ein Exot in den deutschen Wäldern

Das Salsa Blackthorn im Test

Salsa wird vor allem für ihre Adventure- und Gravelbikes geschätzt. Uns stellt sich die Frage: Können die US-Amerikaner auch ein Mountainbike bauen, das bergab richtig glänzt? Wir wollten es genau wissen und haben das Blackthorn unter die Lupe genommen.

Salsa Blackthorn Testbericht
Ist das Blackthorn ein Flop – oder kann Salsa auch im Mountainbike-Segment mithalten?

Premium Bikes sind aus Carbon. Während ihre Kombination aus geringem Gewicht und hoher Steifigkeit gefeiert wird, werden Alu-Bikes häufig als Kompromisslösung gesehen – erschwinglicher, unempfindlicher gegenüber Schlägen und Belastungen. Dagegen sind sie meist schwerer und weniger dynamisch im Fahrverhalten. Trotz dieser Vorurteile gibt es unter Bike Brands einen harten Kern an Alu-Fans, die auf die Robustheit und Haltbarkeit des Materials schwören. Raaw, Crossworx, Nicolai sind die deutschen Vertreter der Fraktion Alu.

Die Amis von Salsa sehen das Thema nicht ganz so dogmatisch und bauen das Blackthorn sowohl in einer Carbon- als auch in einer Aluminium-Variante. Wir haben uns für den Test das Alu-Modell vorgenommen, um herauszufinden, wie sich dieses Bike auf den Trails schlägt und ob das zusätzliche Gewicht im Vergleich zur Carbon-Version tatsächlich ins Gewicht fällt.

Mit einem Gesamtgewicht von 15,4 kg gehört das Blackthorn sicherlich nicht zu den Leichtgewichten in seiner Federwegsklasse. Roses Root Miller kostet unter 3000 € und wiegt 600 Gramm weniger. Cube und Canyon Bikes bleiben in der Preisklasse um die 5000 € sogar unter 14 Kilo. Doch ist das Mehrgewicht in der Praxis wirklich ein Nachteil – oder gibt es Aspekte, in denen das Alu-Blackthorn vielleicht sogar Boden gutmachen kann?

Salsa Blackthorn Rahmenmaterial
Die Firma Salsa produziert das Blackthorn mit Carbon- als auch Alu-Rahmen.
Salsa Blackthorn Trail
In Sachen Gewicht punktet das Salsa mit 15,4 kg nicht. Doch glänzt es dafür in einem anderen Segment?

Details am Rahmen

Prinzipiell kommt das Salsa recht simpel daher. Zugverlegung durch das Unterrohr, keine Auffälligkeiten bei der Verarbeitung und ein Hinterbausystem mit einem Split Pivot (getrenntem Lager) rund um die Hinterradachse. Nichts, das so bislang nicht gesehen hätte.

Eine kleine Spielerei hat es dennoch. Ein Flip-Chip-System ermöglicht es dem Fahrer, die Geometrie des Bikes zwischen einem „High“ und „Low“-Setting zu wechseln. Im High-Modus bietet das Bike eine höhere Tretlagerposition und steilere Winkel, die sich ideal für technische Anstiege oder engere Kurven eignen. Im Low-Modus hingegen wird das Tretlager abgesenkt und die Geometrie etwas flacher, was für eine ruhigere, stabilere Abfahrt sorgt und besonders auf steilen oder schnellen Trails mehr Vertrauen schafft. Ein sinnvolles Feature, das aber auch viele andere Hersteller haben.

Leider gibt es aufgrund des Designs mit liegendem Dämpfer im Rahmen nur begrenzten Platz für Trinkflaschen: Im L-Rahmen passt lediglich eine 500-ml-Flasche – für längere Touren dürfte das für einige Fahrer etwas knapp sein.

Ein weiteres Detail, das auffällt, sobald man losfährt, ist die Geräuschentwicklung der Brems- und Schaltzüge. Bei ruppigen Passagen neigen die Züge dazu, im Rahmen zu klappern, was in technischen oder schnellen Abschnitten nervt. Mit kleinen Schaumstoffhüllen beim Aufbau des Bikes kann man hier für Ruhe sorgen.

