Zu ähnlich?

Santa Cruz Hightower vs. Bronson im Test

Das neue Santa Cruz Bronson und Hightower haben nicht nur die selben Federwege. Die Bikes teilen sich auch denselben Hauptrahmen. Wo der Unterschied steckt und welches Bike das bessere ist, verraten wir in unserem Back-to-Back-Test.

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Würde man zu zweit Bike-Quartett spielen und der eine hätte das Hightower, der andere das Bronson auf der Hand – die Runde würde unentschieden ausgehen. 160 mm Federweg vorne: beide. 150 mm Federweg hinten: beide. 14,9 kg Gewicht: beide. 63,9° Lenkwinkel: beide. Die beiden Bikes sind sich verdammt ähnlich.

Doch was unterscheidet das Geschwisterpaar? Der Hinterbau. Der Hinterbau des Hightower nimmt ein 29“-Hinterrad auf, der des Bronson nur ein kleineres 27,5“-Hinterrad. Das soll dem Bronson mehr Wendigkeit vermitteln und so den Fahrspaß boosten. Ob das stimmt, haben wir getestet.

Santa Cruz Bronson vs. Hightower
Links Bronson, rechts Hightower. Die Bikes sehen sich zum Verwechseln ähnlich und sind es auch. Der größte Unterschied liegt im kleineren 27,5-Zoll-Hinterrad des Bronsons.
Santa Cruz Hightower Test
Santa Cruz hat das Hightower mehr auf Tourenfahrer ausgelegt.
Santa Cruz Bronson Test
Es soll mit 160 mm Federweg an der Gabel, aber auch bergab kein Kostverächter sein.

Wer Santa Cruz sagt, muss auch Geldbeutel sagen.

Das Hightower unseres Tests steht in der edlen XO AXS Ausstattungsvariante für 8799 Euro da. Für so viel Geld bekommt man ein Fox Factory Kashima Fahrwerk, das an der Front aus einer 36 Grip2 Federgabel und am Heck aus einem Float X Dämpfer besteht.

Bis auf das Fox Fahrwerk kommt der Großteil der Ausstattung aus dem Hause SRAM. Geschaltet wird mit einem XO Transmission Antrieb und gebremst mit Maven Silver Bremsen. In Sachen Ausstattung sind die beiden Bikes identisch – bis auf die Reifen und den Sattel.

Mit 14,9 kg sind beide Bikes kein Leichtgewicht. Das Bronson macht seinen Gewichtsvorteil des kleineren Hinterrades mit schweren Reifen zugunsten von mehr Pannensicherheit wieder wett.

Neben der Hardware bekommen Santa Cruz Fahrer das gute Gefühl einer lebenslangen Garantie und das Versprechen, jedes Kleinteil im Worst-Case individuell ersetzen zu können.

14,9 Kilo wiegt das neue Hightower bei 160 mm vorne und 150 mm hinten in der 8799 € Version.
Sram Transmission-Schaltung
Klar, dass bei diesem Preis Srams neue Transmission-Schaltung verbaut ist.
Sram Maven Bremsen
Beim Fahrwerk greift man beim Preis von über 8000 € ganz oben ins Regal von Fox. Die Sram Maven Bremsen kommen in der "Silver" Version.

Wie klettern sie bergauf?

Für ein Bike mit fast 15 kg Gewicht tritt sich das Hightower erstaunlich unauffällig bergauf. Klar – ein Gipfelstürmer und Sprintass wie ältere Hightower-Modelle der 2. Generation mal waren, ist es nicht mehr. Im Vergleich zur 3. Generation ist die Leistung im Anstieg aber vergleichbar geblieben. Und im Vergleich zu anderen Bikes seiner Klasse ist sowohl das Hightower als auch das Bronson ein williger Kamerad für den Weg nach oben. Angenehm ruhig verhält sich der Hinterbau des Hightower, der selbst im offenen Modus kaum Tretenergie schluckt.

Legt man dann noch den Climb-Switch des Fox Float X Dämpfers um, ist der Hinterbau ruhig geschaltet. Der Unterschied ist deutlich spürbar, weshalb wir den Climb Switch rege nutzten – und das, obwohl er durch die tiefe Anordnung des Dämpfers nur mit einer Streckung nach unten zu erreichen ist.

Wenn der Weg zum Gipfel aber dann von befestigten Wegen abzweigt und auch im Uphill verblockte Passagen überwunden werden müssen, wünschten wir uns oft etwas mehr Gegenhalt vom Hinterbau. Die zwangsläufige Gewichtsverlagerung, die steile Uphills mit Stufen mit sich bringen, lässt den Hinterbau etwas in die Knie gehen. Das könnte auch am reduzierten Anti-Squat liegen, den man am neuen Hightower zugunsten eines feineren Ansprechverhaltens nach unten korrigiert hat.

