Radon Jealous AL 10.0 im Test
Das Radon Jealous AL 10.0 aus diesem Test hat eine Mission: Es will Fahrspaß zum attraktiven Preis möglich machen. Statt mit Carbonrahmen auf Kundenfang zu gehen, setzt Radon in der Preisklasse unter 2000 € lieber auf eine wertige Ausstattung. Geht das Konzept auf oder ist der Alu-Racer ein Bike von gestern?

Ein teures, gutes Mountainbike zu bauen, ist keine Kunst. Denn mit einem Budget von 4000 € und mehr kann man als Produktmanager bei der Konzeption des Bikes aus dem Vollen schöpfen.
Immer wieder haben wir Testbikes in unserem Magazin, die sogar die 10.000 €-Marke durchbrechen. Die technische Speerspitze der Bike-Branche ist verlockend, bleibt bei der aktuellen Preispolitik für viele aber ein Traum. Vor allem stellt sie eine Frage in den Raum:
Was kommt raus, wenn Bike-Hersteller jeden Euro umdrehen müssen, um preiswertere Bikes zu liefern? Kann das Radon Jealous AL 10.0 für unter 2000 € die Fahnen in der Economy Class hochhalten, oder ist es mit seinem schlichten Alu-Rahmen veraltete Technik von gestern?

Niedrige Preise gehören zur DNA von Radon
Wenn man die Preise vieler Marken betrachtet, dann wird unweigerlich klar, dass sich Radon aus einem Trend der Branche ausklinkt. Während so mancher Hersteller mittlerweile fünfstellige Beträge für sein Topmodell aufruft, bleibt sogar das teuerste Bike von Radon unter der Schallmauer von 5000 €.
Dass die Marke aus Bonn Räder wie das Radon Jealous AL 10.0 mit einer lupenreinen XT-Ausstattung für deutlich unter 2000 € liefern kann, hat drei Gründe.
Radon-Bikes kann man nur online beim Hersteller kaufen. Die Margen für den Einzelhandel entfallen.


Mit bike-discount.de steht ein großer Onlineshop hinter der Marke, der Anbauteile auch zu attraktiven Konditionen einkaufen kann. Radon verliert sich nicht in technischem Schnickschnack, sondern entwickelt Bikes immer mit gesundem Menschenverstand und spitzem Bleistift.
Das Konzept ist stimmig. Statt Marketing-Overkill darf man hier eine Top Preis-Leistung erwarten. Und der Blick auf das Jealous AL 10.0 zeigt, dass die Produktmanager genau wissen, wie man die Firmenstrategie gekonnt umsetzt.


Der Rahmen: Schlicht, aber auf der Höhe der Zeit
Auf das Angebot großer Hersteller wie Cube oder Decathlon, welche in dieser Preisklasse bereits einen Carbonrahmen ins Schaufenster stellen, kontert Radon selbstbewusst. Denn der Alurahmen vom Jealous erfüllt zwar den aktuellen Stand der Technik, gewinnt aber keinen Innovationspreis.
Die Verarbeitung gibt keinen Anlass zur Kritik. Das Pressfit-Tretlager und das Hinterradeinbaumaß von 12×148 mm entsprechen dem aktuellen Stand der Technik. Das 30,9-mm-Sattelstützenmaß macht das Nachrüsten von Teleskopstützen problemlos möglich.


Alle Rahmenstandards am Radon Jealous AL
- Tretlager: Pressfit
- Sattelstütze: 30,9 mm Durchmesser
- Einbaumaß Hinterrad: 12x148 (Boost)
- Einbaumaß Vorderrad: 15x110 (Boost)
- Zugverlegung: Bremse extern, Schaltzug intern, für Teleskopstütze vorbereitet
Der Bowdenzug für das Schaltwerk verläuft durch das Unterrohr. Die Leitung für die Hinterradbremse ist dagegen komplett außen verlegt. Das ist sicher nicht die ästhetischste Lösung. Aber sie erfüllt ihren Zweck und reduziert dabei den Aufwand beim Schrauben und der Erstmontage maximal.

Alu-Bike sticht Carbon-Konkurrenz auf der Waage aus
Das Geld, welches Radon mit einem einfachen Alu Rahmen gegenüber der Carbon Konkurrenz spart, investiert der Direktversender eins zu eins in die Ausstattung.
Das Jealous AL 10.0 ist von der Bremse über den Schalthebel, die Kurbel bis hin zum Schaltwerk mit den Shimano XT Komponenten ausgestattet. Auch die 32er Fox Federgabel sucht man bei der Konkurrenz in dieser Preisklasse vergebens.