Salsa Blackthorn Trinkflasche
Unter den exotischen Dämpfern passt lediglich eine 500 ml Flasche.

Exotisches Fahrwerk am Testbike

Unser Testbike überraschte mit einer ungewöhnlichen Ausstattung: Statt der üblichen RockShox- oder Fox-Komponenten fanden wir an der Front eine Cane Creek Helm Air MK2-Gabel und am Heck den Cane Creek DB Kitsuma Air-Dämpfer – eine willkommene Abwechslung, mit der der deutsche Importeur Cosmic Sports dem Bike eine besondere Charakteristik verlieh. Der Dämpfer überzeugte auf den anspruchsvollen Trails im Bikepark am Geißkopf und bot dem Hinterbau viel Kontrolle und Stabilität. Selbst in harten, schnellen Passagen verhielt sich das Heck sehr solide, was dem Bike spürbare Sicherheit und Spurtreue gab. Die Kombination aus Dämpfer und Fahrwerk ist wirklich gelungen. Die Gabel hingegen zeigte sich etwas weniger belastbar: Im Vergleich zur Fox 36, die wir zeitgleich an einem Raaw Jibb V2 testen konnten, stieß die Helm Air auf härteren Streckenabschnitten schneller an ihre Grenzen und lieferte weniger Reserven in extremem Terrain. Das Setup der Cane Creek Federelemente ist zudem ein Fall für Enthusiasten. Hier muss man viel probieren, um zur bestmöglichen Einstellung zu kommen.

Cane Creek Helm Federabel
Die selten gesehene Federgabel von Cane Creek kommt teilweise schnell an ihre Grenzen, harmoniert aber mit dem Dämpfer der gleichen Marke sehr gut.
Cane Creek DB Kitsuma Dämpfer
Der DB Kitsuma Air Dämpfer punktet nicht nur in Sachen Alleinstellungsmerkmal, sondern auch in seiner Funktion.

Formula Cura Bremsen: Taugen die was?

Für die Verzögerung sorgten an unserem Blackthorn die Formula Cura 4 Bremsen. Die Mineralölbremse lässt sich werkzeuglos einstellen und ist preislich attraktiv, was sie für individuelle Aufbauten interessant macht.

Trotzdem fehlte es ihr in manchen Situationen an stärkerer Bremskraft, die man etwa bei einer SRAM Code RSC oder Shimano XT erwarten kann. Sie funktioniert auf einem guten Niveau, im Vergleich zu anderen 4-Kolben-Anlagen fällt ihre Power eher durchschnittlich aus. Hinzu kommt, dass am Testbike nur kleine Bremsscheiben montiert waren, die Bremse sehr wenig Leerweg hat, bis man am Druckpunkt angelangt. Das ist nicht schlecht, aber man muss sich daran gewöhnen.

Formula Cura Bremse
Werkseitig ist vorne eine 180-mm- und hinten eine 160-mm-Bremsscheibe verbaut.

Schaltung mit individuellem Pep

Unser Testbike war mit auffälligen lila Komponenten ausgestattet, darunter die hochwertige Helix Kassette von Ethirteen, die einen exzellenten Eindruck hinterließ und hervorragend mit der Sram-Schaltung harmonierte. Sram selbst rät von dieser Kombination ab, uns fällt kein Grund ein, warum man diese Kassette nicht empfehlen kann.

Die Helix Kassette bietet spannende Farboptionen. Ist preislich etwas günstiger als eine Sram XO Eagle Kassette und bietet mit 9-52 Zähnen sogar mehr Bandbreite. Das kleine 9er Ritzel öffnet die Option auf ein kleineres Kettenblatt an der Kurbel. Zudem ist die Kassette etwas leichter als vergleichbare Produkte von Sram. Fakten zur Dauerhaltbarkeit können wir nach unserem Test leider nicht liefern, aber in dem Punkt haben wir noch keine Kassette erlebt, die einer Sram XO Eagle Kassette das Wasser reichen könnte. Das würde uns auch bei der Ethirteen Helix Kassette wundern.

