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Rock Shox Reverb AXS im Test

Die neue Rock Shox Reverb AXS geht mit an die größten Painpunkte von Teleskop-Sattelstützen ran. Denn sie soll nahezu wartungsfrei funktionieren. Im Test haben wir überprüft, ob das auch wirklich so ist.

RockShox Reverb AXS Test
RockShox legt seine Reverb-Funksattelstütze neu auf. Das Hauptaugenmerk lag dabei vor allem auf einer besseren Haltbarkeit.

Versenkbare Sattelstützen sind nach der Erfindung der Scheibenbremse und dem Fahrwerk wohl das Teil, das den Bikesport in den letzten drei Jahrzehnten am meisten geprägt hat. Mittlerweile will niemand mehr auf den Zugewinn an Fahrspaß durch eine Variostütze verzichten. Wer sich fragt, wo genau die Vorteile liegen, findet die Antwort in diesem Artikel.

Aber bei allem dem Lob, kommen aktuelle Variostützen auch mit ein paar Lastern ihrerseits um die Ecke. Ihre Montage mit der Zugverlegung, mit Knick im Tretlagerbereich ist oftmals tricky. Sie haben alle Spiel am Sattel und brauchen regelmäßig Liebe. Die Kartuschen ziehen Luft, oder die Buchsen schlagen aus. Die Dinger sind echt anfällig.

Nachdem das Thema mit der Zugverlegung bei der elektronischen AXS Version, die per Funk angesteuert wird ohnehin kein Problem ist, hat sich Rock Shox bei der Neuauflage primär dem Thema Haltbarkeit verschrieben. Dazu hat man die komplette Konstruktion des Vorgängers über den Haufen geworfen.

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Wir haben die neue Reverb in einem Cube AMS Testbike verbaut.
RockShox Remote Hebel
Der Remote-Hebel ist nicht im Lieferumfang der Stütze dabei. Die Stütze lässt sich mit allen SRAM AXS Hebeln pairen.

Hard Facts zur neuen RockShox Reverb AXS

Rock Shox hat seine Hausaufgaben gemacht und bietet die Stütze in allen erdenklichen Versionen aus Durchmesser und Hub an. Beachtlich ist, dass es jetzt sogar eine Stütze mit üppigen 250 mm Hub gibt, da kann keiner mehr meckern. Beim Gewicht und auch beim Klemmkopf erfindet man sich nicht neu, sondern geht den klassischen Weg.

Die Stütze arbeitet mit den klassischen AXS Akkus, die auch mit den Rock Shox Flight Attendant Fahrwerken und den Sram Schaltungen kompatibel sind. Bei der Schaltung hält der Akku in etwa 40 Stunden, bei der Sattelstütze dürfte die Laufzeit locker doppelt so hoch ausfallen.

  • Hub-Varianten: 100 mm, 125 mm, 150 mm, 175 mm, 200 mm, 225 mm, 250 mm
  • Länge je nach Hub: 337,2 mm, 342,2 mm, 387,2 mm, 392,2 mm, 437,2 mm, 442,2 mm, 487,2 mm, 492,2 mm, 537,2 mm, 542,2 mm, 587,2 mm
  • Verfügbare Durchmesser: 30,9 mm, 31,6 mm, 34,9 mm
  • Klemmung am Kopf: kompatibel mit runden (7 mm) und ovalen (7 × 9 mm & 7 × 10 mm) Sattelgestellen
RockShox Reverb AXS Test
Ohne Teleskopstützen geht selbst bei Marathon-Fullys heute nichts mehr. Die Dinger sind Pflicht, machen in der Regel aber auch immer Ärger.
RockShox Reverb AXS Sattelklemmung
Sowohl runde 7 mm Rails wie auch ovale 9 mm Sattelrails passen in den Stützenkopf.
RockShox AXS Akku
Der Akku ist vom Stützenkopf nach unten gewandert. Durchs Querverbauen baut die Stütze niedriger als ihre Vorgängerin.

Kein Öl, weniger Probleme

Ein großer Vorteil der RockShox Reverb AXS ist ihr stark reduzierter Wartungsaufwand. Bei der alten Reverb war laut Rock Shox offiziell alle 50 Betriebsstunden ein Service fällig. Die Amis haben wohl gemerkt, dass niemand auch nur annähernd dieses Intervall eingehalten hat. Die Folge waren Probleme. Sattelstützen, die Luft gezogen haben oder ausgeschlagen waren, sind eher die Regel wie die Ausnahme.

Mit der neuen Empfehlung der Serviceintervalle wird deutlich, dass man hier eine komplett neue Strategie fährt. Die empfohlenen Service-Intervalle wurden deutlich verlängert:

  • 300-Stunden-Service:: Leichte Wartung mit Schmierung.
  • 600-Stunden-Service:: Austausch von O-Ringen und Buchsen.

Möglich wird das durch eine neue Bauweise ohne Öl-Kartusche, sondern mit zwei überlagernden Luftkammern.

  • Die Stütze enthält nur 2,6 ml Öl zur Schmierung.
  • Durch die neue Luftkammertechnologie ist keine Entlüftung mehr notwendig.
  • Man kann in eingefahrener Position das Bike am Sattel aufhängen, ohne dass die Stütze einen Schaden nimmt oder Luft zieht.

Damit ist die neue Reverb AXS nahezu wartungsfrei, was sie von vielen anderen Modellen abhebt.

RockShox Reverb AXS Test
Der Akku liegt vom Dreckbeschuss geschützt am vorderen Ende der Stütze. Leider lassen sich E-Bike-Akkus nicht direkt an die Stütze anschließen.