Santa Cruz Hightower
Gehört immer noch zum Biken dazu: der Anstieg!
Santa Cruz Hightower
Und hier schlägt sich das Hightower tatsächlich etwas besser als das Bronson. Die Unterschiede sind aber nicht gravierend.

Geschwisterkampf im Uphill

Da sich das Hightower denselben Hauptrahmen mit dem Bronson teilt, haben wir die beiden Bikes in einem direkten Duell gegenübergestellt. Die Sitzposition wirkt auf dem Hightower etwas aufrechter – es fühlt sich an, als würde man höher sitzen. Bei nahezu identischen Geometriedaten muss die Kinematik dafür verantwortlich sein.

Denn obwohl die Hauptrahmen gleich sind, sind Hinterbau und Kinematik unterschiedlich. Das Bronson hat zugunsten eines besseren Ansprechverhaltens ein anderes Übersetzungsverhältnis und einen anderen Anti-Squat. Dadurch steht das Bike um den SAG-Punkt weniger stabil im Federweg und taucht mit zunehmender Gewichtsverlagerung nach hinten in den Federweg.

Bei gleichem Setup und gleicher Geometrie sitzt man auf dem Hightower im Uphill zentraler über dem Bike und kann somit effizienter Druck auf die Pedale bringen. Dass das Hightower darüber hinaus auch noch besser rollt, liegt lediglich an der dünneren EXO-Karkasse der Maxxis Reifen. Das Bronson steht für mehr Pannensicherheit zulasten der Rolleigenschaften auf einer dickeren EXO Plus Karkasse.

VPP-Hinterbau
Der VPP-Hinterbau wurde für die Neuauflage des Santa Cruz nochmals optimiert und verlangt nach einem präzisen Setup.
Fox Float X Dämpfer
Wem das leichte Wippen im Uphill nervt, der kann den Dämpfer einfach auch blockieren. Wir haben das so gemacht.
Maxxis EXO Reifen
Die leichten EXO-Reifen lassen das Hightower gut rollen.

Jekyll und Hyde – die zwei Gesichter des Hightower

Der Name Santa Cruz steht neben Haltbarkeit und Service-Freundlichkeit vor allem für Fahrspaß – Fahrspaß bergab. Wer das Bike wie ein Wirbelwind auf dem Trail von einer Seite zur anderen flicked, an jeder Kante abzieht und mit Spieltrieb ins Tal jodelt, der wird mit Hightower seine wahre Freude haben. Das Lieblingshabitat des Hightower sind daher flowige Trails, die Raum für Spieleinlagen bieten.

Auch in verblocktem Gelände weiß das Hightower zu überzeugen – zumindest so lange das Gelände so verblockt ist, dass man nicht einfach im Vollgasmodus draufhalten kann. Bei zurückhaltender, aber aktiver Fahrweise und sicherer Fahrtechnik begeistert das Hightower mit seinem präzisen und direkten Handling – genau richtig, um knifflige Trail-Sektionen spielerisch zu meistern.

Geht es bergab richtig zur Sache, verhält sich der Hinterbau etwas harsch und dürfte gerne satter auf dem Trail liegen. Es scheint, als würden die tadellosen Uphill-Qualitäten in der Abfahrt ihren Tribut zollen.

Erfreulicherweise geht das Geometrie-Konzept des Hightowers auf, sodass die ausbalancierte Geometrie die Hinterbau-Performance etwas kaschieren kann. Die Ausstattung ist tadellos, schenkt viel Vertrauen und wirkt grundsolide. Einzig die Reifen kommen mit der EXO-Karkasse und wilder Gangart in hartem Geläuf an die Grenzen ihrer Pannensicherheit.

Erfahrung Santa Cruz Hightower
Auf flowigen Trails fühlt sich das Hightower sichtlich wohl.
Test Santa Cruz Hightower
Doch mit dem Drop ins Steinfeld kommt der wahre Charakter zum Vorschein.

Ist das Bronson der bessere Allrounder?

Im direkten Vergleich zum Hightower liegt das Bronson deutlich satter auf der Strecke – so viel satter, dass der Wohlfühlfaktor für einen Wow-Effekt sorgt. Der Hinterbau nimmt schnelle, scharfe Schläge besser an und baut deutlich mehr Traktion auf. Zudem fühlt es sich an, als würde man tiefer im Bike stehen, was ebenfalls aufs Sicherheitsempfinden einzahlt.

