Ein Hauch von Eleganz
Das Mondraker F-Podium Carbon DC im Test

Mit dem dritten Platz beim Worldcup in Leogang hat das Mondraker F-Podium bewiesen, dass es schnell fahren kann. Wir wollten aber wissen, wie viel Spaß in der Downcountry Version des Racebikes steckt. Deshalb haben wir das F-Podium DC mit 120 Millimeter Federweg zum Test gebeten.

Mondraker F-Podium DC 2023 Test

Man kann Fakten ignorieren. Aber man kann sich kein Mountainbike kaufen, ohne es anzusehen. Die Optik eines Bikes ist für die Funktion zwar zweitrangig, aber dennoch omnipräsent. Und immer wenn während unseres Arbeitsalltags der Blick auf das Mondraker F-Podium DC gefallen ist, schmiss der Körper automatisch die Hormonproduktion an.

Phenylethylamin heißt der körpereigene Stoff, der eine hohe, meist erotische Anziehungskraft verursacht, wenn er durch die Blutbahn strömt. Mit einer zweifelsohne eleganten Linienführung lässt das Mondraker F-Podium DC Carbon das „Verliebtheitshormon“ nur so sprudeln. In Kombination mit dem deutlich bekannteren „Dopamin“ ergibt sich ein teuflischer Hormon-Mix, der dafür sorgt, dass sich die Gedanken nicht mehr vom Objekt der Begierde lösen können.

Man muss aber kein Beziehungsexperte sein, um zu wissen, dass es für eine langfristige Beziehung nicht reicht, nur mit optischen Reizen um sich zu schmeißen. Deshalb haben wir das Downcountry Bike aus Spanien einem ausführlichen Test unterzogen.

Typenfrage: Passt Mondrakers Downcountry Bike zu dir?

Mit 120 Millimeter Federweg an der Gabel und 115 Millimeter Federweg im Heck ist das Mondraker F-Podium DC Carbon ein klassischer Vertreter des aktuell so angesagten Downcountry-Genres. Hinter dem kryptischen Kategoriebegriff verbergen sich – einfach gesagt – für Tourenfahrer optimierte Racebikes.

Die Industrie hat den Tuning-Gedanken der Bike-Szene aufgegriffen und auf breiter Front spartanische Racebikes mit mehr Federweg und Teleskopstützen ausgestattet. So will man eine größere Zielgruppe ansprechen.

Was sich erst mal nach plumpem Marketing anhört, ist tatsächlich ein großer Wurf für alle Tourenfahrer. Denn während Trailbikes in den letzten Jahren immer abfahrtslastiger und damit auch schwerer wurden, begeistern die Downcountry-Bikes mit exzellentem Vortrieb. Übrigens, hier haben wir eine komplette Kaufberatung für alle Downcountry Bikes.

Mondraker Zero Suspension Hinterbau
Beim Zero Suspension Hinterbau System ist der Dämpfer schwimmend gelagert und das hinterer Rahmendreieck komplett geschlossen.
Mondraker Zero Suspension Hinterbau
Der Dämpfer wird von hinten mit einem Kunststoffschild vom Dreckbeschuss geschützt.
Mondraker F-Podium DC Lockout
Kurze Umlenkhebel erhöhen die Steifigkeit des Bikes. Das Lockout des Dämpfer lässt sich vom Lenker aus betätigen.

Das Mondraker F-Podium DC teilt sich den Hauptrahmen mit den F-Podium Racefully Modellen ohne den Modellzusatz „DC“. Es buhlt mit eigenem Hinterbau und vor allem einer angepassten Ausstattung aber um Kunden jenseits der Rennstrecke.

Denn nicht jeder will und kann sein Mountainbike so bewegen wie Ondřej Cink, der mit dem F-Podium beim Worldcup in Leogang auf das Podium gefahren ist. Das Mondraker F-Podium DC ist ein Bike für alle, die es lieben, sich schnell und weit aus eigener Kraft durchs Gelände (inklusive leichter Trails) zu bewegen.

