses durch flexende Sitzstreben. Das spart Gewicht und bringt Steifigkeit. Cube stellt jedoch die Hinterbaufunktion über alles.

Denn so kann der Hinterbau sensibel ansprechen und muss auch hinten raus im letzten Federwegsdrittel nicht gegen Materialverwindungen arbeiten. Die Federkennlinie bleibt vom Konstrukteur zu 100 % berechenbar.

Der entscheidende Unterschied des Cube AMS zu allen anderen Racefullys ist, dass dieses System mit einem vollwertigen 4-Gelenker-Hinterbau arbeitet. Die allermeisten Hersteller setzen in dieser Federwegsklasse auf ein Flex-Pivot-Design, bei dem sich der Hinterbau beim Einfedern verwinden muss. Mit der Entscheidung, ein Horst-Link-Lager zu verbauen, geht Cube Kompromissen bei der Hinterbaufunktion bewusst aus dem Weg.

Cube haucht dem AMS Zero99 eine leichte Progression ein. In der ersten Federweghälfte bleibt der Anti-Squat-Wert immer deutlich über 100 %, was das Bike antriebsneutral arbeiten lässt. Je schwerer der Gang, desto ruhiger wird der Hinterbau beim Treten.

Durch die Bewegung, die beim Fahren durch einen unruhigen Oberkörper verursacht wird, macht der Dämpfer dennoch minimale Bewegungen. Wer das unterbinden will, kann das komplette Fahrwerk vom Lenker aus blockieren. Leider gibt es hier nur „On“ oder „Off“. Eine Zwischenstufe, wie man sie von Scott-Bikes kennt, wäre ideal gewesen.

Hinterbau CUBE AMS
Cube vertraut trotz wenig Federweg auf einen Viergelenker-Hinterbau.
Horst Link Lager
Das Horst-Link-Lager in der Kettenstrebe vor der Radachse sorgt dafür, dass sich der Hinterbau völlig frei bewegen kann, ohne dass er sich verwinden muss. Eine Seltenheit in dieser Federwegsklasse.
Hinterbau Rocky Mountain
Zum Vergleich: Das Rocky Mountain Element arbeitet mit ultraflachen Kettenstreben an dieser Stelle, die beim Einfedern flexen.
Hinterbau-Abdeckung
Abdeckungen am Rockerhebel sorgen für eine saubere Optik ohne Blick auf die Dämpferverschraubung.

Rahmendetails

Dank integrierter Lagerschalen zur Winkelverstellung kann der Steuerrohrwinkel feinjustiert werden, um das Handling an individuelle Vorlieben anzupassen. Die Züge werden jedoch klassisch durch das Steuerrohr verlegt.

Im Rahmen ist sogar Platz für zwei Trinkflaschen, was auf langen Tagen im Sommer ein willkommenes Add-on ist. Doch sie werden nicht wie gewohnt an Sitz- und Unterrohr angebracht, sondern beide untereinander am Unterrohr.

Mit einem Rahmengewicht von 1600 Gramm (Herstellerangabe) ist das Cube voll im Rennen. Sogar minimalistischere Bikes wie das BH Lynx Race SLR kommen auf dasselbe Rahmengewicht.

Cube AMS Zugführung
Die Zugverlegung geht durch das Steuerrohr und nicht wie heutzutage oft üblich durch den Steuersatz.
Leitungen Cube AMS
Mit Leitungen für Bremse, Lockout, Schaltung und Teleskopstütze ist vor dem Lenker aber einiges los. Wer weniger Kabelsalat will, muss auch auf elektronische Komponenten bei Schaltung und Sattelstütze zurückgreifen.
PressFit Tretlager
Das Tretlager wird mit dem Pressfit-Standard in den Rahmen gepresst. Zum Wechseln wäre ein BSA-Standard schöner.
Flaschenhalter-Positionen
Ungewöhnlich, aber es funktioniert. Man kann den Flaschenhalter am Unterrohr auch tiefer anschrauben und darüber noch einen zweiten Flaschenhalter setzen.

