so scharf ist das Enduro

Lapierre Spicy im Check

Das Lapierre Spicy hat nicht nur einmal den Markt revolutioniert und auch die neueste Auflage versucht genau das wieder. Denn mit der Einstellmöglichkeit von High auf Low Pivot am Hinterbau haben die Franzosen ein Feature, das es so am Markt noch nicht gab. Was hat es damit auf sich?

Lapierre Spicy Test
Der Dämpfer liegt tief im Rahmen, der Hauptdrehpunkt des Hinterbaus ist dafür hoch. Zumindest, wenn man es will. Denn Lapierre bietet hier eine Einstellmöglichkeit am Hinterbau, welche den Hauptdrehpunkt auch tief montieren lässt.

Ein Flip Chip, um die Geometrie zu verstellen, ist bei MTB Fullys mittlerweile gang und gäbe. Die Option, den kompletten Hinterbau vom herkömmlichen 4-Gelenker auf einen High Pivot Hinterbau umzubauen, gab es so aber noch nie. Lapierre betritt damit Neuland und legt die Wahl über den perfekten Hinterbau in die Hand seiner Kunden.

High Pivot Hinterbauten sind in den letzten Jahren super populär geworden. Bikes wie das Cannondale Jekyll oder das Trek Slash haben einen Trend wieder aufgegriffen, der schon lange für tot erklärt wurde. Wenn der Hauptdrehpunkt des Hinterbaus besonders hoch über dem Tretlager liegt, spricht man von einem High Pivot Hinterbau. Der Vorteil einer solchen Konstruktion: Die Raderhebungskurve des Hinterbaus geht beim Einfedern erst mal nach hinten. Die Kettenstreben längen sich also beim Einfedern und so kann das Hinterrad noch den Bruchteil einer Sekunde an einem Hindernis hängen bleiben, während der Rest des Bikes ungebremst weiter Richtung Tal donnern kann.

Allerdings gibt es dabei auch Nachteile. Denn High Pivot Hinterbauten brauchen eine Umlenkrolle für die Kette. Ohne diese Rolle würden sie sich mit jedem Tritt in die Pedale zusammenziehen wie eine Ziehharmonika. Und mit dieser Umlenkrolle steigt die Komplexität und das Gewicht des kompletten Bikes. Lapierre weiß das und will deshalb seinen Kunden keine friss-oder-stirb-Lösung anbieten, sondern selbst die Wahl lassen, wie er fahren will.

Lapierre Spicy Erfahrungen
Ist der Hauptdrehpunkt des Dämpfers-Hinterbaus tief eingehängt, kommt der Antrieb ohne Umlenkrolle aus.
Lapierre Spicy Rahmendetails
Montiert man ihn dagegen hoch, muss eine längere Kette und eine Umlenkrolle montiert werden.
Lapierre Spicy Low Pivot Hinterbau
In der tiefen Einstellung kann man die Vorteile einer nach hinten ausweichenden Raderhebungskurve auf dem Trail nicht genießen.
Lapierre Spicy High Pivot Hinterbau
Montiert man den Drehpunkt hoch, klafft eine Lücke zwischen Tretlager und Hauptdrehpunkt auf. Die Fahrt im rauen Gelände wird dadurch aber etwas smoother.

Geometrie und Größen des Lapierre Spicy

Das Spicy ist radikal. 180 mm Federweg und ein 63,5 Grad flacher Lenkwinkel lassen es unter den Downhillbikes wildern. Mit der Rahmengröße mitwachsende Kettenstreben zeugen von einem durchdachten Geometriekonzept. Ein Reach von 480 mm in Größe L ist heute mehr oder weniger Status Quo bei den Enduros.

Die Geometrie ändert sich je nach Lage des Hauptdrehpunktes deutlich. In der Tabelle findet sich die Geometrie mit hohem Drehpunkt und Mullet-Laufrädern. Es besteht auch die Option ein 29er-Hinterrad zu verbauen oder eben den Hauptdrehpunkt tiefer zu legen.

SIZE XXS XS S M L XL XXL
Hersteller-Größenbezeichnung
-
xs
s
m
l
xl
-
Laufradgröße
-
29 / 27,5 Mullet
29 / 27,5 Mullet
29 / 27,5 Mullet
29 / 27,5 Mullet
29 / 27,5 Mullet
-
Stack
-
627
636
641
645
654
-
Reach
-
410
435
460
480
505
-
Oberrohrlänge
-
543,5
570,4
596,4
617,3
644,2
-
Sitzrohrlänge
-
370
370
400
430
460
-
Sitzwinkel
-
78
78
78
78
78
-
Steuerrohrlänge
-
100
110
115
120
130
-
Lenkwinkel
-
63,5
63,5
63,5
63,5
63,5
-
Tretlagerabsenkung
-
15
15
15
15
15
-
Tretlagerhöhe (absolut)
-
335
335
335
335
335
-
Kettenstrebenlänge
-
439,8
439,8
439,8
444,8
449,8
-
Radstand
-
1201
1230
1258
1285
1319
-
Überstandshöhe
-
-
-
-
-
-
-
Lapierre Spicy Erfahrungen
Das Spicy ist kein Tourenbike. Es ist ein Bike, das bergab gern die Sporen seines Fahrers spürt. Bergauf bevorzugt es mit relativ hohem Gewicht die Unterstützung per Lift oder Shuttle.