Auffällig: Wenig seitliches Spiel

Was schon beim Verbauen der neuen Stütze auffällt. Die Stütze hat im Neuzustand keinerlei seitliches Spiel. Greift man mit der Hand an die Sattelspitze, lässt sich diese nicht seitlich bewegen. Und auch wenn man versucht, den Sattel nach vorne und hinten zu „nackeln“, zeigt die Stütze, trotz üppigen 175 mm Hub, kein Spiel. Das ist wirklich auffällig, weil das bei anderen Premiumsattelstützen schon im Neuzustand eigentlich normal ist.

Auch nach den ersten Testkilometern hat sich daran vorerst nichts geändert. Wir bleiben gespannt, wie sich die Stütze im weiteren Testverlauf in Sachen Spiel schlägt.

RockShox Reverb AXS seitliches Spiel
Der klassische Test. Hand auf den Sattel legen und den Sattel seitlich drehen. Wir waren überrascht. Die neue Reverb hat hier kein Spiel. Das ist bei der Fox Transfer Neo anders.

Gewicht

Mit 675 Gramm fällt das Gewicht der 30.9er Stütze mit 175 mm Hub gut, aber nicht sensationell aus. Wer auf Leichtbau gehen will, wird wohl eher mit anderen Stützen wie der Bike Yoke Divine SL glücklich, die bei weniger Hub üppige 300 Gramm leichter ist.

Auch Fox‘ neue elektronische Sattelstütze, die Fox Transfer Neo, spielt in etwa in derselben Gewichtsklasse.

RockShox Reverb AXS Gewicht
675 Gramm bei 30,9 mm Durchmesser und 175 mm Hub können sich sehen lassen.
Fox Transfer Neo Gewicht
Zum Vergleich: Die Fox Transfer Neo ist bei 200 mm Hub und 34,9 mm Durchmesser schwerer. Liegt bei vergleichbaren Werten aber in etwa auf dem selben Niveau.
Bike Yoke Divine SL
Wer wirklich auf Leichtbau gehen will, kommt an Stützen wie der Bike Yoke Devine SL mit Bowdenzug nicht vorbei. Die ist gleich mal 300 Gramm leichter.

Neue Dämpfungsfunktion: Active-Ride-Funktion

Ein neues Feature der Sattelstütze ist die ActiveRide-Funktion: Bei einem abgesenkten Sattel kann die Stütze aktiv federn, was für mehr Komfort sorgt. Der Druck in der Stütze ist zwischen 400 und 600 PSI einstellbar, sodass sie individuell an das Fahrergewicht und den bevorzugten Fahrstil angepasst werden kann.

So hat man vor allem bei der Verwendung in einem Hardtail eine leicht dämpfende Komponente mit dieser Sattelstütze, was im Gelände sehr angenehm ist. Diese Funktion tritt aber nur in Kraft, sobald man die Stütze mindestens um 1-2 Millimeter versenkt hat. Und die Stütze bewegt sich dann auch nur in einem sehr kleinen Bereich von 3-5 mm. Sie federt nicht über den vollen Hub, erhöht den Komfort aber spürbar.

Active Ride Funktion
Ist die Stütze auch nur 1 mm abgesenkt, rastet sie nicht mehr knallhart ein, sondern hat einen Dämpfungsbereich von ca. 5 mm. Hardtail-Fahrer werden das lieben.
Active Ride-Funktion
Denn so lässt sich der Komfort auf langen Schotterpassagen oder Geländeanstiegen schnell und einfach erhöhen.

Preis-Leistungs-Verhältnis

Mit einem Preis UVP von 600 € ist die RockShox Reverb AXS günstiger als ihre Vorgänger, aber immer noch teurer als kabelgebundene Alternativen. Mechanische Dropper-Post-Systeme mit Remote-Hebel sind bereits ab 270 € erhältlich. Zu der elektronischen Sattelstütze muss zudem noch der Remote-Hebel extra gekauft werden. Der ist im Bundle nicht mit enthalten. Fox ist mit seiner Transfer Neo Stütze fast doppelt so teuer unterwegs. So gesehen ist der Preis in Ordnung.

Fox Transfer Neo
Preislich eine ganz andere Nummer. Die Fox Transfer Neo ist im UVP doppelt so teuer.
Fox Transfer Neo Hebel
Sie benötigt außerdem einen eigenen Remote-Hebel und kann nicht mit gängigen SRAM-Hebeln kombiniert werden.

Pros

  • kein Spiel
  • servicefreundlicher
  • keine Kabel
  • viele Optionen beim Hub

Cons

  • optisch aufdringlich
  • Remote nicht im Lieferumfang dabei
  • E-Bike-Akkus lassen sich nicht direkt anschließen

Fazit zur neuen RockShox Reverb

Rock Shox geht mit der Neuauflage der Reverb AXS an die wirklich kritischen Punkte von Teleskopsattelstützen ran. Statt am Gewicht zu schrauben, nimmt man vor allem die Haltbarkeit ins Visier. Ohne Spiel ab Werk und mit der neuen Dämpfungsfunktion setzt man hier neue Akzente, die es so noch nie gab. So muss es sein, wenn man 600 € für eine Sattelstütze verlangen will. Die Möglichkeit, die Stütze bei E-Bikes aus dem Hauptakku mit Strom zu versorgen, hat man allerdings verpasst.

Über den Autor

Ludwig Döhl

... hat mehr als 100.000 Kilometer im Sattel von über 1000 unterschiedlichen Mountainbikes verbracht. Die Quintessenz aus vielen Stunden auf dem Trail: Mountainbikes sind geil, wenn sie zu den persönlichen Vorlieben passen! Mit dieser Erkenntnis hat er bike-test.com gegründet, um Bikern zu helfen, ein ganz persönliches Traumbike zu finden.

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