Test: Orbea Oiz
Das Orbea Oiz ist seit Jahren ein fester Bestandteil der XC-Weltcupszene – leicht, schnell und kompromisslos auf Vortrieb getrimmt. Mit mehr Federweg, moderner Geometrie und einer klaren Ansage Richtung Down-Country will es sich aber vielseitiger aufstellen.


Fahrwerk im Detail
Technisch basiert das Fahrwerk weiterhin auf einem Single-Pivot-Design mit flexenden Sitzstreben – leicht, wartungsarm und auf Effizienz getrimmt. Während frühere Oiz-Modelle wahlweise mit 100 mm oder 120 mm erhältlich waren, setzt Orbea nun voll auf 120 mm – ein klares Statement in Richtung moderner XC-Ansprüche, in denen Down-Country und technische Trails immer mehr zum Standard werden.


Auf dem Trail: Effizienz trifft Kontrolle
Kaum sitzt man auf dem Oiz, wird klar: Dieses Bike will vorwärts. Die Sitzposition ist sportlich. Mit dem kurzen Steuerrohr liegt relativ viel Last auf den Handgelenken. Sportliche Fahrer lieben diese effiziente Position. Weniger sportliche Fahrer müssen sich daran unter Umständen erst gewöhnen. Bergauf spielt das Oiz seine Stärke voll aus, auch wenn unser Testbike mit 11,5 Kilo kein absolutes Leichtgewicht darstellt. Gemessen am Preis von ca. 6000 € (mehr zu den Customotionen später) ist das Gewicht aber völlig in Ordnung. Es ist schlichtweg die Realität, wenn man eine Teleskop-Sattelstütze und 120 mm Federweg in Kombination mit dicken 2,4er Reifen haben will. Die hohe Tretlagersteifigkeit und das straffe, wippfreie Fahrwerk sorgen für ein sehr direktes Fahrgefühl. Mit dem Lockout-System lässt sich das Fahrwerk in drei Stufen anpassen – offen, Plattform oder komplett gesperrt. Besonders auf langen Kletterpassagen oder Asphaltstücken ein echter Vorteil. Der neue Hebel mit “Kugelschreiber-Mechanismus” erleichtert zudem das Handling.



Bergab: Rakete oder Rohrkrepierer?
Doch der eigentliche Unterschied zum Vorgänger (den Modellen vor 2023) und klassischen Racefullys mit 100 mm Federweg zeigt sich bergab: Mit einem Lenkwinkel von 67 Grad und einem verlängerten Reach (450 mm bei Rahmengröße M) fährt sich das neue Oiz deutlich souveräner. In schnellen Kurven liegt es satt auf dem Trail, bei technischen Passagen wirkt es kontrollierter, ohne träge zu sein. Das laufruhige Fahrverhalten bei hohem Tempo macht das Oiz zum echten Spaßgerät – nicht nur für die Rennstrecke.



Ausstattung & Varianten: Für fast jedes Budget
Orbea bietet das Oiz in einer breiten Modellpalette an – vom günstigen Aluminiumrahmen bis hin zum ultraleichten OMX-Carbonrahmen mit Top-Komponenten. Je nach Ausstattung wiegt das Oiz teilweise sogar unter 11 Kilogramm (z. B. mit Fox 34 SC und SRAM XX SL Transmission) und bleibt dabei alltagstauglich genug für Marathon-Etappen oder sportliche Touren. Besonders gelungen ist auch die Integration von Zubehör: Zwei Flaschenhalter finden im Hauptrahmen Platz. Ein Staufach wie bei anderen Bikes hat das Oiz nicht. Unterm Oberrohr lassen sich mit einem Strap aber Ersatzschlauch und CO2-Kartusche verstauen.


MYO - Personalisierung möglich
Orbea ist einer der wenigen Hersteller, der es seinen Kunden ermöglicht, sein Neurad in vielerlei Hinsicht zu personalisieren. Die Optionen gehen von einer individuellen Lackierung bis hin zum Austausch einzelner Komponenten. Wer also viel Wert auf bestimmte Baugruppen legt, kann sich sein Orbea Oiz hier kleinteilig upgraden, ohne dass er gleich aufs Topmodell gehen muss. Möglich wird das, weil Orbea seine Räder in Spanien lackiert und montiert und hier wirklich ein geschicktes System mit Online-Bestellung und Click und Collect Abholung bei seinen Händlern etabliert hat. Diesen Service gibt es in dieser Form sonst bei keinem Hersteller, der die Größe von Orbea hat und generell attraktive Preise bietet.

Positives am Oiz
- steifer Carbonrahmen
- 120 mm Federweg sorgen für vielseitigen Einsatz
- Dreistufiger Lockout, ideal für wechselndes Gelände
- Breites Modellangebot von Alu bis High-End-Carbon
Nachteile des Oiz
- Squidlock-Remote und Kabelintegration teils fummelig
- Hoher Preis für Top-Modelle

Fazit: Für Racer mit Trail-Ambitionen
Das Bike bleibt ein echtes XC-Racegerät – leicht, direkt und vortriebsstark –, bietet aber zugleich ein Maß an Kontrolle und Fahrspaß, das man früher nur bei Trailbikes fand. Wer schnelle Marathonrennen fährt, regelmäßig auf technische Trails trifft oder einfach ein sportliches, modernes Bike für ambitionierte Touren sucht, wird am Oiz viel Freude haben. Die Topmodelle sind nicht günstig. Die Option, ein günstigeres Modell über das MYO-System zu individualisieren, kommt da perfekt gelegen.