Alle Lapierre Spicy Modelle auf einen Blick

Das neue Lapierre Spicy gibt es in 4 Ausstattungsvarianten ab 5499 €, die alle mit demselben Carbon Chassis daherkommen. Wir haben einen Blick auf alle Optionen geworfen. Mit dem Pfeil-Symbol Bikes direkt vergleichen könnt ihr die einzelnen Modelle auch in den Vergleich mit jedem anderen Bike aus unserer großen Marktübersicht ziehen.

Das wohl spannendste Lapierre Spicy

Schwer sind sie alle. Aber mit glatten 16 Kilo bleibt das Lapierre Spicy CF 8.9 noch halbwegs pedalierbar. Wobei das Gewicht bei einem Preis von 7000 € für unseren Geschmack zu hoch ausfällt. Zum Vergleich: Die günstigere Einstiegsvariante kostet 1500 € weniger, wiegt aber 500 Gramm mehr. 16,5 Kilo sind keine Option für Biker, die sich gern aus eigener Kraft bewegen. Deshalb fällt unser Editors Pick auf das zweitteuerste Modell, das immerhin schon ein komplettes Fox Factory Fahrwerk und eine wirklich solide Bremsanlage hat.

Die Schaltung und die Laufräder könnten für den Preis aber besser ausfallen. Hier lässt sich Lapierre das Alleinstellungsmerkmal des Rahmens gut bezahlen.

Die wichtigsten Wertungen des Spicy CF 8.9 im Vergleich zum relevanten Marktumfeld (Enduro bis 8000 €) .

Lapierre Spicy 9 im Test
7000 € kostet das spannendste Lapierre Spicy und wiegt 16 kg. Ein Leichtgewicht ist es damit nicht.

Die härtesten Konkurrenten

Wer bei 7000 € zusammenzuckt und sich denkt „die Spinnen“ findet mit dem Radon Jab MX nicht nur eine deutlich günstigere, sondern auch leichtere Enduro Option auf dem Markt. Auch das Liteville 303 im Test wiegt bei gleichem Preis deutlich weniger als das Lapierre Spicy und hat uns mit seinem Alu-Rahmen in Finale Ligure schon überzeugt. Wer unbedingt ein High Pivot Bike will, sollte das Cannondale Jekyll oder das Trek Slash mal unter die Lupe nehmen. Wir haben euch dazu mal den Vergleich in unserer Vergleichsfunktion angelegt.

Radon Jab MX
Es ist leicht, es ist bezahlbar, es hat wenig Schnickschnack. Das Radon Jab MX ist der vernünftige Gegenentwurf zum Lapierre Spicy.
Liteville 303 Enduro
Das Liteville 303 hat 170 mm Federweg an der Gabel und ist trotz Alu-Rahmen über ein Kilo leichter als das Lapierre Spicy. Eine gute Alternative für Grammfuchser.

Erfahrung zum Lapierre Spicy

Das Lapierre Spicy beeindruckt mit seiner technischen Raffinesse. Klar ist aber auch: Das Bike ist nicht günstig und nicht leicht. Mit einem Einstiegsmodell für über 5000 € ist klar: Das Spicy wird kein Massenmodell. Es bleibt ein Bike für technisch interessierte Biker, welche bergab den Gashahn gern aufdrehen und es genießen, am Abend mit einem Bierchen in der Hand über unterschiedliche Hinterbauten zu diskutieren. Und damit ist es eine echte Bereicherung für den Markt, der ja allzu oft im Einheitsbrei abdriftet.

Fazit zum Lapierre Spicy
Sehet hin und staunet: Das neue Lapierre Spicy ist ein Wunderwerk der Technik.

Über den Autor

Ludwig Döhl

... hat mehr als 100.000 Kilometer im Sattel von über 1000 unterschiedlichen Mountainbikes verbracht. Die Quintessenz aus vielen Stunden auf dem Trail: Mountainbikes sind geil, wenn sie zu den persönlichen Vorlieben passen! Mit dieser Erkenntnis hat er bike-test.com gegründet, um Bikern zu helfen, ein ganz persönliches Traumbike zu finden.

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