charakterstarkes Trailbike

Rocky Mountain Element 2025 Test

Das Rocky Mountain Element ist leicht, hat 130 mm Federweg und sieht verdammt sexy aus. Aber es ist nicht nur optisch eigenständig, sondern beweist bei unserem Test auch einen starken Charakter. Vorhang auf für das jüngste Bike aus Kanada.

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So mancher Hersteller verkennt mittlerweile die Realität und die Bedürfnisse von Tourenfahrern. Denn die Trailbike Kategorie wurde zuletzt immer abfahrtslastiger und damit auch schwerer. Kein Tourenfahrer will ein Bike mit 14 Kilo und mehr. Cube hat mit seinem Stereo One22 hier eine erfreuliche Trendwende eingeleitet. Und Rocky Mountain liefert mit dem neuen Element die kanadische Antwort auf die bayerische Gewichtsoffensive.

Mit 12,3 Kilo fällt das Rocky Mountain Element C 70 (für 7300 €) leicht aus. Und das obwohl Rocky Mountain mit diesem Bike das Pferd von hinten aufsattelt. Die meisten Hersteller bohren ihre Racebikes mit größeren Gabeln und angepasster Ausstattung zum Trailbike. Canyon, Cube, Specialized und viele andere gehen genau diesen Weg. Um ein niedriges Gewicht und 120-130 mm Federweg unter einen Hut zu bringen.

In Kanada hat man sich aber dazu entschieden, primär ein Trailbike mit 130 mm Federweg zu entwickeln und von dieser Basis weg, mit einer kleineren Gabel auch ein Angebot für Racer zu schaffen. Eine progressive Herangehensweise, die aber auch ganz klar zeigt, wo der Entwicklungsfokus mit dem Rocky Mountain Element liegt. Nämlich im Fahrspaß bergab.

Rocky Mountain Element 2025 Test
130 mm an Front und Heck treffen auf 12,3 Kilo Gesamtgewicht. Die Fakten des Rocky Mountain Element machen Lust auf den Test im Gelände.
Rocky Mountain Element Test
Da fliegt der Dreck. Wir haben dem Rocky Element ordentlich die Sporen gegeben.
Rocky Mountain Element Erfahrung
Aber ein Trailbike muss sich nicht nur bergab, sondern vor allem auch bergauf beweisen. Gelingt das dem Element?

Rahmengewicht auf Race-Bike-Niveau

Um das niedrige Gewicht zu ermöglichen, geht Rocky einen konsequenten Schritt. Im Vergleich zum Vorgänger spart man sich das Horst-Link-Lager. So wird aus dem einstigen 4-Gelenker ein Eingelenker mit Flex Pivot Hinterbau. Wo der Rahmen jetzt beim Einfedern in der horizontalen Richtung flext, wird durch die markanten Kettenstreben eindeutig sichtbar.

Damit spart man Rocky im Vergleich zu einem Horst-Link-Lager ca. 300 Gramm, und das ist bei einem Rahmengewicht von 2 Kilo fast 15 % leichter als sein Vorgänger. Mit dem Rahmengewicht von knapp über 2000 Gramm ist man bei Rocky Mountain konkurrenzfähig mit Cannondales Scalpel, dem Canyon Lux Trail oder auch dem neuen Cube Stereo One22. Außerdem steigt die Steifigkeit des Hinterbaus in seitlicher Richtung.

Flex Pivot Lager
Die flachen Kettenstreben funktionieren wie Blattfedern und ersetzen so das Horst-Link-Lager des Vorgängers.
Rocky Mountain Element Rahmen
Das schlanke Oberrohr prägt die Optik des Fahrrads.
Rocky Mountain Element Rahmen
Auch in der Seitenansicht wirkt der Rahmen ästhetischer als viele andere Trail-Bikes.

Hat das Flex Pivot-Lager spürbare Nachteile?

Dadurch, dass der Rahmen erst gegen Ende des Federwegs zu flexen beginnt und in den ersten 50-60 % kaum Verwindung aufweist, hat man durch das Flex Pivot keinerlei Nachteile im Ansprechverhalten oder bei der Traktion des Bikes.

Deutlich wird das auch, wenn man den Dämpfer ausbaut und den Rahmen ohne Dämpfer komprimiert. Hier spürt man ganz deutlich, dass erst im letzten Drittel oder Viertel eine Kraft nötig ist, um den Hinterbau zu komprimieren. Zusätzlich verringern Industrielager am hinteren Dämpferende das Losbrechmoment beim Einfedern.

