Rose Bonero Trailhardtail im Test
Wer preiswert Trails shredden will, der kommt in seiner Kaufentscheidung für ein neues Mountainbike an Trailhardtails nicht vorbei. Das Rose Bonero aus Bocholt ist eines der spannendsten Bikes in dieser Klasse. Wir haben die Videokamera ausgepackt und uns das Bike ganz genau angesehen.
Die letzten Jahre für Mountainbiker waren nicht leicht. Erst führte der Corona-bedingte Bike-Boom zu ausverkauften Bikeshops, dann folgte eine Preiserhöhung nach der anderen. Eine fiese Mischung aus explodierenden Energie- und Transportkosten, extremen Aufwand um die Lieferketten aufrechtzuerhalten und der allgemeinen Inflation hat die Preise für Mountainbikes in die Höhe getrieben.
Aber Kopf hoch: Mit dem Bonero Trailhardtail wirft Rose den Anker und stoppt den nervigen Preisanstieg der letzten Jahre. Alle Bonero Trailhardtails von Rose bestechen durch eine sehr gute Ausstattung zum fairen Preis. Damit aber nicht genug. Nebenher überzeugt auch der Rahmen mit einer erstklassigen Geometrie und stimmigen Details.
Wer ein Mountainbike zum Trail shredden oder Tourenfahren für 2000 € oder weniger sucht, sollte sich nicht nur unser Testvideo zum Rose Bonero 3 ansehen, sondern unbedingt den kompletten Artikel lesen.
Trailhardtails sind die Punker unter den Mountainbikes
Mit 140 Millimeter Federweg an der Gabel, einem starren Heck und einer abfahrtsorientierten Ausstattung ist das Rose Bonero ein Trailhardtail, wie es im Buche steht. Und damit ist das Bonero eigentlich auch ein Nischenprodukt. Denn wer beim Biken viel Wert auf den Spaß in der Abfahrt legt, der greift in der Regel zu einem Fully. (Mehr Details zum Unterschied zwischen Fully und Hardtail erklären wir hier.)
Denn der Dämpfer im Heck sorgt nicht nur für mehr Komfort, sondern erhöht vor allem den Grip am Hinterrad in der Abfahrt. Weil bei einem Fully die am Hinterrad einprasselnden Schläge zu einem erheblichen Teil vom Dämpfer im Heck geschluckt werden, hält das Hinterrad stets den Kontakt zum Untergrund. Bremsmanöver oder Richtungsänderungen können so jederzeit effizient durch den Hinterreifen umgesetzt werden.
Fehlt der Dämpfer im Heck wie bei einem Trailhardtail, verliert der Hinterreifen deutlich öfter den Kontakt zum Untergrund. Unebenheiten wie Wurzeln oder Steine lassen den Hinterreifen immer wieder minimal in die Luft springen. Die gute Nachricht: Die technische Unterlegenheit von Hardtails kann durch den Fahrer teilweise kompensiert werden.
Das Rose Bonero schult die Fahrtechnik
Die Schläge, die der Dämpfer eines Fullys schluckt, kann ein geübter Fahrer zu einem gewissen Teil auch mit den eigenen Beinen, Armen und der richtigen Linienwahl kompensieren. Auch bei unserem Test mit dem Rose Bonero hat sich nach einer kurzen Zeit nicht nur ein aktiverer Fahrstil, sondern auch eine sauberere Linienwahl bei den Testfahrern eingestellt.
Wer sich bei Sprüngen schon in der Luft darauf einstellt, dass er die Energie in der Landung mit einer leichten Kniebeuge auf den Pedalen abfängt, hat die halbe Miete im Sack. Wenn man dazu nicht Plump auf jede Wurzel drauf hält, sondern entweder die Linien auf dem Trail geschickter wählt, oder das Hinterrad bei Wurzeln deutlich entlastet, der kann auch zornige Trails mit einen erstaunlichem Tempo bezwingen.
Was sich erst mal nach einem Spaßkiller anhört, geht nach kurzer Zeit in Fleisch und Blut über. Langfristig spiegelt sich das ganze in einer sehr sauberen Fahrtechnik wider. Aber das soll nicht der einzige Vorteil des Boneros bleiben, den wir in unserem Test gefunden haben.
