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Mondraker F-Podium Test

Das Mondraker F-Podium will ein Racebike sein, hat in seiner neuesten Version aber 120 mm Federweg. Wir haben das Bike über die Trails von Finale Ligure gescheucht und zerlegt. Geht Mondrakers neues Konzept auf?

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Die UCI räumt mit dem spiessigen Image von Marathon-Rennen auf. Statt stundenlangem Geballer auf Schotterstrassen, müssen sich die Profis in der höchsten Liga jetzt auch auf ordentlichen Trails behaupten. Der Beweis: Beim letztjährigen Stopp der Marathon World Series in Finale Ligure fanden sich die Ausdauer-Athleten plötzlich auf waschechten Enduro Trails wieder.

Dass diese Entwicklung auf der sportlichen Ebene auch nach neuen Ansätzen beim Material verlangt, ist klar. Die Mountainbike-Industrie wäre nicht die Mountainbike-Industrie, wenn sie diesen Wink mit dem Zaunpfahl nicht dankbar aufgreifen würde.

Scott und Orbea haben sich aus diesem Grund bereits in der Vergangenheit vom puristischen 100 mm Racefully-Konzept verabschiedet. Mondraker besiegelt mit dem neuen F-Podium diesen Trend endgültig. Denn auch die Spanier verkleinern ihre Produktpalette und bieten 2024 kein 100 mm Racefully mehr an. Übrigens: Mondraker ist konsequent und geht diesen Weg auch bei seinen Chrono Hardtails.

Mondraker F-Podium Test
120 mm Federweg, Teleskopstütze und neues Design. Mondraker legt sein F-Podium neu auf.

Quick Facts zum Mondraker F-Podium

  • Preis: von 4.999 € bis 10.999 €
  • Federweg: 120 mm vorne / 110 mm hinten
  • Gewicht: 11,55 Kilo (Größe M ohne Pedale in der RR-Version für 7.999 €)
  • Flaschenhalter: zwei Stück
  • Zugverlegung: durch den Steuersatz
  • Besonderheit: Lenkanschlagsbegrenzer, vollkommen gelagerter Hinterbau, BSA Tretlager
Mondraker F-Podium 2024
Das neue F-Podium gibt es nur noch in einer Version. Eine trail-lastigere DC-Variante gibt es nicht mehr.
Mondraker F-Podium DC 2023
Der Unterschied zum Vorgänger (Bild) wird mit Blick auf Ober- und Sitzrohr sowie die aufrechtere Dämpferposition klar.

Das ist neu beim Mondraker F-Podium 2024

Mit einem komplett neuen Rahmen verschmilzt Mondraker sein altes 100 mm Racefully mit dem alten F-Podium DC , das es bis 2023 noch gab. Sportliche Tourenfahrer und Racer müssen bei Mondraker ab 2024 mit demselben Material zurechtkommen. Eine Touren bzw. Down-Country-Version des F-Podiums gibt es nicht mehr.

Neben den zusätzlichen 20 Millimetern Federweg an der Gabel und 10 Millimetern im Heck ist vor allem auch die Formsprache völlig überarbeitet. Der Dämpfer des F-Podiums ist jetzt ein gutes Stück tiefer gewandert. Die Optik liegt damit auf einer Wellenlänge mit dem Mondraker Neat E-Bike. Auch das ultraflache Oberrohr bleibt ein markantes und vor allem gelungenes Erkennungsmerkmal der neuen Mondraker-Fullys. Außerdem verlaufen die Züge erstmals durch den Steuersatz.

Zero Suspension Hinterbau
Der Zero Suspension Hinterbau ist zu 100 % gelagert. Das F-Podium hat also keine flexenden Sitzstreben, wie die meisten Bikes im XC-Bereich.
Dämpfer Mondraker F-Podium
Durch die Lagerung kann der Dämpfer sehr feinfühlig arbeiten. Schutzbleche schützen das Federbein ab Werk vor Dreckbeschuss.