Ähnlich wie mit der Kassette verhält es sich auch mit den Ethirteen Reifen. Die Grappler Enduro Reifen beeindruckten durch ihre hervorragende Traktion, selbst auf nassem Untergrund, und sorgten so für viel Grip und Kontrolle auf den unterschiedlichsten Trails. Diese Reifen müssen sich in unserem Test nicht hinter den Schlappen von Maxxis, Conti und Schwalbe verstecken.

E*thirteen Komponenten
Die E*thirteen-Komponenten sorgen neben dem guten Look auch für reibungslose Funktionalität.
E*thirteen Reifen
Auch bei Reifen und Laufradsatz wurde passend auf die Amerikaner von e*thirteen gesetzt.

Geometrie & Größenwahl

Ein markanter Punkt beim Salsa Blackthorn ist die Größe des Bikes. Um die optimale Passform zu gewährleisten, sollte man vor dem Kauf unbedingt die Reach-Werte genau analysieren. In der Größe L liegt der Reach bei 490 mm, was bei vielen anderen Herstellern eher einer Größe XL entspricht. Dieser verlängerte Reach bringt klare Vorteile mit sich: Er sorgt für eine gesteigerte Stabilität und erhöhten Grip, was insbesondere bei schnellen Abfahrten und technisch anspruchsvollen Strecken von Vorteil ist. Trotzdem könnte es für einige Fahrer sinnvoll sein, eine Größe kleiner in Betracht zu ziehen, um ein agileres Handling zu erreichen, welches man sich ja von einem All Mountain erhofft. Die Kettenstrebe hingegen ist mit 432 mm relativ kurz gehalten, was den gesamten Radstand in einem moderaten Bereich hält. Dieses kurze Heck gleicht somit den langen Reach etwas aus, damit die Wendigkeit in engeren Kurven verbessert wird.

Salsa Blackthorn Größenwahl
Bei einem Blick auf die Reach-Werte ist zu erkennen, dass das Blackthorn ziemlich groß bzw. lang ausfällt.

Hinterbau-Charakteristik im Uphill

Der Hinterbau arbeitet selbst im kleinsten Gang sehr antriebsneutral. Hier ist die Handschrift von Entwicklerlegende Dave Weagle ganz klar zu erkennen, der seit jeher eng in die Hinterbauentwicklung von Salsa involviert ist.

Weagle ist dafür bekannt, Bikes zu konstruieren, die sich exzellent bergauf treten lassen. Und das trifft auch auf das Blackthorne zu. Zumindest, was den Hinterbau angeht. Denn der funktioniert in allen Gängen und selbst im Wiegetritt antriebsneutral und bleibt dennoch sensibel gegenüber kleinen Schlägen. Ein Problem gibt es aber dennoch, wenn es bergauf geht.

Der Drehpunkt in der Kettenstrebe sitzt direkt auf der Hinterradachse. Dieses Split Pivot reduziert die Einflüsse der Bremse auf den Hinterbau.
Salsa Blackthorn Hinterbaukinematik
Bei der Konstruktion des Hinterbaus hinterlässt Dave Weagle seine Spuren.

Sind 15,4 Kilo zu viel?

Das Blackthorn, in der Aluminium-Variante, bringt mit 15,4 kg einiges an Gewicht auf die Waage. In der Federwegskategorie ist das Rad gute 1-2 kg schwerer als viele Konkurrenten aus Carbon. Einen wesentlichen Anteil daran hat der Alurahmen, der mit deutlich über 3 Kilo recht schwer ist.

Aber ist das überhaupt wichtig? In den meisten Fällen nein. Denn das Blackthorn ist kein Racebike, egal ob in der Alu- oder Carbon-Version. Es ist ein All Mountain, bei dem der Spaß im Vordergrund steht. In langen Anstiegen kann man damit leben.

Auf flachen Trails fühlt sich das Bike durch sein hohes Gewicht aber etwas träge an. Bikes wie das Specialized Stumpjumper legen die Messlatte hier auf ein anderes Niveau. Neben dem Rahmen würden vor allem leichtere Laufräder dem Bike nochmals ein spritzigeres Fahrverhalten geben.

