Glasgow Goals
Der Speed Company Racing Blog

Das Speed Company Racing Team stellt die etablierte Welt des Mountainbike Rennsports auf den Kopf. Als Freunde mit familiärer Unterstützung gewannen Egger und Baum 2022 das Cape Epic. In unserer Serie Glasgow Goals lässt uns das Speed Company Racing Team teilhaben, beim Versuch die Weltmeisterschaft in Glasgow zu rocken. Was euch dabei erwartet: Ganz persönliche Einblicke in die Welt des Profisports. Text: Georg Egger | Bilder: Moritz Sauer

Georg Egger
Wo er ist, ist Vorne. Zumindest bei Etappenrennen. Jetzt will Georg Egger diesen Status auch im Cross Country erreichen.

Was bisher geschah:

Ab in den Drehzahlbegrenzer

Marathon Etappenrennen sind die Unique Selling Proposition unseres Speed Company Racing Teams. Die beiden Podiumsplatzierungen beim Cape Epic sind die Grundlage unseres Erfolgs.

Neben Ruhm und Ehre und einer geilen Zeit auf zwei Rädern hat uns dieser Erfolg auch Sponsorenverträge eingebracht und ermöglicht uns das Leben als Profi-Sportler. Obwohl wir es wirklich genießen die Welt der Etappenrennen zu zweit zu rocken, stand nach unserem Sieg beim 4-Island Etappenrennen in Kroatien ein massiver Tapetenwechsel für Lukas und mich an.

Mit dem Start beim Cross Country Worldcup in Nove Mesto begann für uns bereits ein zweiter Saisonabschnitt. Und in dem wollen wir zeigen, dass wir nicht nur zu zweit, sehr lange, sehr schnell Etappenrennen fahren können (wer es genau wissen will, sollte sich mal dieses Interview durchlesen), sondern auch im Cross Country Bereich Vorne mitmischen können.

Die Cross Country Disziplin ist spritziger, intensiver und technischer. Während wir bei Marathons 3 bis 5 Stunden konstant unsere Leistung bringen müssen, geht es beim Cross Country darum den Körper in 90 Minuten völlig auszuquetschen. Die Dauer der Belastung geht runter, die Drehzahl der Pumpe dafür nach oben. Während bei Marathon Rennen oft mentale Stärke und taktisches Geschick gefragt ist, geht’s beim Cross Country um eine akribische Vorbereitung von Mensch und Material.

Du kannst einen Marathon mit 2,5 bar im Reifen gewinnen, wenn deine Beine passen. Im Cross Country Worldcup überlebst du mit den besten Beinen die erste Runde nicht, wenn du 0,3 Bar zu viel Luftdruck im Reifen hast und dich in den Abfahrten blöd anstellst. Das Ausreizen der persönlichen Grenzen in nur 90 Minuten ist einfach eine geile Sache, welche wir uns neben den Marathons gönnen wollen.

Cape Epic Georg Egger
Egger kämpft sich in Nove Mesto von Startplatz 81 auf Rang 39. Original Kommentar: "Das ist kein Ergebnis, das man sich auf den Oberschenkel tätowieren lässt, stimmt mich aber dennoch zuversichtlich.
Georg Egger im Zie
Lukas Baum startete erst beim Marathon und am Sonntag dann noch beim Cross Country. Magenprobleme hinderten ihn das ganze Wochenende an sein Limit zu gehen.
Sponsoren Speed Company Racing
A hard day in the office. Georg Egger beim Weg durch das Starterfeld der Eliteklasse.

Punkte sammeln statt Sektflaschen leeren

Der Start bei den Cross Country Rennen erfordert nicht nur einen Umbau im Training und eine akribische Abstimmung des Materials, sondern auch einen mentalen Switch. Denn anstatt im gelben Trikot aus der ersten Startreihe loszudüsen, geht es hier für mich erst mal um´s Punkte sammeln. Ohne Punkte in der Cross Country Weltrangliste stehst du am Start nämlich hinten. Ganz hinten.

Der Weg zu einer Top Platzierung ist verbaut von 50, 60 oder 70 anderen Startern. Für mich war deshalb sowohl beim Vorbereitungsrennen in Chur, wie auch in Nove klar: Hier geht es erst mal nicht um die Sektflaschen auf der Siegerehrung, sondern darum, so viele Punkte wie möglich zu machen.

Vor dem Erfolg kommt die Arbeit. Und die besteht daraus, sich durch das Feld zu ackern, Positionen zu machen und den Körper an die neue Belastung zu gewöhnen.

Schwarzbauer zieht Holeshot

Die Nummer 81 machte mir bereits bei der Startnummernausgabe klar, dass ich einen gehörigen Arbeitsbrocken beim Worldcup in Nove Mesto vor mir hatte. Lukas hat es mit der Nummer 122 noch fieser erwischt. Schurter und Co. starten aus der Poleposition und ich fand mich im Getümmel der Punktesammler wieder.

