Radon Jab MX im Test
Das Radon Jab MX ist ein Carbon Enduro für 3499 €. Das Fox Fahrwerk, die komplette XT Ausstattung und ein Gewicht von 14,6 Kilo lassen uns hoffen: Leitet Radon mit diesem Bike endgültig eine Zeitenwende in der Preispolitik der Bike-Branche ein?




3.499 € - eine preisliche Kampfansage
Den ursprünglichen UVP von 4799 €, mit dem das Jab MX 10.0 in den Markt eingeführt wurde, hat man rigoros auf 3499 € zusammengestrichen. In Anbetracht des Preises zündet das Bike ein echtes Ausstattungsfeuerwerk.
Die Shimano-XT-Schaltgruppe und 4-Kolben-Bremsanlage passen perfekt zum Enduro-Einsatzzweck. Beim Fahrwerk vertraut man auf Fox Performance Elite Federelemente mit separat einstellbaren High- und Lowspeed-Druckstufen. Bei einer derartigen Ausstattung für unter 4000 € fühlt man sich fast in die guten alten Zeiten zurückversetzt, als erschwingliche Bikes eben noch flächendeckend so ausgestattet waren.


Das Fahrwerk - hier wird geklotzt
Vor der ersten Fahrt muss man sich mit dem Setup der 36er-Gabel und dem Float X2 Dämpfer etwas länger auseinandersetzen. Denn sowohl an der Gabel, als auch am Dämpfer kann man die Druckstufe, also die Einfedergeschwindigkeit, mit einer High- und Lowspeed-Verstellung einstellen. Gleiches gilt für die Zugstufe. Das Setup schüttelt man nicht mal eben aus dem Handgelenk, sondern man muss sich da etwas rantasten.
Das Innenleben der Federelemente ist im Prinzip dasselbe wie bei den teureren Factory Fahrwerken. Der große Unterschied zwischen den beiden Qualitätsstufen liegt primär in den goldbeschichteten Kashima Laufflächen.
Hat man den Dreh mit der Einstellung des Fahrwerks raus, bestätigt sich auch die Qualität auf dem Trail. Sowohl die Front als auch das Heck schlucken die Schläge zuverlässig weg. Im Vergleich zu einem kleineren Float X baut der X2 Dämpfer im Heck doch nochmal einen Ticken mehr Grip auf, wenn es bergab richtig zur Sache geht.
Dank des großen Luftvolumens des X2 Dämpfers arbeitet der Hinterbau eher linear. Damit ist das Bike auf der komfortablen Seite im Enduro-Spektrum. Merken tut man das vor allem bei schnell aufeinanderfolgenden Schlagabfolgen. Da vermittelt das Jab wirklich ein Gefühl wie ein Luftkissengefährt und fährt ganz locker über die Hindernisse, die einem auf dem Trail im Weg liegen. Zudem bieten die 160 mm Federweg im Heck genügend Reserven, wenn es im Bikepark oder bei einem Endurorennen mal richtig scheppert.




160 mm Federweg - still the way to go
Früher waren 160 mm Federweg an Front und Heck der Status quo in der Enduro-Szene. Denn mit mehr Federweg an der Gabel braucht man dann schon wieder die Gabelplattform eins größer, also die 38er von Fox oder die Zeb von RockShox. Und die drücken halt dann wieder mehr aufs Gewicht. Das Enduro Team von Radon macht das übrigens, um für die EDR ausgestattet zu sein.
Auch viele Bikes wie das Propain Tyee, das Specialized Enduro oder das Trek Slash setzen mittlerweile auf 170 mm an der Gabel. Ich finde den Weg mit den 160 mm besser. Das Bike ist bikeparktauglich, aber man kommt mit dem Gewicht von 14,6 Kilo halt auch noch richtig gut bergauf. Und das muss man mit einem Enduro einfach auch. Denn die wenigsten Biker haben einen Liftzugang für ihre normalen Feierabendrunden.
Wie gut der Wert mit 14,6 Kilo ist, wird nochmal deutlich, wenn man auf die gerade aufgezählten Konkurrenten schaut. Das Trek Slash wiegt in einer Version über 11000 € immer noch ein halbes Kilo mehr. Die preislich vergleichbare Version bringt sogar 2 Kilo mehr auf die Waage. Specialized Comp Enduro kostet knapp über 5000 € und wiegt 1,5 Kilo, also 10 % mehr.