Zero Suspension – keine Kompromisse beim Hinterbau

Der Dämpfer liegt jetzt zwar etwas tiefer im Rahmen, Mondraker bleibt seinem Zero Suspension Hinterbau Konzept aber treu. Zum Glück: Denn anders als die allermeisten Hersteller bleibt dieses Racefully zu 100 % gelagert. Vor allem im Race-Segment verzichten nahezu alle Hersteller auf ein zusätzliches Lager in der Kettenstrebe und lassen beim Einfedern lieber den Hinterbau flexen.

Mondraker geht bei der Hinterbaukinematik keine Kompromisse ein. Das geschlossene hintere Rahmendreieck ist über zwei solide Umlenkhebel gelagert. Die zahlreichen Industrielager, die dafür nötig sind, drücken zwar deutlich mehr aufs Rahmengewicht als eine flexende Sitzstrebe, bringen auf dem Trail aber spürbare Vorteile.

  • Die Arbeitsweise des Hinterbaus lässt sich von den Ingenieuren zu 100 % über den kompletten Federweg über die Lage der Lagerpunkte definieren.
  • Der Hinterbau spricht sehr feinfühlig an, weil wirklich nur der Dämpfer komprimiert werden muss und nicht zusätzlich noch eine Sitzstrebe zum Flexen gebracht wird.
  • Die Konstruktion mit dem geschlossenen Rahmendreieck hinten ist steifer als eine Konstruktion, der die Streben zwischen Kette und Sitzstrebe fehlt.

Die Vorteile liegen auf der Hand. Es ist nur die Frage: Wie viel wiegt der Rahmen mit so vielen Lagern?

Rahmengewicht Mondraker F-Podium
Wir haben das F-Podium komplett zerlegt, um das Rahmengewicht zu ermitteln.
Rahmengewicht Mondraker F-Podium
Mit Schaltauge (26 g), Gummischoner für die Kettenstrebe und Schutzblechen für den Dämpfer bringt der Rahmen 2133 Gramm auf die Waage.

Rahmengewicht des Mondraker F-Podium Bikes

Wie immer, wenn wir ein Racebike in die Finger bekommen, zerlegen wir es, um das Rahmengewicht zu ermitteln. Das Komplettgewicht der RR-Version liegt bei 11,55 Kilo. Und damit liegt das Bike exakt auf demselben Niveau, wie Canyons neues Lux Trail, das wir zuletzt getestet hatten.

Der Rahmen ohne Dämpfer, aber inklusive Gummischützer an der Kettenstrebe, Schutzbleche für den Dämpfer und Schaltauge bringt 2133 Gramm auf die Waage. Ein guter Wert, in Anbetracht des vollkommen gelagerten Hinterbaus. Aber auch kein Wert, bei dem man völlig ausflippen kann.

Zum Vergleich: Cervelos ZFS-5-Rahmen haben wir bei 100 Millimetern Federweg im Heck mit knapp über 1700 Gramm gewogen. Anhand dieses Vergleichs stellt sich natürlich die Frage: Wie viel Racebike steckt noch im neuen F-Podium?

Mondraker F-Podium bergauf
Wie viel Rennsport steckt im neuen F-Podium mit seinen 120 mm Federweg im Anstieg noch?

Wie sportlich fährt sich das neue F-Podium mit 120 mm Federweg?

Die einfache Antwort: Sehr sportlich! Denn die Sitzposition bleibt trotz mehr Federweg auf der athletischen Seite. Das gerade mal 90 mm kurze Steuerrohr lässt den Lenker trotz 120 Millimeter Federweg an der Gabel immer noch tief montieren.

Unser Geometrie-Vergleich auf bike-test.com zeigt, dass der Reach bzw. das Oberrohr des F-Podiums auch einen Tick länger ausfallen als bei vielen anderen Racebikes. Mit dem langen Hauptrahmen bleibt Mondraker seiner Fast-Forward-Geometrie treu und lässt Sportler wirklich effizient in die Pedale treten. Das Scott Spark RC, das Orbea Oiz oder auch das Cube AMS sind allesamt etwas kürzer.