Eine Rakete am Berg

Dank der langen Kettenstreben bleibt das Vorderrad auch in steilen Passagen zuverlässig am Boden, während der Hinterreifen stets optimalen Grip bietet – kein Rutschen, kein unnötiger Kraftverlust. Der 90 mm lange Vorbau bringt einen zudem in eine sportliche Sitzposition. So ist die nötige Vorspannung in der Gesäßmuskulatur gegeben, um mit hoher Effizienz in die Pedale zu treten. Der antriebsneutrale Hinterbau und die gut rollenden Reifen passen bergauf ins durchweg sportliche Bild des Bikes.

Newmen-Naben
Die Laufräder kommen vom Hauslieferanten Newmen.
Newmen BEskid 30 Felgen
Die Beskar 30-Felgen für das Racefully werden mit dem Zusatz "light" beworben.

Fahrspaß auf dem Weg bergab

Wir geben es zu: Wir haben dem Cube mehr zugemutet, als man sollte. Wir haben das AMS Zero99 auf Trails mitgenommen, die wir sonst auch gerne mit dem Enduro rocken. Natürlich musste man hier und da ein wenig zurücknehmen oder den einen oder anderen Sprung auslassen – aber insgesamt machte das Testbike auf den Downhill-Passagen einen hervorragenden Eindruck. Passt man die Geschwindigkeit etwas an, kommt man auch technische Trails sicher runter. Das war mit puren Racebikes nicht immer so. Die Shimano XT Bremsen verrichten einen erstklassigen Job.

An der einen oder anderen Stelle könnte der Rahmen minimal steifer sein, wenn man ihn im Gelände aktiv fährt. Ob dieses subjektive Gefühl, das einem in starken Kompressionen beschleicht, vom Rahmen, den Newmen Beskar Laufrädern oder den etwas schmächtigen 2,25 Zoll Reifen herrührt, ist auf dem Trail nicht eindeutig festzustellen.

Cube AMS Tourenbike
Das Cube AMS macht Spaß bergab, ist aber nicht das steifste Bike.
Vorbaulänge
Der 90 mm Lange Vorbau sorgt für eine sportliche Sitzposition. Kürzer Vorbauten machen das Handling direkter.

Einsatzbereiche

Das Cube ist ein Arbeitstier, das sowohl den Cross-Country-Renneinsatz als auch ausgedehnte Touren über moderate Strecken locker wegsteckt. Mit seiner leichten Bauweise und der optimierten Geometrie ist es eine sehr gute Wahl für anspruchsvolle Rennstrecken, die schnelle Anstiege und technische Abfahrten miteinander vereinen.

Cube AMS Einsatzbereich
Das AMS ist ein Tourenbike für leichte Trails. Krasse Strecken verlangen nach mehr als 110 mm Federweg.

Alle CUBE AMS Modelle

Cube liefert das AMS in vier Ausstattungsvarianten ab 3799 €. Zu den Bikes mit 110 mm Federweg an der Gabel (Zero99) gibt es auch noch die One11 Modelle mit 120 mm Federweg für mehr Spaß im Singletrail. Wer bergab noch mehr Fahrspaß sucht, findet wohl mit dem Cube Stereo One22 ein Modell mit mehr Federweg, aber auch etwas mehr Gewicht. Das Stereo One44 mit noch mehr Federweg beweist, dass Cube aktuell für Tourenbiker ein üppiges Portfolio hat.

Pro

  • guter Preis
  • gutes Gewicht
  • gute Allround-Eigenschaften

Contra

  • viele Kabel vor dem Lenker
  • nicht super steif

Fazit zum Cube AMS Zero99

Das Cube AMS Zero99 hat einen breiteren Einsatzbereich denn je. Dank der cleveren Ausstattung und des durchdachten Designs ist es nicht nur für Rennen eine gute Wahl, sondern auch ein hervorragendes Tourenfully für ambitionierte Fahrerinnen und Fahrer.

Mit seiner breiten Auswahl an Modellen und dem gewohnt starken Preis-Leistungs-Verhältnis von Cube bietet das Bike für jedes Budget und jeden Anspruch eine passende Option.

Über den Autor

Lukas Lamminger

... liebt es mit seinem Mountainbike der Schwerkraft zu huldigen. Egal ob im Bikepark, bei Enduro Rennen oder auf seinen Hometrails - wenn es bergab geht, ist er voll in seinem Element.

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