Das Ergebnis der hochwertigen Ausstattung kann sich auch auf der Waage sehen lassen: Denn mit 11,3 Kilo ohne Pedale in der Rahmengröße L ist das Aluminium Bike sogar deutlich leichter als vergleichbare Carbonmodelle.
Das Rockrider Race 740 hat beispielsweise einen Carbonrahmen, wiegt aber dennoch 400 Gramm mehr. Auch Cubes Reaction C:62 ONE ist mit seinem Carbonrahmen 200 Gramm schwerer.
Leichte Laufräder: Der Trumpf im sportlichen Einsatz
Die Kombination aus Mavic Crossmax Laufrädern und Schwalbe Racing Ralph Reifen bringt inklusive Schläuchen, Kassetten und Bremsscheiben nur 4470 Gramm auf die Waage. Wir wiegen die Laufräder bei allen Testbikes immer einheitlich, weil die rotierende Masse ein wichtiger, objektiver Faktor ist, um Bikes zu bewerten. Und dass dieser Wert richtig gut ist, zeigt auch der Blick auf die Konkurrenz.
Denn das Canyon Lux Worldcup CF 8 siedelt sich mit einem Preis von über 5000 € im Premiumsegment an. Die verbauten Carbonlaufräder mit Maxxis-Reifen sind aber schwerer als der Laufradsatz im Jealous AL.
Und genau das merkt man auch auf dem Trail. Von trägem Antritt oder schweißtreibenden Kletterpartien will das Jealous AL nichts wissen. Die Leichtfüßigkeit, die das Bike an den Tag legt, kennt man sonst nur aus dem gehobenen Preissegment.


Auf Touren und Trails - kein Yin ohne Yang
Die Sitzposition fällt bei dem Bike nicht zu sportlich aus. Auch ohne großes Training endet die Biketour hier nicht mit einem Bandscheibenvorfall. Passend zum starken Vortriebsdrang des Bikes ist auch der Hebel am Lenker zum Blockieren des Fahrwerks. Für schnelle oder lange Touren im leichten Gelände gibt es an dem Bike nichts zu bemängeln. Da macht es wirklich Spaß.
Will man jedoch auch mal auf etwas anspruchsvollere Singletrails abbiegen, limitiert die starre Sattelstütze das Potenzial des Bikes. Man kann den Sattel mit einem Griff an den Schnellspannerhebel zwar per Hand schnell versenken, bei kurzen Abfahrten lohnt sich dieser Aufwand aber nicht.


Wer eine Teleskopstütze gewohnt ist, wird sich beim Trail-Eingang mit diesem Bike selbst ertappen, wie der linke Daumen zu suchen beginnt. Aus Gewohnheit vermutet das Unterbewusstsein irgendwo in dieser Gegend den Remote-Hebel für die Sattelstütze, findet aber nur den Lockout-Hebel für die Gabel.
Das Potenzial der gelungenen Geometrie, der feinfühligen Federgabel und der guten Bremsen lässt sich mit dem hohen Sattel in der Abfahrt kaum heben.
Dass die Reifen mit einer Breite von 2,25 Zoll auf den Felgen mit 25 Millimeter Maulweite etwas schmaler als bei so manchen Konkurrenten ausfallen, ist im Grenzbereich bergab spürbar, schmälert den normalen Fahrspaß aber nur ganz geringfügig. Die Teleskopstütze dagegen ist der Tuning-Tipp für dieses Bike.




Fazit zum Radon Jealous AL 10.0
Radon schnürt nicht nur ein gut ausgestattetes, sondern vor allem ein stimmiges und auf Vortrieb orientiertes Gesamtpaket in der Economy-Klasse.
Mit 11,3 Kilo ohne Pedale fällt das Gewicht in der Preisklasse unter 2000 € sehr gut aus. Der Start beim nächsten Marathon oder einem lokalen Cross-Country-Rennen ist damit kein Problem.
Wer ins ernsthafte Gelände abbiegen will, wird die Teleskopstütze vermissen. Wer das Jealous AL zum Trailräuber machen will, sollte hier nachrüsten. Der Rahmen lässt das zu.
Das Mehrgewicht liegt ca. bei 400 Gramm und billige Stützen gibt es ab 100 €. Wer diesen Anspruch nicht hat, bekommt mit dem Jealous AL 10.0 wirklich ein leichtes, faires Komplettpaket, das beweist, dass man auch in der Economy-Klasse sportlich unterwegs sein kann.


Alle Radon Jealous-Modelle auf einen Blick
Radon hat auch Jealous AL Modelle im Programm, die ab Werk mit einer Teleskopstütze ausgestattet sind.
Und natürlich haben wir auch die etwas teuereren Radon Jealous Carbon Modelle in unserer großen Marktübersicht für euch aufbereitet.
Unser innovatives Testsystem erlaubt es uns, nicht nur einzelne Bikes anzusehen, sondern einen Blick auf die komplette Modellfamilie mit allen Radon Jealous Modellen zu werfen. Außerdem haben wir in unserer Kaufberatung wertvolle Tipps zur Größenwahl oder klären vor allem für Einsteiger wichtige Fragen.