Man muss keine Angst haben, dass das neue F-Podium nur noch ein weichgespültes Tourenfully ist! Der Hinterbau arbeitet passend dazu antriebsneutraler als der des alten F-Podium DC, das wir letztes Jahr getestet hatten. Das ganze Konzept ist etwas mehr Richtung Effizienz getrimmt.

Mondraker Podium Test
Sowohl auf Schotter als auch im ansteigenden Trail. Das neue F-Podium gibt sich bergauf keine Blöße.

Passend zu den Race-Genen des Bikes ist auch der Lenkerlockout, mit dem sich das komplette Fahrwerk straffen oder blockieren lässt. Vor allem die Zwischenposition am Fahrwerk ist geil, wenn man auf Schotterpisten oder Trails Höhenmeter abspulen will. Dann geht es effizient voran, ohne dass man auf die Komfortvorteile völlig verzichten müsste.

Dank sportlicher Sitzposition, leichter Laufräder und gutem Gesamtgewicht kann sich das Fazit nach über 1100 hm Anstieg wirklich sehen lassen. Bergauf fahren kann es noch das neue F-Podium.

Mondraker F-Podium downhill
Wenn es bergab rappelt, spielt das F-Podium mit dem guten Fahrwerk einen Trumpf.

Ready to Rock - so schlägt sich das F-Podium auf anspruchsvollen Trails

Auf den ruppigen Trails von Finale Ligure hat man normalerweise ein Enduro-Bike unter sich. Aber auch die Marathon World Series war hier zu Gast. Anspruchsvolle Strecken entsprechen dem Zeitgeist der Cross-Country und Marathon-Szene. Wird das neue F-Podium diesen Anforderungen gerecht?

Die Kombination aus 120er-Gabel und Teleskopstütze ist ein Gamechanger gegenüber klassischen, oder besser gesagt puristischen Racebikes. Schon die erste Abfahrt bestätigt diesen Fakt, den wir auch in unserem Racebike-Systemvergleich ermittelt haben.

Dass man mit diesem Racebike die Trails von Finale runterbrettern kann, wie mit einem Enduro, ist eine Illusion. Aber bei etwas angepasster Fahrweise kommt man auch Trails wie den berühmten Rollercoaster sauber, sicher und vor allem mit Spaß runter.

Marathon World Series Strecke Finale Ligure
Schotterwege waren gestern. Heute finden auch Marathons auf anspruchsvollen Strecken wie hier in Finale Ligure statt.

Hinterbau und Geometrie sind der Trumpf im Ärmel des F-Podiums

Der Hinterbau fängt sowohl kleine wie auch große Schläge sauber ab. Selbst im rauen, steinigen Geläuf des Roller Coaster Trails behält man jederzeit die Kontrolle. Dass im Heck 10 mm weniger als an der Front zur Verfügung stehen, fällt im Praxistest nicht negativ auf.

Das geschlossene hintere Rahmendreieck hat dabei spürbar weniger Verwindung als Hinterbauten ohne Verbindungsstrebe zwischen Ketten- und Sitzstrebe. Das ermöglicht es, Linien wirklich präzise zu treffen.

Mondraker Hinterbau
Die Verbindungsstrebe erhöht die Steifigkeit des hinteren Rahmendreiecks und macht das Lenkverhalten damit besonders präzise.

Im Vergleich zur Konkurrenz fällt der Lenkwinkel mit 66,5° minimal flacher als üblich aus. In Kombination mit dem langen Hauptrahmen ergibt sich so ein langer Radstand, der auch bei höherem Tempo ein sicheres Fahrgefühl vermittelt. Allerdings lastet mit der tiefen Front viel Druck auf den Handgelenken und dem Lenker. Im sehr steilen Gelände muss man sich daran erst gewöhnen, bevor man dem Bike volles Vertrauen schenken kann.