So klettert das Radon Jab MX
Natürlich hinterlassen die 14,6 Kilo beim Klettern einen super Eindruck. Wir waren mit dem Bike auch in Südtirol unterwegs und heilfroh über das niedrige Gewicht. Die leichten Laufräder mit kleinem Durchmesser hinten lassen sich zudem sehr gut beschleunigen. Das gibt dem Bike trotz üppigem Federweg ein spritziges Fahrgefühl.
Wer wirklich lange Anstiege mit dem Bike hochtritt, hat auch die Option, den Dämpfer mit einem großen Hebel zu straffen. Wer den Hebel betätigt, darf auch keinen Lockout erwarten. Er strafft die Druckstufe deutlich, aber der Hinterbau bleibt aktiv und wippt beim Klettern immer leicht. Allerdings überwiegt beim Radon das Gefühl eines leichtfüßigen Enduros. Daran ändert auch die leichte Bewegung im Hinterbau nichts.

Die Königsdisziplin - Was kann das Jab MX im Singletrail?
Wir sind mit dem Jab MX lange Touren im alpinen Gelände gefahren, waren aber auch auf den Trails von Finale Ligure damit glücklich. Die Kombination aus niedrigem Gewicht und viel Federweg ist einfach immer noch geil. Auch wenn das mittlerweile oft anders dargestellt wird.
Man kann das Bike intuitiv von links nach rechts schmeißen, schnell mal über Wellen ziehen, aber auch abrupt verzögern. Die starke Bremsanlage zahlt zusätzlich zum Fahrwerk auf das Fahrgefühl ein, dass man jederzeit alles unter Kontrolle hat, wenn es mit dem Bike Richtung Tal geht. Shimanos 4-Kolben-Stopper sind einfach auch nach Jahren am Markt immer noch eine Bank. Vor allem, wenn sie mit 203 mm großen Scheiben an Front und Heck verbaut werden.
Fans des Bikeparks werden stabilere Super Gravity Reifen aufziehen, aber für normale Enduro-Trails sind die Supertrail Pneus die passende Wahl.



Rahmendetails am Radon Jab MX
Die Rahmendetails geben einige spannende Optionen für Kunden her. So lässt sich der Lenkwinkel über den Steuersatz um fast ein Grad steiler stellen. Wir haben das Bike hauptsächlich im flachen Setup gefahren.
Die Züge sind bei unserem Testbike durch den Steuersatz verlegt. Geile Optik, aber in Sachen Servicefreundlichkeit nicht jedermanns Sache. Wer will, kann die Züge auch ganz klassisch durch eine vorbereitete Öffnung seitlich am Steuerrohr verlegen.
Das Bike hat auch ein Staufach. Direkt vor dem Tretlager lässt sich eine Klappe öffnen und man kann das ganze Unterrohr auffüllen, wenn man will. Die Sache mit dem Boa-Verschluss ist nett gelöst, wäre für mich aber kein primäres Kaufkriterium. Wer nur ein Minitool verstauen will, kann das auch an den Tool-Mount-Punkten hier unterm Oberrohr.
Ein netter Nebeneffekt von dem Staufach an der Position ist, dass man beim Schrauben den perfekten Zugriff auf die Züge hat und sie in dem Bereich sauber vom Hauptrahmen in den Hinterbau überführen kann. Aber dort, wo die Luke sitzt, beeinträchtigt sie die Rahmensteifigkeit auch. Aber das Ganze läuft in einem Rahmen ab, der völlig okay ist. Das Radon steuert sich auf dem Trail präzise. Ich habe mit meinem 75 Kilo da kein Problem auf dem Trail wahrgenommen.






Alle Radon Jab MX Modelle im Überblick
Das Radon Jab MX gibt es in drei unterschiedlichen Ausführungen. Alle drei haben denselben Carbonrahmen. Die Ausstattung variiert, wobei selbst die Einstiegsversion für aktuell 2999 € erstaunlich gut ausgestattet ist. Mit einem Klick auf das Pfeilsymbol könnt ihr die Versionen untereinander vergleichen.

- leicht
- guter Preis
- top Ausstattung
- viele Optionen bei Zugverlegung und Geometrie
- nicht das steifste Bike
- relativ kleine Hinterbaulager
Fazit zum Radon Jab MX
Das Jab MX sticht mit seiner Preis-Leistung bei 3.499 € wirklich aus der Masse der Enduro-Bikes heraus. Die hochwertige Ausstattung drückt das Gewicht in einen Bereich, wo man normal nur All-Mountains oder Trailbikes findet. Und die Kombination aus unter 15 Kilo Gewicht bei 160 mm Federweg geben dem Bike einen breiten Einsatzbereich. Das Jab MX spielt die Tourenfähigkeit nicht gegen seine Downhill-Skills aus, sondern schafft eine beachtliche Gratwanderung zwischen diesen beiden Welten.