Mondraker F-Podium DC Tretlager
Das geschraubte BSA Tretlager erleichtert die Wartung. Der komplette Rahmen ist an kritischen Stellen mit hochwertigen Kunststoff-Schonern versehen.
Mondraker F-Podium DC Zero Suspension Hinterbau
Die Hinterradbremse liegt gut geschützt im inneren des hinteren Rahmendreiecks. Über den Adapter lassen sich auch 180er-Bremsscheiben hinten verbauen.

Das macht das Mondraker F-Podium DC einzigartig

Wir gehen in diesem Abschnitt nicht weiter auf das ultra flache Oberrohr oder den tropfenförmigen Sitzdom des Bikes ein. Nur so viel sei gesagt: Das Design des Bikes ist den Spaniern wirklich gelungen. Auf technischer Ebene ist der Zero-Suspension Hinterbau zu erwähnen. Und natürlich muss man bei einem Mondraker Bike immer über die Geometrie sprechen. Aber der Reihe nach.

Der Zero-Suspension Hinterbau hat ein geschlossenes Rahmendreieck, einen schwimmend gelagerten Dämpfer und kommt bei allen Mondraker Modellen zum Einsatz. Die im Downhill Rennsport verwurzelte Firma Mondraker hat schon früher als viel andere einen großen Wert auf die Performance des Hinterbaus gelegt.

Das dürfte wohl der Grund sein, warum sich die Spanier dazu entschlossen haben, ein komplett eigenes Hinterbausystem aufzulegen.

Rock Shox Sid Gabel 120 Millimeter
Die 120er Rock Shox SID Gabel hat 35 Standrohre und ist damit ausreichend steif für den sportlichen Einsatz auf dem Trail.
Mondraker F-Podium DC Geometrie
Das kurze Steuerohr ermöglicht eine super sportliche Sitzposition. Racer lieben das. Für den Toureneinsatz haben wir 30 Millimeter Spacer unter den Vorbau gepackt und so die Sattelüberhöhung reduziert.
Acroc Block Lock Steuersatz
Die Linienführung am Steuerohr ist ein echter Hingucker. Der Acros Steuersatz hat einen integrierten Lenkanschlag und verhindert damit, dass im Falle eines Sturzes das Oberrohr vom Lenker beschädigt wird. Sehr gut!

Die kurzen Umlenkhebel und das geschlossene hintere Rahmendreieck sorgen für eine hervorragende Steifigkeit des kompletten Bikes. Gerade bei Fullys mit wenig Federweg setzen immer mehr Hersteller auf flexende Hinterbaustreben, um sich Gelenke (und damit auch Gewicht) im Hinterbau zu sparen.

Beim Mondraker ist das nicht der Fall, was letztendlich auch den Fahreindruck auf dem Trail prägt. Denn im Vergleich zu vielen Konkurrenten ist vor allem das smoothe Ansprechverhalten zu erwähnen.

Die Tatsache, dass hier lediglich der Dämpfer komprimiert werden und sich der Rahmen nicht zusätzlich verwinden muss, lässt den Hinterbau sehr sensibel auf kleinste Schläge reagieren.

Mondraker F-Podium DC Zugverlegung
Mondrakers Designanspruch geht über den Rahmen hinaus. Auch der eigene Vorbau passt in das elegante Erscheinungsbild des Rahmens. Die zahlreichen Kabel für Schaltung, Sattelstütze, Bremsen und Lockout passen nicht ganz zum ansonsten durchdesignten Mondraker F-Podium DC.
Mondraker F-Podium DC Leitungsführung
Wo es geht, wurden deshalb die Leitungen mit Kabelclips gebündelt. Das Upgrade auf eine Funkschaltung oder Sattelstütze würde der Optik aber sicherlich guttun.

Das Mondraker F-Podium DC hat eine sanfte Version der Forward Geometrie

Wer gelegentlich Testberichte von Mountainbikes liest, wird den Begriff „moderne Geometrie” sicher schon einmal gehört haben. Hinter dem Begriff versteckt sich der Trend zu immer längeren Hauptrahmen und flacheren Lenkwinkeln.

Und wenn man so will, dann hat Mondraker diesen Trend vor mittlerweile über 10 Jahren eingeleitet. Denn die Spanier entwickelten zusammen mit Fabien Barell den damals einzigartigen Geometrieansatz mit extrem langen Hauptrahmen und super kurzen Stummelvorbau. Der Gedanke dabei leuchtet heutzutage jedem ein.