Die Bremsleistung der SRAM Level Bremsanlage hinkt der restlichen Trail-Performance des Bikes etwas hinterher.

SRAM Level Bremsanlage
Könnte fester zupacken. SRAMs Level Bremsanlage hinkt der Performance des restlichen Bikes etwas hinterher.

Details am neuen F-Podium Rahmen

Sollte es bergab dennoch mal zu einem Sturz kommen, bewahrt ein Lenkanschlagsbegrenzer das Oberrohr vor lästigen Schäden durch den Schalt- oder Bremshebel. Die Integration dieses Begrenzers am unteren Steuersatzlager ist wirklich gelungen.

Die Zugverlegung durch den Steuersatz soll das Kabelgewirr vor dem Lenker etwas cleaner gestalten. Das gelingt auch zum Teil. Aber: 6 Kabel bleiben 6 Kabel. Komplett kann man das nie ausblenden. Unten am Dämpferlockout muss der Zug auch bei jedem Hub viel Bewegung mitmachen. Bei unserem Test gab es noch kein Problem, optimal ist das aber nicht.

Das geschraubte BSA Tretlager dagegen dürfte vor allem Vielfahrer freuen, die hier öfter einen Lagerwechsel vornehmen müssen.

Zugverlegung Mondraker F-Podium
Die Zugverlegung durch den Steuersatz sortiert die Kabel vor dem Lenker besser als beim Vorgänger, kann aber auch kein Wunderwerk vollbringen.
Trailbike Mondraker
Auf dem Singletrail stören die Züge weder optisch noch klappern sie.

Alle Ausstattungsvarianten des Mondraker F-Podiums

Das Bike gibt es in 4 Ausstattungsvarianten ab 5000 €. Und wir haben natürlich alle Versionen einheitlich und vergleichbar bewertet. Unser Testbike in der RR-Version für 8000 € kommt mit einer mechanischen SRAM X01 Eagle Schaltung daher.

Auch wenn in dieser Preisklasse viele schon auf elektronische Schaltungskomponenten setzen, gibt es an dem mechanischen Ensemble nichts auszusetzen. Die Gangwechsel funktionieren wirklich perfekt.

Auch die hauseigene Teleskopstütze von ON-OFF hat uns mit ihrem üppigen und vor allem schnell verstellbaren Hub voll überzeugt. Tadellose Funktion und vor allem wenig seitliches Spiel sind Argumente, die für Racer nach mehreren Stunden im Sattel zählen.

Fazit zum neuen Mondraker F-Podium

Die Strecken der Marathon World Series, auf denen wir das F-Podium getestet haben, unterstreichen: Racebikes mit mehr Federweg und Teleskopstütze haben ihre absolute Berechtigung. Mondraker setzt die moderne Auslegung ihres Racefullys mit 120 mm konsequent um. Geometrie und Hinterbaufunktion wirken im Praxistest wie aus einem Guss. Das neue F-Podium liefert ab. Das minimale Mehrgewicht, das man gegenüber einem klassischen Racefully mit 100 mm Federweg in Kauf nehmen muss, zahlt sich in Form von einem breiteren Einsatzbereich und mehr Fahrspaß eindeutig aus.

Mondraker F-Podium Fazit
Good Times! Das F-Podium ist das Racebike mit dem breitesten Einsatzbereich, das Mondraker je gebaut hat. Es bringt Racing und Fahrspaß unter einen Hut.

Über den Autor

Ludwig

... hat mehr als 100.000 Kilometer im Sattel von über 1000 unterschiedlichen Mountainbikes verbracht. Die Quintessenz aus vielen Stunden auf dem Trail: Mountainbikes sind geil, wenn sie zu den persönlichen Vorlieben passen! Mit dieser Erkenntnis hat er bike-test.com gegründet, um Bikern zu helfen, ein ganz persönliches Traumbike zu finden.

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