Alles in allem spricht der Hinterbau sehr feinfühlig an und filtert auch kleine Schläge sauber. Erst gegen Ende des Federwegs wird eine Kraft nötig, um die Kettenstreben zum Flexen zu bringen. Beim Fahren merkt man das aber nicht wirklich. Wenn man so viel Federweg braucht, geht es auf dem Trail zur Sache, so dass der Gegendruck der Flexstreben im Gemenge der Kräfte untergeht.

Die Lösung mit den Flexstreben hat sich im Bereich von 120-130 mm als der gängige Weg in der Branche herausgestellt. Nur wenige Hersteller wie Mondraker oder Cube bieten hier noch einen echten 4-Gelenker an.

Rocky Mountain Element
Der Hinterbau arbeitet extrem feinfühlig und spricht auch bei kleinsten Wurzeln sensibel an.

Ride-4: Viele Verstellmöglichkeiten

Rocky Mountain bleibt auch beim neuesten Element seinem Ride-4 System zur Geometrie und Federwegsanpassung treu. Man hat dabei 4 unterschiedliche Optionen, wie man den Dämpfer einhängen kann. Gelöst wird das mit einer 4-eckigen Buchse, die sich mit einem Inbus einfach verstellen lässt.

Mit jeder Option verändert sich nicht nur die Geometrie, sondern auch der Federweg. Nach etlichen Versuchen sind wir letztendlich zu dem Schluss gekommen, dass sich die Position mit dem steilen Lenkwinkel am besten anfühlt.

Mit 65,6 Grad ist der Lenkwinkel auch in diesem Setup noch immer im Bereich dessen, was man von einem 130 mm Fully gewohnt ist. Cubes Stereo One22, das wir auch schon getestet haben, ist gerade mal 0,3 Grad flacher. Specializeds Epic Evo hat auch einen Lenkwinkel von 65,4 Grad. Man macht sich mit der hohen Einstellung die Geometrie also nicht kaputt. Aber der Hinterbau harmoniert so einfach besser mit der Gabel.

Ride 4 Geometrieverstellung
Der viereckige Flip-Chip am hinteren Dämpferende bietet vier Optionen, den Dämpfer einzuhängen.
Je nachdem, wie man den Dämpfer einhängt, verändert sich die Geometrie, der Federweg und die Charakteristik des Hinterbaus.

120 - 131 mm - variabler Federweg im Heck

Die Ride-4 Verstellung verändert nicht nur die Geometrie, sondern auch die Kennlinie des Hinterbaus und vor allem die Quantität des Federwegs. Wir haben das herausgemessen und tatsächlich ist es so, dass, wenn der Dämpfer oben eingehängt ist (Position 4), am Hinterbau 11 mm mehr Federweg zur Verfügung stehen.

Und außerdem fühlt er sich weniger progressiv an. Man kann diesen Federweg auch besser nutzen und dabei bleibt im hinteren Federwegsdrittel der Grip im ähnlichen Maß erhalten wie im ersten. Zugegeben, man muss sich schon reinfuchsen in das System, um diese Feinheiten wirklich herauszubekommen. Aber es lohnt sich. Denn in der Position 4 harmoniert der Hinterbau tatsächlich am besten mit der Gabel.

Rocky Mountain Element Test
Wir haben uns in der steilsten Geometrie-Einstellung des Ride 4 Systems am wohlsten gefühlt.

Lockout-Option für den Hinterbau nötig

Zusätzlich ist der Hinterbau beim Treten in der hohen Position in der hohen Geometrieeinstellung minimal ruhiger. Ganz weg bekommt man die Bewegung, die man beim Pedalieren im Sattel am Dämpfer auslöst, aber auch mit der hohen Dämpferposition nicht. Es gibt Hinterbauten, die antriebsneutraler funktionieren. Wer das zum Kriterium macht, kann das mit einem kleineren als dem montierten 32er Kettenblatt erreichen.

Wer auf die Kettenblattgröße nicht verzichten kann und keine Bewegung beim Treten duldet, muss den Dämpfer über einen Griff an den Lockout-Hebel ruhig stellen. Wenn man die geschlossene Dämpferposition zusätzlich noch auf 3 stellt, ist das tatsächlich nahezu wie ein Lockout. Auf 1 hat man noch minimalen Komfort durch den Dämpfer.