Der lange Hauptrahmen sorgt für ein stabiles, laufruhiges Fahrverhalten, während der kurze Vorbau das Handling angenehm direkt macht und die Sitzposition nicht übermäßig in die Länge streckt. Bei der Markteinführung wurde diese Theorie noch mit Skepsis begutachtet, mittlerweile führt kein Weg mehr an ihr vorbei.

Man kann durchaus sagen, dass die kleine Firma Mondraker damit nicht nur ihre Innovationskraft bewiesen hat, sondern auch maßgeblich den kompletten Markt prägte. Doch der genaue Blick auf die Geoemetriedaten verrät, dass der Ansatz beim F-Podium DC deutlich dezenter umgesetzt wurde als bei anderen Bikes von Mondraker. Mit einem Reach von 470 Millimeter in Größe L sind die Grundzüge der Forward Geometrie zwar zu erkennen, aber mittlerweile schockt dieses Maß niemanden mehr.

Vor allem bei Bikes mit mehr Federweg reizt Mondraker hier die Extreme deutlich mehr aus. Trotzdem hat auch dieses Bike einen relativ laufruhigen Charakter. Das kurze Steuerrohr ermöglicht eine sportliche Sitzposition. Auch mit einigen Spacern unter dem Vorbau lässt es sich immer noch sehr effizient in die Pedale treten.

Mondraker Teleskopstütze
Die Teleskopstütze ist mit 170 Millimeter Hub wirklich üppig ausgestattet.
Mondraker Teleskopstütze
Mit wenigen Handgriffen lässt sich der Hub aber auch reduzieren, um niedrigere Sitzhöhen zu realisieren.

Das Mondraker F-Podium DC Carbon in der Oxytocin Phase

Zurück zu den Hormonen. Hormonwissenschaftler sagen, dass für die große Liebe langfristig das Phenylethylamin dem Hormon Oxytocin weichen muss. Man kann es plump auch so sagen: Langfristig sollte sich aus optischer Effekthascherei eine solide, tiefgründige Beziehungsgrundlage entwickeln. Da bleibt natürlich die Frage nicht aus, wie sich das Mondraker F-Podium DC letztendlich auf dem Trail schlägt.

Wir haben das Bike ohne Pedale aber mit Schläuchen in den Reifen mit 12,6 Kilo gewogen. Damit ist es sogar etwas leichter als die Werksangabe, aber immer noch kein absolutes Leichtgewicht. Vor allem die etwas günstige Ausstattung (Alu Lenker, Sram Eagle NX Kassette, Sram Alu Kurbel) drückt etwas auf die Waage.

Dennoch bleibt das Gewicht akzeptabel. In Kombination mit der sportlichen Sitzpostion und den gut rollenden Reifen ist das F-Podium DC ein echter Sportler. Vortriebshungrig verschlingt es Kilometer um Kilometer. Die spürbare Bewegung im Hinterbau lässt sich beim Pedalieren vom Lenker aus ganz leicht abschalten. Schade ist dabei, dass es nur die Option auf ein komplettes Lockout gibt. Wir hätten eine Zwischenstufe mit erhöhter Druckstufe gefeiert.

Wie auch immer: Auch wenn das Bike 20 Millimeter mehr Federweg als Ondřej Cinks Wettkampfbike hat, bleibt es absolut marathon-tauglich. Vor allem bei der Schaltung gibt es aber noch etwas Tuning Potential. Mit 455% Bandbreite liegt man hinter dem, was die meisten Anbieter in diesem Preisbereich bieten.

Dennoch kann man sagen, das Mondraker F-Podium DC hat das Zeug, uns auch langfristig zu begeistern.

Mondraker F-Podium DC Praxistest
Und Action: Auf dem Trail liefert das Mondraker F-Podium DC ab und versüßt einem lange Touren mit einem soliden Fahrverhalten bergab.

