Raphaela Richter berichtet aus Val di Fassa
Im Interview hat Raphaela Richter ihr Saisonziel ganz klar formuliert: Das Podium im Enduro Worldcup. Nach zwei Top 5 Platzierungen in den letzten beiden Rennen läuft es in Val di Fassa nicht zu 100% nach Plan. Text: Raphaela Richter | Bilder: Niklas Wallner
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In unserem Magazin zeigen wir nicht nur die spannendsten Räder der Saison. Hier berichten auch einige der besten Athletinnen und Athleten der ganzen Welt von ihrem Leben auf der Rennstrecke. Während Lukas Baum und Georg Egger in den „Glagow Goals“ von ihrem Weg zur Marathon und Cross Country Weltmeisterschaft berichten, bloggt Raphaela Richter vom Enduro Worldcup. Raphalelas Vorgeschichte lest ihr hier im Interview. Wenn ihr den Newsletter in der Fußzeile abonniert, verpasst ihr keinen dieser Berichte.
Augenschmaus und Lungenkiller in Val di Fassa
Jedes Jahr auf’s Neue komme ich aus dem Staunen nicht mehr raus: Die Bergkulisse in und um Canazei und dem Fassatal ist unglaublich schön und umso dankbarer bin ich an einem solchen Ort Radfahren zu dürfen.
Der 5. Enduro Weltcup stand bevor und damit auch das dritte große Rennen in einem Monat. Nach Bekanntgabe der Strecken war klar, dass die Stages lang, hart und zum Teil auch tretlastig werden. Der ursprüngliche Plan alle Stages am Freitag zu trainieren, wurde aufgrund eines Unwetters gecancelt und das Training wurde auf Freitag und Samstag aufgeteilt. Sonntag standen dann 5 Stages auf dem Programm.
Nachdem ich nach Leogang noch ein paar Tage Magenprobleme hatte und die Woche über in Canazei ebenfalls ziemlich appetitlos war, fühlte ich mich beim Training am Freitag echt ausgelaugt. Die Höhe und die vielen glatten Wurzeln machten die Situation nicht gerade einfacher, aber ich habe versucht mich davon nicht beeindrucken zu lassen. Ein Blick nach links und rechts zeigte, dass alle anderen genauso am Strugglen waren. Gegen Ende des ersten Trainingstages fand ich zurück zu meinem Flow und konnte Stage 3 wieder genießen.
Am Samstag erging es mir ähnlich: die Streckenbedingungen waren eigentlich perfekt, aber ich war am Anfang noch sehr müde, unkonzentriert und fühlte mich schwach. Das Resultat war ein kleiner Sturz, der mich wenigstens wieder wachrüttelte. Und um ehrlich zu sein, war ein Sturz schon lange mal wieder überfällig – irgendwie gehört es ja dazu und erdet einen wortwörtlich.
Endboss: Frühstück
Wie immer studierte ich zum Teil mit der Hilfe meiner Teamkollegen die Helmkameravideos und legte mir hier und da meine Linien zurecht. Diesmal schaffte ich es mich nicht zu sehr damit verrückt zu machen und brachte auch eine ruhige Nacht hinter mich. Trotzdem hat sich mein Magen wieder mal beim Frühstück umgedreht und damit wurde auch die Nervosität wieder schlimmer.
Sobald ich mich in Richtung Pits begeben habe und der Renntag so langsam in die Gänge gekommen ist, fiel mir die Stresssituation jedoch wieder leichter. Ich kann einfach einen Punkt nach dem anderen abhandeln und weiß, dass meine Routinen mittlerweile bewährt sind und funktionieren.
Hart, härter, Titans
Es stand ein langer Tag bevor und Stage 1 „Titans“ war mit ausgefahrenen Wurzeln, steilem Terrain und tiefen Löchern der erste Härtetest. Ich habe mich dort in die klassische Negativspirale manövriert: Ein paar harte Schläge abbekommen, die ich gerade noch halten konnte. Danach war ich immer mehr auf der Bremse gestanden und bin somit erst recht in jedes Loch gefahren. Ich glaube das ist die Definition von Antiflow. Am Ziel unten angekommen, haben Unterarme und Trizeps gebrannt und ich konnte mich kaum noch am Lenker aufstützen.
Mit Stage 2 stand bereits früh am Tag der Endgegner an: 12 Minuten Rennzeit und ich glaube ich bin 3 Minuten davon rein bergauf getreten. In achtsamer Manier habe ich mich nicht im Vorfeld dadurch verrückt gemacht, sondern einfach im Moment gelebt. So kam einem die Stage am Ende tatsächlich gar nicht so lang vor – aber ausgekotzt hab‘ ich mich trotzdem.
Ausgelaugt von dem vorherigen Lungenzerbärster bin ich also in die dritte Stage gestartet. Der Trizeps, die Lungen, die Beine brannten, aber eigentlich fing es ganz gut an, bis ich eine kleine Bodenprobe nehmen musste.
In der 20-minütigen Mittagspause fühlte ich mich so leer, wie ich es eigentlich erst nach einem Rennen von mir kannte. Ich hing in meinem Klappstuhl wie ein Schluck Wasser in der Kurve und konnte nicht mal mein Sandwich aufessen.
One last push
Der Nachmittag mit zwei verbleibenden Stages fühlte sich allerdings nicht mehr so langwierig an und ging gefühlt relativ schnell von der Bühne. Ich legte noch zwei halbwegs saubere Runs hin aber wusste, dass es diesmal auf keinen Fall für eine Platzierung nahe dem Podium reichen sollte.
Auf Platz 8 liegend startete ich in die letzte Stage, vermasselte etwas Schwung in einer wichtigen Passage und rutschte am Ende nach über 42 Minuten Rennzeit ganz knapp auf den 9. Rang.
Am Ende bin ich zwar einerseits etwas mit meiner Performance enttäuscht, andererseits ist ein weiteres Top Ten Ergebnis an einem solchen Tag auch etwas Positives. Jetzt haben wir eine 2-monatige Weltcuppause, in der ich mich wieder sammeln und gut trainieren kann.
Die schnellsten Bikes vom Worldcup in Val di Fassa
Auf bike-test.com liegt eigentlich der volle Fokus aufs Material. Deshalb stellen wir euch immer die schnellsten Bikes von den Wettkämpfen zu unseren Blog Serien vor. So könnt ihr nicht nur von den Ausstattungen träumen, sondern auch die Geometrie der Bikes eins zu eins vergleichen.
Klar ist dabei: die Profi Bikes weichen von der Ausstattung minimal ab. Isabeau Courdurier Gewinnt auf Lapierre bei den Damen. Mathew Walker wird war mit seinem Pivot schnellster bei den Herren.
Wer ernsthaft mit dem Gedanken spielt sich ein neues Enduro zu holen, der findet hier eine komplette Kaufberatung mit den besten 2023er Modellen.