Rocky Mountain Element Hinterbau
Das Element Hinterbau bleibt beim Treten nicht ganz ruhig. Wen das stört, der muss den Lockouthebel des Dämpfers betätigen.
Dämpfer-Lockout
Der Lockout lässt sich noch feingliedrig in drei Stufen unterteilen. Im härtesten Modus ist er komplett dicht.

Das Rocky Mountain Element auf dem Trail

Beim Fahren auf dem Trail fallen vor allem der leichtfüßige Antritt des Rocky Mountain Elements auf. Gerade im welligen Gelände ist dieser Charakterzug ein echter Spaßfaktor. Jeder Impuls am Pedal wird vom Element direkt in Vortrieb übersetzt. Wo bei anderen Bikes die Power in schlecht rollenden Reifen oder trägen Laufrädern versumpft, stellt das Element seinen Charakter in den Vordergrund. Es ist ein Bike, das auch auf flachen Trails nach Tempo lechzt.

Rocky Mountain Element Test
Je mehr Richtungs- und Tempowechsel man auf dem Trail hinlegt, desto wohler fühlt sich das Element.
Rocky Mountain Element Test
Das Element ist ein Kurvenräuber.
Rocky Mountain Element Test
Bergauf profitiert das Fahrgefühl maßgeblich von den leichten Laufrädern.

Während die meisten Hersteller auf Felgen mit 30 mm Maulweite setzen, verbaut Rocky eine Race Face Felge mit 27,5 mm Maulweite. Dieser Trick spart ca. 40 Gramm pro Felgenring. Das klingt nach nicht viel, aber an der Position, wo das Gewicht sitzt, ist das eine Menge. Denn der Felgenring hat sein Gewicht relativ weit außen an der rotierenden Masse, und an dieser Stelle fällt jedes zusätzliche Gramm beim Beschleunigen mehr ins Gewicht, als wenn die 40 Gramm statisch am Rahmen sitzen.

Die Maxxis Recon Reifen passen perfekt zum Einsatzbereich des Bikes. Die rollen noch gut, haben aber auch im Gelände genügend Grip, um sicher über die Trails zu kommen.

Die 27 auf der Felge steht nicht für den Laufraddurchmesser, sondern für die Maulweite der Felge. Rocky entscheidet sich gegen eine 30 mm-Felge, um Gewicht zu sparen.

Geometrie hält Reserven für anspruchsvolles Gelände bereit

Die Geometrie des Rocky Mountains ist tendenziell laufruhig. Daran ändert sich auch im steilen Setting des Lenkwinkels nichts. Und so wird das Handling auch in steilen Sektionen oder bei hohem Tempo nicht nervös. Hier verfolgt man bei Rocky einen modernen Ansatz, der einem ein sicheres Fahrgefühl vermittelt.

Durch das niedrige Gewicht des Bikes lässt sich das Vorderrad aber herrlich leicht anheben. Wer es darauf anlegt, entlockt dem Rocky so auch schnelle Kurvenwechsel. Insgesamt ergibt sich so ein stimmiges Bild von einem spaßorientierten, modernen Trailbike.

Rocky Element Test
Vorderrad anheben und durch die Pfütze surfen. Das Element ist ein Bike, das den Fahrspaß in den Vordergrund stellt.

Kleine Fahrer, aufgepasst

Die kleinste Rahmengröße S wird nach wie vor mit 27,5 Zoll Laufrädern angeboten. Das ist unseres Erachtens sinnvoll, denn je kleiner eine Person ist, desto relevanter wird auch der Faktor Gewicht. Mit den 27,5er Laufrädern spart man ca. nochmal 0,5 Kilo. Und vor allem geht auch die Laufradträgheit noch einmal deutlich runter, so dass das spritzige Fahrgefühl auch in der kleinsten Rahmengröße für Fahrer mit 55 Kilo oder weniger erhalten bleibt.

Rahmen-Details

Das Element ist das Trailbike mit der filigransten Optik 2025. Neben seinem ästhetischen Ansatz hat der Rahmen auch noch einige Details, die wir euch nicht vorenthalten möchten. Die Möglichkeit, zwei Flaschen am Unterrohr zu montieren, ist Pflicht für jeden Marathonfahrer. Der Tool Mount am Oberrohr ist für die Marathon-Fraktion eher nice to have, erspart aber die Notwendigkeit eines kleinen Rucksacks auf kurzen Touren. Bei der Zugführung bleibt Rocky Mountain beim klassischen Weg, der die Leitungen am Steuerrohr in den Rahmen eintauchen lässt.