Das Bronson ist definitiv der bessere Abfahrer. Muss man sich zwischen beiden Bikes entscheiden, fällt unser Tipp ganz klar aus: dezente Abstriche in der Uphill-Performance hinnehmen und zugunsten einer besseren Downhill-Performance das Bronson nehmen.

Hightower in Action
Je zorniger das Gelände wird, desto mehr schlägt die Stunde für das Santa Cruz Bronson.

Details bei Rahmen und Ausstattung

Die bissigen Maven Bremsen sind für mich ein Lichtblick am Horizont der SRAM Bremsen. Während mir Guide, G2 und Code bisher immer zu schwach auf der Brust waren, schlägt die Maven ins krasse Gegenteil. Hier liegt Power ohne Ende vor. Santa Cruz macht sich die Kraft der Maven zu Nutze und kombiniert den bissigen Stopper mit 180er-Bremsscheiben. Würde man bei nahezu jeder anderen Bremse an dieser Stelle nach größeren Bremsscheiben schreien, gibt es für die Maven mit 180er Scheiben die Bestnote. Die Bremse präsentiert sich mit zuverlässiger Standfestigkeit und überrascht dank der kleineren Scheiben mit hervorragender Dosierbarkeit. Cleverer Move, Santa Cruz.

Lange Zeit hatten mir Santa Cruz Bikes einfach zu flache Sitzwinkel. Aufgrund meiner Schrittlänge muss ich den Sattel weit ausziehen – weshalb man bei vielen Santa oft zu weit hinten saß. Aber in diesem Punkt hat Santa sein Geometrie-Konzept mit steileren Sitzwinkeln überarbeitet. 77,9° misst der Sitzwinkel im flachen Setting.

Sattelstütze
Die OneUp Sattelstütze liefert 200 mm Hub. Das kurze Sitzrohr würde sogar noch mehr zulassen.
Rahmenschutz
In Europa belächelt, in den USA Pflicht. Der Unterrohrprotektor, wenn man das Bike über die Heckklappe des Pickups schmeißt.
BSA-Tretlager
Mit dem geschraubten BSA Tretlager bleibt Santa Cruz seiner "easy Service" Strategie treu
Dämpferschutz
Der Dämpfer wird durch zwei Schutzbleche vor direktem Dreckbeschuss bewahrt.
Staufach
Darf heutzutage auch nicht fehlen: das Staufach im Unterrohr, oder wie Santa Cruz es nennt, die "Glovebox".
Glovebox
Der Deckel sitzt dank gutem Verschluss klapperfrei.
Zugführung
Zugverlegung durch den Steuersatz gibt es bei Santa Cruz nicht. Den Zug für eine mechanische Schaltung kann man bei den CC Rahmen gar nicht mehr verlegen.
Kettenstrebenschutz
Der Kettenstrebenschutz ist robust, angeschraubt und deckt die Kettenstrebe weit nach vorne ab.
Sram Magura Bremse
Srams Maven hat üppig Power, dass hier eine kleine 180er Scheibe am Vorderrad verbaut ist, merkt man im Fahrbetrieb nicht.

Wer vergleicht, weiß mehr

Wer sich die Unterschiede in der Geometrie zwischen Bronson und Hightower im Detail ansehen will, kann das mit unserer Vergleichsfunktion machen. Beide Modelle kosten gleich viel. Einen eigenständigen Testbericht zum Bronson V5 haben wir ebenfalls auf Lager.

Vorteile des Hightower

  • guter Allrounder
  • klettert trotz 14,9 kg gut
  • lebendig im Handling

Nachteile des Hightower

  • relativ teuer
  • Bronson fährt im extremen Gelände besser

Fazit zum Duell zwischen Hightower und Bronson

Das Hightower ist ein Allrounder, dessen größte Stärke im Vorwärtsdrang liegt. Das Bike marschiert wacker nach oben und punktet bergab mit Lenkpräzision und Spieltrieb. Auf verblockten Trails lässt sich das Hightower punktgenau manövrieren – solange man in Sachen Speed zwei Gänge zurückschaltet. Je schneller und wilder es zur Sache geht, bekommt das Hightower weiche Knie. Die Shredder in der Santa Cruz Fan Gemeinde sind deshalb mit dem Bronson besser beraten. Denn dieses Bike hängt bergab nochmal anders am Gas. Das Hightower dagegen ist ein super Bike für technikverliebte Tourenfahrer. Santa Cruz hält im Federwegsbereich von 160 mm an der Gabel beide Optionen bereit.

Über den Autor

Maxi Dickerhoff

...liebt es, mit der Hangabtriebskraft zu spielen und bewegt Mountainbikes bergab meist in Schräglage. Sein Fahrstil verlangt den Bikes alles ab, seine Liebe zum Detail macht seine Tests zu einer wahren Hilfe für alle Biker.

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