Rocky Mountain Element 2025 Test
Das Rocky Mountain Element ist leicht, hat 130 mm Federweg und sieht verdammt sexy aus. Aber es ist nicht nur optisch eigenständig, sondern beweist bei unserem Test auch einen starken Charakter. Vorhang auf für das jüngste Bike aus Kanada.




Rahmengewicht auf Race-Bike-Niveau
Um das niedrige Gewicht zu ermöglichen, geht Rocky einen konsequenten Schritt. Im Vergleich zum Vorgänger spart man sich das Horst-Link-Lager. So wird aus dem einstigen 4-Gelenker ein Eingelenker mit Flex Pivot Hinterbau. Wo der Rahmen jetzt beim Einfedern in der horizontalen Richtung flext, wird durch die markanten Kettenstreben eindeutig sichtbar.
Damit spart man Rocky im Vergleich zu einem Horst-Link-Lager ca. 300 Gramm, und das ist bei einem Rahmengewicht von 2 Kilo fast 15 % leichter als sein Vorgänger. Mit dem Rahmengewicht von knapp über 2000 Gramm ist man bei Rocky Mountain konkurrenzfähig mit Cannondales Scalpel, dem Canyon Lux Trail oder auch dem neuen Cube Stereo One22. Außerdem steigt die Steifigkeit des Hinterbaus in seitlicher Richtung.



Hat das Flex Pivot-Lager spürbare Nachteile?
Dadurch, dass der Rahmen erst gegen Ende des Federwegs zu flexen beginnt und in den ersten 50-60 % kaum Verwindung aufweist, hat man durch das Flex Pivot keinerlei Nachteile im Ansprechverhalten oder bei der Traktion des Bikes.
Deutlich wird das auch, wenn man den Dämpfer ausbaut und den Rahmen ohne Dämpfer komprimiert. Hier spürt man ganz deutlich, dass erst im letzten Drittel oder Viertel eine Kraft nötig ist, um den Hinterbau zu komprimieren. Zusätzlich verringern Industrielager am hinteren Dämpferende das Losbrechmoment beim Einfedern.
Alles in allem spricht der Hinterbau sehr feinfühlig an und filtert auch kleine Schläge sauber. Erst gegen Ende des Federwegs wird eine Kraft nötig, um die Kettenstreben zum Flexen zu bringen. Beim Fahren merkt man das aber nicht wirklich. Wenn man so viel Federweg braucht, geht es auf dem Trail zur Sache, so dass der Gegendruck der Flexstreben im Gemenge der Kräfte untergeht.
Die Lösung mit den Flexstreben hat sich im Bereich von 120-130 mm als der gängige Weg in der Branche herausgestellt. Nur wenige Hersteller wie Mondraker oder Cube bieten hier noch einen echten 4-Gelenker an.

Ride-4: Viele Verstellmöglichkeiten
Rocky Mountain bleibt auch beim neuesten Element seinem Ride-4 System zur Geometrie und Federwegsanpassung treu. Man hat dabei 4 unterschiedliche Optionen, wie man den Dämpfer einhängen kann. Gelöst wird das mit einer 4-eckigen Buchse, die sich mit einem Inbus einfach verstellen lässt.
Mit jeder Option verändert sich nicht nur die Geometrie, sondern auch der Federweg. Nach etlichen Versuchen sind wir letztendlich zu dem Schluss gekommen, dass sich die Position mit dem steilen Lenkwinkel am besten anfühlt.
Mit 65,6 Grad ist der Lenkwinkel auch in diesem Setup noch immer im Bereich dessen, was man von einem 130 mm Fully gewohnt ist. Cubes Stereo One22, das wir auch schon getestet haben, ist gerade mal 0,3 Grad flacher. Specializeds Epic Evo hat auch einen Lenkwinkel von 65,4 Grad. Man macht sich mit der hohen Einstellung die Geometrie also nicht kaputt. Aber der Hinterbau harmoniert so einfach besser mit der Gabel.


120 - 131 mm - variabler Federweg im Heck
Die Ride-4 Verstellung verändert nicht nur die Geometrie, sondern auch die Kennlinie des Hinterbaus und vor allem die Quantität des Federwegs. Wir haben das herausgemessen und tatsächlich ist es so, dass, wenn der Dämpfer oben eingehängt ist (Position 4), am Hinterbau 11 mm mehr Federweg zur Verfügung stehen.
Und außerdem fühlt er sich weniger progressiv an. Man kann diesen Federweg auch besser nutzen und dabei bleibt im hinteren Federwegsdrittel der Grip im ähnlichen Maß erhalten wie im ersten. Zugegeben, man muss sich schon reinfuchsen in das System, um diese Feinheiten wirklich herauszubekommen. Aber es lohnt sich. Denn in der Position 4 harmoniert der Hinterbau tatsächlich am besten mit der Gabel.

Lockout-Option für den Hinterbau nötig
Zusätzlich ist der Hinterbau beim Treten in der hohen Position in der hohen Geometrieeinstellung minimal ruhiger. Ganz weg bekommt man die Bewegung, die man beim Pedalieren im Sattel am Dämpfer auslöst, aber auch mit der hohen Dämpferposition nicht. Es gibt Hinterbauten, die antriebsneutraler funktionieren. Wer das zum Kriterium macht, kann das mit einem kleineren als dem montierten 32er Kettenblatt erreichen.
Wer auf die Kettenblattgröße nicht verzichten kann und keine Bewegung beim Treten duldet, muss den Dämpfer über einen Griff an den Lockout-Hebel ruhig stellen. Wenn man die geschlossene Dämpferposition zusätzlich noch auf 3 stellt, ist das tatsächlich nahezu wie ein Lockout. Auf 1 hat man noch minimalen Komfort durch den Dämpfer.