Das Rose Bonero kostet die Vorteile von Trailhardtails voll aus
Der fehlende Dämpfer im Vergleich zu einem Trailfully oder All Mountain spart nicht nur Geld, sondern auch Gewicht und Ärger. Die generellen Vorzüge von Trailhardtails, die wir in diesem Artikel offen legen, spielt das Bonero voll aus.
Denn wir haben das Bike mit 12,6 Kilo ohne Pedale (in Rahmengröße L) gewogen. Obwohl der Aluminiumrahmen mit 2300 Gramm kein super Leichtgewicht ist, ist das Komplettbike ca. 1,5 bis 2 Kilo leichter als ein Fully mit ähnlichem Federweg und Preis. Wer versucht diesen Gewichtsvorteil mit gerade mal 12% zu relativieren, dem raten wir: Rechne nicht, fahre!
Denn das für ein Bike dieser Preisklasse wirklich niedrige Gewicht des Boneros merkt man auf jedem Meter des Trails. Egal ob man aus der Kurve raus beschleunigt, zum Bunny Hop über eine Wurzel ansetzt oder einen Anstieg hochtritt. Das Fahrgefühl bleibt trotz erstaunlich guter Abfahrtseigenschaften herrlich leichtfüßig. Bergauf spielt dem Bonero sogar noch ein weiterer Fakt in die Karten.
So fährt das Rose Bonero 3 bergauf
Neben dem niedrigen Gewicht zahlt vor allem die Sitzposition auf die guten Kletterfähigkeiten des Boneros ein. Die Kombination aus langem Reach, kurzem Steuerrohr und sehr steilem 76 Grad Sitzwinkel lassen einen sehr effizient in die Pedale treten. (alles zum Thema Geometrie findest du hier)
Wer will (und wir wollten) kann den Lenker trotz 140 Millimeter Federweg an der Gabel so tief montieren, dass sich eine ähnliche Sattelüberhöhung wie an einem Cross Country Hardtail einstellt. Ein tiefer Lenker erhöht zwar den Druck auf die Handgelenke etwas, dafür arbeitet die Muskelschlinge vom hinteren Oberschenkelstrecker in den Rücken rein aber extrem effizient.
Absolut gesehen klettert ein Racehardtail mit schmächtigerem Reifenprofil und nochmals niedrigem Gewicht natürlich besser, aber für ein Trailhardtail schlägt sich das Bonero tatsächlich sehr gut im Anstieg. Die meisten Leser dieses Artikels dürfte aber vor allem eins interessieren: Wie schlägt sich das Bonero in der Abfahrt?
10 von 10 Punkte – die Geometrie ist der Joker des Rose Boneros in der Abfahrt
Kurz kann man folgendes sagen: Das Bike rockt! In der langen Ausführung gibt es jedoch einige Details, auf die wir eingehen müssen. Wir bewerten die Geometrien des kompletten Mountainbike-Marktes nach einheitlichen Kriterien (genaueres dazu hier), die sich an dem Einsatzzweck des Bikes orientieren. Und bei dieser Geometriewertung räumt das Bonero einen vollen Highscore ab.
Denn die Kombi aus tiefen Tretlager, langem Hauptrahmen und flachem Lenkwinkel verleihen dem Bike selbst im extrem steilen oder ruppigen Gelände derart viel Selbstvertrauen, dass man als Fahrer erst sehr spät ans Bremsen denkt. Es gibt aber deutlich verspieltere Bikes. Extrem schnelle Kurvenwechsel oder Manuals gelingen, verlangen aber deutlichen Körpereinsatz vom Piloten.
Dafür läuft das Bonero bei hohem Tempo wie auf Schienen. Einen Fakt werden vor allem größere Fahrer lieben. Die Kettenstreben wachsen anders als bei den meisten Bikes mit jeder Rahmengröße mit. Damit bleibt die Gewichtsverteilung zwischen Hinter- und Vorderrad auch bei der Rahmengröße L oder XL herrlich ausbalanciert.
Das Gefühl, dass das komplette Gewicht nur auf dem Hinterrad lastet, hat man mit dem Bonero selbst bei einer Größe von 185 Zentimetern und mehr nicht.
