CUBE AMS ZERO99 C:68X Race im Test
Dem Cube AMS wird neues Leben eingehaucht. Denn das einst reinrassige Wettkampffully gibt es jetzt nur noch mit 110 mm Federweg und Teleskopstütze ab Werk. Ist es damit interessanter denn je, oder verbaut Cube die pure DNA des Bikes?



Tschüss Vergangenheit – hallo 110 mm Federweg
Cross-Country-Bikes haben bislang immer eine Gratwanderung zwischen Sportgerät und Foltermaschine hingelegt. Ok, der Ausdruck ist übertrieben gewählt, aber mit sportlichen Sitzpositionen, 100 mm Federweg, schmalen Reifen und hohem Sattel kam der Fahrspaß in diesem Bike-Genre oft zu kurz. In einem Systemvergleich haben wir jedoch bereits das Ende dieses Purismus besiegelt. Zu groß sind die Entbehrungen, die man mit einem reinrassigen Racebike hat. Zu spitz die Zielgruppe, die solche Konzepte noch feiert.
Obwohl Cube mit seinen Elite-Hardtails am puristischen 100-mm-Konzept festhält, geht man mit den jüngsten AMS-Fullys einen Schritt in die Moderne. Anders als bei den Vorgängern gibt es die AMS-Bikes ab 2025 nur noch mit mehr Federweg und Teleskopstütze ab Werk.
Doch wie vielseitig ist es wirklich? Kann es so noch mit den Top-Bikes der XC-Kategorie mithalten? Und wie schlägt es sich bergab im Vergleich zu All-Mountain-Bikes?



Gewicht: Wie leicht sind 11,6 kg?
Gefertigt aus CUBEs C:68X® Carbon, bietet der Rahmen ein sehr gutes Verhältnis von Steifigkeit zu Gewicht und wiegt lediglich etwa 1.600 g. Unser Testbike hat mit einer Shimano XT-Ausstattung ein Gesamtgewicht von 11,6 kg (ohne Pedale). In der teuersten Ausstattung für 8.000 € ist es laut Cube-Webseite sogar 1,5 kg leichter. Und damit ist klar: Gewichtstechnisch kann das Bike ganz vorne mitspielen. Auch ein Canyon Lux Worldcup im Test , ein Specialized Epic 2024 im Test oder ein Cannondale Scalpel 2024 Test sind nicht leichter.



Hinterbau: Never change a running system!
Was das Cube aber von allen anderen Racefullys klar abgrenzt: Es hat einen waschechten 4-Gelenker-Hinterbau. Die meisten Konkurrenten sparen sich das Horst-Link-Lager in der Kettenstrebe und ersetzen dieses durch flexende Sitzstreben. Das spart Gewicht und bringt Steifigkeit. Cube stellt jedoch die Hinterbaufunktion über alles.
Denn so kann der Hinterbau sensibel ansprechen und muss auch hinten raus im letzten Federwegsdrittel nicht gegen Materialverwindungen arbeiten. Die Federkennlinie bleibt vom Konstrukteur zu 100 % berechenbar.
Cube haucht dem AMS Zero99 eine leichte Progression ein. In der ersten Federweghälfte bleibt der Anti-Squat-Wert immer deutlich über 100 %, was das Bike antriebsneutral arbeiten lässt. Je schwerer der Gang, desto ruhiger wird der Hinterbau beim Treten.
Durch die Bewegung, die beim Fahren durch einen unruhigen Oberkörper verursacht wird, macht der Dämpfer dennoch minimale Bewegungen. Wer das unterbinden will, kann das komplette Fahrwerk vom Lenker aus blockieren. Leider gibt es hier nur „On“ oder „Off“. Eine Zwischenstufe, wie man sie von Scott-Bikes kennt, wäre ideal gewesen.