Das Rocky Mountain Element auf dem Trail
Beim Fahren auf dem Trail fallen vor allem der leichtfüßige Antritt des Rocky Mountain Elements auf. Gerade im welligen Gelände ist dieser Charakterzug ein echter Spaßfaktor. Jeder Impuls am Pedal wird vom Element direkt in Vortrieb übersetzt. Wo bei anderen Bikes die Power in schlecht rollenden Reifen oder trägen Laufrädern versumpft, stellt das Element seinen Charakter in den Vordergrund. Es ist ein Bike, das auch auf flachen Trails nach Tempo lechzt.



Während die meisten Hersteller auf Felgen mit 30 mm Maulweite setzen, verbaut Rocky eine Race Face Felge mit 27,5 mm Maulweite. Dieser Trick spart ca. 40 Gramm pro Felgenring. Das klingt nach nicht viel, aber an der Position, wo das Gewicht sitzt, ist das eine Menge. Denn der Felgenring hat sein Gewicht relativ weit außen an der rotierenden Masse, und an dieser Stelle fällt jedes zusätzliche Gramm beim Beschleunigen mehr ins Gewicht, als wenn die 40 Gramm statisch am Rahmen sitzen.
Die Maxxis Recon Reifen passen perfekt zum Einsatzbereich des Bikes. Die rollen noch gut, haben aber auch im Gelände genügend Grip, um sicher über die Trails zu kommen.

Geometrie hält Reserven für anspruchsvolles Gelände bereit
Die Geometrie des Rocky Mountains ist tendenziell laufruhig. Daran ändert sich auch im steilen Setting des Lenkwinkels nichts. Und so wird das Handling auch in steilen Sektionen oder bei hohem Tempo nicht nervös. Hier verfolgt man bei Rocky einen modernen Ansatz, der einem ein sicheres Fahrgefühl vermittelt.
Durch das niedrige Gewicht des Bikes lässt sich das Vorderrad aber herrlich leicht anheben. Wer es darauf anlegt, entlockt dem Rocky so auch schnelle Kurvenwechsel. Insgesamt ergibt sich so ein stimmiges Bild von einem spaßorientierten, modernen Trailbike.

Kleine Fahrer, aufgepasst
Die kleinste Rahmengröße S wird nach wie vor mit 27,5 Zoll Laufrädern angeboten. Das ist unseres Erachtens sinnvoll, denn je kleiner eine Person ist, desto relevanter wird auch der Faktor Gewicht. Mit den 27,5er Laufrädern spart man ca. nochmal 0,5 Kilo. Und vor allem geht auch die Laufradträgheit noch einmal deutlich runter, so dass das spritzige Fahrgefühl auch in der kleinsten Rahmengröße für Fahrer mit 55 Kilo oder weniger erhalten bleibt.
Rahmen-Details
Das Element ist das Trailbike mit der filigransten Optik 2025. Neben seinem ästhetischen Ansatz hat der Rahmen auch noch einige Details, die wir euch nicht vorenthalten möchten. Die Möglichkeit, zwei Flaschen am Unterrohr zu montieren, ist Pflicht für jeden Marathonfahrer. Der Tool Mount am Oberrohr ist für die Marathon-Fraktion eher nice to have, erspart aber die Notwendigkeit eines kleinen Rucksacks auf kurzen Touren. Bei der Zugführung bleibt Rocky Mountain beim klassischen Weg, der die Leitungen am Steuerrohr in den Rahmen eintauchen lässt.




Ausstattung des Element C70
Die Bikes von Rocky Mountain sind gemessen an ihrem Preis keine Ausstattungswunder. Das gilt auch für das Element C70. Aber mit einem Fox Performance Elite Fahrwerk, Srams GX Transmission Schaltung und hochwertigen Maxxis-Reifen ist man solide bestückt und muss keine Angst davor haben, dass einem die Ausstattung im Fahrspaß einschränkt. Srams Level-Bremsen haben mit 4 Kolben ausreichend Power für leichtes Gelände.







Alle Rocky Mountain Elements auf einen Blick
Insgesamt geht Rocky Mountain mit drei Element Versionen ins Rennen. Wirklich billig ist keine. Wir hatten die C70 Version für 7300 € zum Test. Es gibt auch eine Racing Version mit dem Element C99, das sogar mit Rock Shox Flight Attendant Fahrwerk und nur 120 mm Federweg an der Gabel ausgestattet ist. Mit dem automatisch blockierenden Fahrwerk ist es tatsächlich ein echtes Gerät für die Marathon-Langstrecke und dürfte auch nochmal deutlich leichter sein. Mit unserem Pfeil-Symbol habt ihr die Möglichkeit, die Versionen untereinander zu vergleichen. Zusätzliche Infos zur Ausstattung findet ihr auf den einzelnen Detailpages.

Pros
- leicht
- ästhetisch
- geniales Handling
Cons
- leichte Antriebseinflüsse
- teuer
Testfazit zum Rocky Mountain Element
Das Rocky Mountain Element ist ein Trailbike, das den Fahrspaß in den Mittelpunkt rückt, ohne das Thema Gewicht zu vernachlässigen. Im welligen Gelände oder auf flachen Trails zieht es seinen Joker gegenüber schweren Bikes und sorgt für Begeisterung. Die exzellenten Fahreigenschaften und den Kultstatus der Marke lassen sich die Amerikaner allerdings auch gut bezahlen.