Flaschenhalter-Position
Am Unterrohr können zwei Flaschenhalter übereinander montiert werden.
Toolmount
An der Unterseite des Oberrohrs ist ein Tool-Mount zu finden.
Press-Fit Tretlager
Das Tretlager hat den Pressfit-Standard.
Zugführung
Die Züge verlaufen nicht durch den Steuersatz, sondern tauchen seitlich in den Rahmen ein.

Ausstattung des Element C70

Die Bikes von Rocky Mountain sind gemessen an ihrem Preis keine Ausstattungswunder. Das gilt auch für das Element C70. Aber mit einem Fox Performance Elite Fahrwerk, Srams GX Transmission Schaltung und hochwertigen Maxxis-Reifen ist man solide bestückt und muss keine Angst davor haben, dass einem die Ausstattung im Fahrspaß einschränkt. Srams Level-Bremsen haben mit 4 Kolben ausreichend Power für leichtes Gelände.

Fox 24 Gabel
Die 34er Fox Performance Elite Gabel hat bereits die hochwertigste Dämpfungskartusche, die es von Fox gibt.
Sram Level-Bremse
Der Bremshebel lässt sich werkzeuglos verstellen und liegt gut in der Hand.
SRAM Level Bremse
Die Bremse hat hinten wie vorne vier Kolben, ist mit 180er-Scheiben aber nicht mit übermäßigen Reserven ausgestattet.
Sram GX Transmission
Srams GX Eagle Transmission Schaltung hat die neuesten Technologien an Bord.
Sram GX Transmission
Der klassische Bowdenzug ist mittlerweile ein aussterbendes Bauteil. Auch am Rocky wird per Funk geschaltet.
Fox Transfer
Die Fox Transfer Teleskopstütze hat genügend Hub, um auch steile Trails mit voller Bewegungsfreiheit in Angriff zu nehmen.
Vorbau
Der 50-mm-kurze Vorbau ist ein klares Statement für den Fahrspaß und er trägt seinen Teil zum direkten Handling des Bikes bei.

Alle Rocky Mountain Elements auf einen Blick

Insgesamt geht Rocky Mountain mit drei Element Versionen ins Rennen. Wirklich billig ist keine. Wir hatten die C70 Version für 7300 € zum Test. Es gibt auch eine Racing Version mit dem Element C99, das sogar mit Rock Shox Flight Attendant Fahrwerk und nur 120 mm Federweg an der Gabel ausgestattet ist. Mit dem automatisch blockierenden Fahrwerk ist es tatsächlich ein echtes Gerät für die Marathon-Langstrecke und dürfte auch nochmal deutlich leichter sein. Mit unserem Pfeil-Symbol habt ihr die Möglichkeit, die Versionen untereinander zu vergleichen. Zusätzliche Infos zur Ausstattung findet ihr auf den einzelnen Detailpages.

Rocky Mountain Element Test
In seinem Element. Das Rocky liebt Trails, die sich durch sanftes Gelände schlängeln.

Pros

  • leicht
  • ästhetisch
  • geniales Handling

Cons

  • leichte Antriebseinflüsse
  • teuer

Testfazit zum Rocky Mountain Element

Das Rocky Mountain Element ist ein Trailbike, das den Fahrspaß in den Mittelpunkt rückt, ohne das Thema Gewicht zu vernachlässigen. Im welligen Gelände oder auf flachen Trails zieht es seinen Joker gegenüber schweren Bikes und sorgt für Begeisterung. Die exzellenten Fahreigenschaften und den Kultstatus der Marke lassen sich die Amerikaner allerdings auch gut bezahlen.

Über den Autor

Ludwig Döhl

... hat mehr als 100.000 Kilometer im Sattel von über 1000 unterschiedlichen Mountainbikes verbracht. Die Quintessenz aus vielen Stunden auf dem Trail: Mountainbikes sind geil, wenn sie zu den persönlichen Vorlieben passen! Mit dieser Erkenntnis hat er bike-test.com gegründet, um Bikern zu helfen, ein ganz persönliches Traumbike zu finden.

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