Rahmendetails
Dank integrierter Lagerschalen zur Winkelverstellung kann der Steuerrohrwinkel feinjustiert werden, um das Handling an individuelle Vorlieben anzupassen. Die Züge werden jedoch klassisch durch das Steuerrohr verlegt.
Im Rahmen ist sogar Platz für zwei Trinkflaschen, was auf langen Tagen im Sommer ein willkommenes Add-on ist. Doch sie werden nicht wie gewohnt an Sitz- und Unterrohr angebracht, sondern beide untereinander am Unterrohr.
Mit einem Rahmengewicht von 1600 Gramm (Herstellerangabe) ist das Cube voll im Rennen. Sogar minimalistischere Bikes wie das BH Lynx Race SLR kommen auf dasselbe Rahmengewicht.




Eine Rakete am Berg
Dank der langen Kettenstreben bleibt das Vorderrad auch in steilen Passagen zuverlässig am Boden, während der Hinterreifen stets optimalen Grip bietet – kein Rutschen, kein unnötiger Kraftverlust. Der 90 mm lange Vorbau bringt einen zudem in eine sportliche Sitzposition. So ist die nötige Vorspannung in der Gesäßmuskulatur gegeben, um mit hoher Effizienz in die Pedale zu treten. Der antriebsneutrale Hinterbau und die gut rollenden Reifen passen bergauf ins durchweg sportliche Bild des Bikes.


Fahrspaß auf dem Weg bergab
Wir geben es zu: Wir haben dem Cube mehr zugemutet, als man sollte. Wir haben das AMS Zero99 auf Trails mitgenommen, die wir sonst auch gerne mit dem Enduro rocken. Natürlich musste man hier und da ein wenig zurücknehmen oder den einen oder anderen Sprung auslassen – aber insgesamt machte das Testbike auf den Downhill-Passagen einen hervorragenden Eindruck. Passt man die Geschwindigkeit etwas an, kommt man auch technische Trails sicher runter. Das war mit puren Racebikes nicht immer so. Die Shimano XT Bremsen verrichten einen erstklassigen Job.
An der einen oder anderen Stelle könnte der Rahmen minimal steifer sein, wenn man ihn im Gelände aktiv fährt. Ob dieses subjektive Gefühl, das einem in starken Kompressionen beschleicht, vom Rahmen, den Newmen Beskar Laufrädern oder den etwas schmächtigen 2,25 Zoll Reifen herrührt, ist auf dem Trail nicht eindeutig festzustellen.


Einsatzbereiche
Das Cube ist ein Arbeitstier, das sowohl den Cross-Country-Renneinsatz als auch ausgedehnte Touren über moderate Strecken locker wegsteckt. Mit seiner leichten Bauweise und der optimierten Geometrie ist es eine sehr gute Wahl für anspruchsvolle Rennstrecken, die schnelle Anstiege und technische Abfahrten miteinander vereinen.

Alle CUBE AMS Modelle
Cube liefert das AMS in vier Ausstattungsvarianten ab 3799 €. Zu den Bikes mit 110 mm Federweg an der Gabel (Zero99) gibt es auch noch die One11 Modelle mit 120 mm Federweg für mehr Spaß im Singletrail. Wer bergab noch mehr Fahrspaß sucht, findet wohl mit dem Cube Stereo One22 ein Modell mit mehr Federweg, aber auch etwas mehr Gewicht. Das Stereo One44 mit noch mehr Federweg beweist, dass Cube aktuell für Tourenbiker ein üppiges Portfolio hat.
Pro
- guter Preis
- gutes Gewicht
- gute Allround-Eigenschaften
Contra
- viele Kabel vor dem Lenker
- nicht super steif

Fazit zum Cube AMS Zero99
Das Cube AMS Zero99 hat einen breiteren Einsatzbereich denn je. Dank der cleveren Ausstattung und des durchdachten Designs ist es nicht nur für Rennen eine gute Wahl, sondern auch ein hervorragendes Tourenfully für ambitionierte Fahrerinnen und Fahrer.
Mit seiner breiten Auswahl an Modellen und dem gewohnt starken Preis-Leistungs-Verhältnis von Cube bietet das Bike für jedes Budget und jeden Anspruch eine passende Option.