Specialized Stumpjumper Fahrverhalten
Auf flachen Trails ist das geringe Gewicht des Specialized Stumpjumpers ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Specialized Stumpjumper Gewicht
Mit 1300 Gramm mehr ist das Salsa kein Leichtgewicht, aber für ein Alu-Bike auch keine Ausnahme.

Darauf kommt es an: Die Abfahrt

Das Salsa Blackthorn hat in der Abfahrt einen überzeugenden Eindruck hinterlassen, insbesondere auf technisch anspruchsvollen Trails. Der Hinterbau arbeitet hervorragend und sorgt dafür, dass man selbst auf wurzeligen Trailpassagen mühelos über Hindernisse hinweg rollt. Der Anti-Rise-Wert liegt im Bereich des Sag um 100 %, was die Geometrie auch beim Anbremsen bergab stabil hält. Das Bike liegt satt auf dem Trail und man fühlt sich sehr sicher auch auf herausfordernden Trailabschnitten. Neben den Fahrten auf normalen Trails haben wir das Bike auch im Bikepark Geißkopf getestet. Auch wenn das Blackthorn kein Enduro ist, hat es auf den meisten Strecken einen sehr guten Job gemacht. Auf schnellen Abfahrten spielt das Bike seine Stärken aus: Dank seiner Länge liegt es äußerst stabil auf dem Trail und vermittelt viel Sicherheit. In engen Kurven und auf verwinkelten Trails verlangt das Salsa Blackthorn etwas mehr Einsatz und bewusste Linienwahl, da es hier weniger wendig ist. Hat man sich jedoch an dieses Fahrverhalten gewöhnt, lässt sich das Bike präzise steuern. Auf Jumplines zeigt das Blackthorn sein spielerisches Potenzial: Der stark progressiv arbeitende Hinterbau vermittelt einem vor allem bei Absprüngen das herrliche Gefühl, als würde man eine Pringles-Dose „Poppen“ lassen. Das sorgt für reichlich Fahrspaß. Nach einem langen Tag im Bikepark mit zahlreichen Tiefenmetern machen sich die Unterarme trotz des genialen Handlings des Bikes bemerkbar – ein Unterschied, den man im Vergleich zu einem reinrassigen Enduro mit mehr Federweg spürt. Aber das Blackthorn weiß, wie man das Thema Fahrspaß in den Vordergrund stellen kann.

Salsa Blackthorn Trail
Das Blackthorn performt im Bergab-Test mit Laufruhe und bemerkenswertem Hinterbau.

Ausstattungsvarianten

Das Bike gibt es mit der Ausstattung unseres Testbikes nicht von der Stange zu kaufen. Salsa Bikes sind ein klassischer Fall für Bike-Enthusiasten, welche sich ihr Bike gerne selbst aufbauen und sich deshalb bewusst gegen ein Bike aus dem Karton entscheiden. Unser Testbike kostet laut dem deutschen Vertrieb Cosmic Sports ca. 5500 €.

Der Alurahmen kostet 2.599 € mit Super Deluxe Select+ Dämpfer. Der Carbonrahmen 3.799 € mit Fox Float X Factory Dämpfer.

Salsa Blackthorn Ausstattungen
Das Blackthorn gibt es sowohl als Rahmenset als auch als Komplettrad zu kaufen.

Positiv am Salsa Blackthorn:

  • Exzellenter Hinterbau
  • Gute Geometrie
  • Ausgefallen
  • Spannende Anbauteile jenseits des Mainstreams

Negative Anmerkungen:

  • Relativ schwer
  • Im Individualaufbau teuer
  • Wenig Platz für Trinkflaschen

Wer ein Bike haben will, das man definitiv nicht täglich im Wald sieht, kann sich mit dem Salsa ein echtes Traumbike aufbauen. Hinterbau und Geometrie haben das Potenzial, abfahrtshungrige Biker zu begeistern. Das hohe Gewicht und der Preis für einen Individualaufbau können dagegen abschrecken. Details, wie der fehlende Platz für große Trinkflaschen, muss man akzeptieren.

Über den Autor

Lukas Lamminger

... liebt es mit seinem Mountainbike der Schwerkraft zu huldigen. Egal ob im Bikepark, bei Enduro Rennen oder auf seinen Hometrails - wenn es bergab geht, ist er voll in seinem Element.

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