Es lebe der Sport! So fährt das Mondraker F-Podium bergab

In der Abfahrt positioniert sich das Bike als gutmütiger Sportler. Denn mit seinen 120 Millimeter Federweg ermöglicht es zwar Abstecher auf wirkliche Trails, wabert aber nicht emotionslos über alle Hindernisse.

Die Federgabel hinterlässt einen soliden Eindruck, spricht aber nicht ganz so sensibel an wie das Heck. Auch wenn im Hinterbau nur 115 Millimeter zur Verfügung stehen, entsteht keine Dysbalance zwischen Front und Heck. Wenn es auf leicht abschüssigen Trails richtig schnell wird, schlägt die Stunde des F-Podiums. Denn dann spielt es die Vorzüge seines sensiblen Hinterbaus und der laufruhigen Geometrie voll aus.

Für grobe Trails hat Mondraker andere Modelle wie das Raze im Portfolio und das ist auch gut so. Denn mit der klaren Abgrenzung verwässern die Spanier den Einsatzbereich des F-Podiums nicht. Das Bike meistert Trails, verlangt aber eine saubere Linienwahl von seinem Fahrer. Schwere Fahrer dürften sich nach etwas mehr Bremspower sehnen.

Mondraker F-Podium DC Erfahrung
Speed is your friend! Auf leichten Trails fühlt sich das Bike trotz seines Cross Country Backgrounds und der generell sportlichen Ausrichtung sichtlich wohl.

Alle Standards am Mondraker F-Podium

  • Rahmengewicht: 2,5 kg (inkl. Dämpfer)
  • Tretlager: BSA (geschraubt)
  • Laufradgröße: 29 Zoll
  • Einbaumaß Hinterrad: 12×148
  • Sattelstütze: 31,6 mm
  • Leitungsführung: durch das Unterrohr
  • Flaschenhalter: Platz für eine Flasche
  • Besonderheit: Lenkanschlagsbegrenzer
  • Schaltauge: UDH (SRAM Eagle Transmisson kompatibel)

Die Konkurrenten des F-Podiums

Downcountry Fullys gibt es viele. Die spannendsten Vergleichspartner zum F-Podium DC sind mit Sicherheit das Oiz von Orbea und Canyons Lux Trail. Wir haben euch schon mal einen Vergleich angelegt, damit ihr weiter stöbern könnt.

Alle aktuellen Mondraker F-Podium DC Modelle auf einen Blick inkl. Preise und Verfügbarkeiten:

Wie gewohnt liefern wir nicht nur tiefgründige Einblicke in die Details. Im Gegensatz zu allen anderen Medien erlaubt es unser innovatives und absolut objektives Testsystem euch Informationen zur kompletten Modellfamilie zu liefern.

Hier könnt ihr euch zu dem richtigen F-Podium DC je nach eurem Budget informieren.
Hier haben wir übrigens eine komplette Kaufberatung für Downcountry-Bikes.

Alle aktuellen Mondarker F-Podium DC Modelle im Überblick

Fazit zum Mondraker F-Podium DC

Das Modndraker F-Podium DC kann sowohl die Phenylethylamin, als auch die Oxytocin Produktion im Körper anschmeißen. Denn die wirklich ansprechende, ästhetische Optik ist nicht das einzige Argument, welches es zu bieten hat. Während die äußere Erscheinung dafür sorgt, dass man sich verlieben kann, liefert der gute Hinterbau, die stimmige Geometrie und die stringente sportliche Ausrichtung die Grundlage für eine langfristige Beziehung.

Lange Touren machen mit dem Mondraker F-Podium DC vor allem dann Spaß, wenn sie mit schnellen, flowigen Trails garniert sind. Bei der Ausstattung schlummert im F-Podium DC Carbon noch etwas Tuningpotential. Bei der Optik und der generellen Ausrichtung landet das Bike einen Volltreffer.

Über den Autor

Ludwig

... hat mehr als 100.000 Kilometer im Sattel von über 1000 unterschiedlichen Mountainbikes verbracht. Die Quintessenz aus vielen Stunden auf dem Trail: Mountainbikes sind geil, wenn sie zu den persönlichen Vorlieben passen! Mit dieser Erkenntnis hat er bike-test.com gegründet, um Bikern zu helfen, ein ganz persönliches Traumbike zu finden.

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