Rahmenstandards des Rose Boneros
Alle Rose Bonero Modelle haben folgende Merkmale
- Tretlager: BSA (geschraubt)
- Kettenführung: ISCG 08
- Schaltauge: Sram UDH
- Leitungsführung: teilweise im Rahmen integriert
- Sattelstütze: 31,6 mm
- Steuersatz: integriert, tapered 1,125 auf 1,5 Zoll
- Laufradgröße: XS & S 27,5 Zoll; M-XXL 29 Zoll
- Laufradachsen: Boost; 110×15 mm (vorne); 148×12 mm (hinten)
- Flaschenhalterpositionen: 2
- Besonderheit: Möglichkeit Gepäckträger zu montieren
- Federweg: 140 Millimeter
Ausstattung und Modellvarianten des Rose Boneros
Wir sind das Rose Bonero 3, das Topmodell für 2199 € ausgiebig über die Trails gefahren. Und an der Ausstattung des Topmodells gibt es tatsächlich nichts zu bemängeln. Die Rock Shox Pike Select + Gabel hat eine Casting-Entlüftung und eine separat verstellbare High- und Lowspeed Druckstufe und funktioniert tatsächlich wie ein heißes Messer, dass man auf einen Butterblock legt.
Die oben erwähnten Features der Gabel waren bis vor kurzem nur an den absoluten Highend-Gabeln erhältlich und sprechen vor allem Technikfreaks an. Die Formula Cura Bremsen funktionieren mit 4 Kolben am Vorderrad und großen Bremsscheiben gut. Und die Sram GX Eagle-Schaltung hat sogar 520 % Bandbreite.
Das ist in dieser Preisklasse nicht selbstverständlich. Die DT Swiss Laufräder mit 30 Millimeter Maulweite verrichten ihre Arbeit auf dem Trail unauffällig. Aber auch das Bonero 2 und 1 haben, gemessen an ihrem deutlich günstigerem Preis eine sehr gute Ausstattung. Hier kannst du dir alle drei Modelle ansehen und vergleichen.
Alle Rose Bonero Modelle auf einen Blick
Die schärfsten Konkurrenten des Rose Bonero
Auf unserer Plattform kann man Bikes intuitiv miteinander vergleichen. Und im Segment der Trailhardtails gibt es natürlich Bikes, wo sich der Vergleich lohnt. Wer viel Wert auf ein gutes Preis/Leistungs-Verhältnis bei seinen Bikes legt, der sollt das Radon Cragger mal checken. Ein absoluter Klassiker in diesem Segment ist natürlich Commencal Meta HT. Mit 27,5 Zoll Laufrädern und 150 Millimeter Federweg ist es allerdings ein Bike mit speziellem Charakter.
Der Direktvergleich: Radon Cragger VS Rose Bonero VS Commencal Meta
Ungeahnte Allround-Fähigkeiten des Boneros
In erster Linie interessiert die allermeisten Biker, wie sich das Bonero auf dem Trail im 100% Mountainbike Einsatz schlägt. Und das Entwicklungsziel „Fahrspaß“ haben die Ingenieure aus Bocholt hier definitiv erreicht. Aber die Entwickler haben mit geschickten Details auch die Allroundfähigkeit des Boneros nicht aus den Augen verloren.
Denn am Hinterbau gibt es zahlreiche Anschraubmöglichkeiten für ein Schutzblech oder einen Gepäckträger. Sollte sich in deinem Leben einmal die Möglichkeit für eine Weltreise auf dem Bike ergeben, dann ist das Bonero mit diesem Detail auf alle Fälle keine Ausrede. Auch das universelle Sram UDH Schaltauge passt in dieses Bild.
Die Gewinde für die hintere Bremsaufnahme stecken allesamt in einem Adapter. Sollte einem das Gewinde der Postmountaufnahme kaputt gehen, ist nicht gleich der komplette Rahmen kaputt. Geschickt.
Fazit zu den Rose Bonero Trailhardtails
Mit dem Bonero beweist Rose: Auch 2023 gibt es noch bezahlbaren Fahrspaß! Zu attraktiven Preisen um 2000 € schickt der Bocholter Direktversender nicht nur sehr gut ausgestattete Bikes zu seinen Kunden. Jenseits der Ausstattung überzeugen die Boneros vor allem auch durch eine exzellente Geometrie, ein niedriges Gewicht und geschickte Rahmendetails. Wer sich ein Trailhardtail kaufen will, sollte immer einen Blick auf die Bonero Modelle von Rose werfen.