Während mein alter Freund und Teamkollege Luca Schwarzbauer vorne den Holeshot zieht, versuche ich meinen Lenker nicht bei den Konkurrenten im Feld einzufädeln und die hektische Startphase ohne Sturz zu überleben. Danach beginnt mein Arbeitseinsatz. Runde für Runde mache ich im tschechischen Nadelwald Boden gut.

Cape Epic Georg Egger
Nass, kalt und dreckig. Es gab Worldcups in Nove Mesto mit deutlich besserem Wetter.
Georg Egger im Ziel
Hat irgend jemand gesagt, man soll keine weißen Socken anziehen? Wir finden Lukas Baum kann sie tragen.
Sponsoren Speed Company Racing
Viele Fans trotzen dem Regen. Aber unter´m Strich war weniger am Streckenrand los als bei gutem Wetter.

Deutsche Fans trotzen dem Regen

Auch wenn der Dauerregen weniger Zuschauer als sonst an die Strecke lockte, motivierten mich immer wieder deutsche Fangruppen vom Streckenrand. Die Kulisse in Nove Mesto ist einfach immer wieder einzigartig.

Und während ich mich durch das Feld ackerte, traf ich immer wieder auf unsere schärfsten Konkurrenten vom Cape Epic. Christopher Blevins zündete gegen Ende des Rennens nochmal eine Rakete und arbeitete sich aus unserer Fahrergruppe auf Rang 31 vor. Andri Frischknecht landete letztendlich eine Position hinter mir auf Rang 40.

Auch diese Beiden arbeiten wohl noch am Umbau der Form für die Cross Country Saison. Platz 39 sprang nach einem harten Tag auf der Rennstrecke für mich heraus.

Die Form stimmt, Ausgangslage wird besser

Das ist kein Ergebnis, dass man sich auf den Oberschenkel tätowieren lässt, stimmt mich aber dennoch zuversichtlich. Die Form stimmt. Blevins und Frischknecht hatten beide deutlich bessere Startpositionen, landeten aber in meinem Umfeld. Mehr als der 39. Platz war erst mal nicht raus zu holen. Aber mit den gesammelten Punkten ist die Ausgangslage für den nächsten Worldcup Block mit Lenzerheide, Leogang und Val die Sole deutlich besser.

Marathon wird in den Worldcup Status gehoben

Mit dem Rennen in Nove Mesto wurde die Marathon Worldseries erstmals auch im Rahmen eines Cross Country Worldcups ausgetragen. Damit bekommt die Disziplin in der Wahrnehmung den Stellenwert, den sie auch verdient. Allerdings muss hier organisatorisch noch ein bisschen am Konzept gefeilt werden. In Nove Mesto lief der Marathon eher unter dem Motto Rahmenprogramm.

Bessere Streaming-Angebote und eine bessere Integration in das Hauptevent, sind Punkte an denen die Veranstalter sicher in Zukunft noch arbeiten werden. Lukas stand in Nove Mesto sowohl beim Marathon als auch beim Cross Country Rennen am Start. Allerdings hatte er an beiden Tagen mit Magenproblemen zu kämpfen.

Beim Marathon verabschiedete er sich deshalb erst aus der Spitzengruppe und setzte dann den Blinker um das Rennen frühzeitig zu beenden. Seine Beine waren gut genug um ganz vorne mitzufahren, aber er muss seinen Magen für die Marathon Europameisterschaft noch in den Griff bekommen.

Cape Epic Georg Egger
Geraume Zeit war Lukas Baum beim Marathon am Samstag in der Führungsgruppe mit dabei, musste das Rennen dann aber aufgrund von Magenproblemen frühzeitig verlassen. Die Beine hätten laut eigener Aussage aber gepasst, um mit den schnellsten der Welt zu konkurrieren.

Das Bike des Speed Company Racing Teams

Auf bike-test.com liegt eigentlich der volle Fokus aufs Material. Deshalb haben wir neben einem Interview und der Blog Serie auch noch einen Bikecheck mit Eggers Bike gemacht.

Außerdem könnt ihr euch bei uns die Serienbikes des Speed Company Racing Teams ansehen und beispielsweise mit dem Wettkampfrad von Luca Schwarzbauer vergleichen. So könnt ihr nicht nur von den Ausstattungen träumen, sondern auch die Geometrie der Bikes eins zu eins vergleichen. Klar ist dabei: die Profi Bikes weichen von der Ausstattung minimal ab.

Materialfetischisten könnte auch Milan Vaders Cervelo Racefully aus Nove Mesto gefallen, das wir hier gefeatured haben. Wer ernsthaft mit dem Gedanken spielt sich ein neues Racebike für die Marathon oder Cross Country Saison zu holen, der findet hier eine komplette Kaufberatung mit den besten 2023er Modellen.

Über den Autor

Ludwig

... hat mehr als 100.000 Kilometer im Sattel von über 1000 unterschiedlichen Mountainbikes verbracht. Die Quintessenz aus vielen Stunden auf dem Trail: Mountainbikes sind geil, wenn sie zu den persönlichen Vorlieben passen! Mit dieser Erkenntnis hat er bike-test.com gegründet, um Bikern zu helfen, ein ganz persönliches Traumbike zu finden.

Empfohlen für dich

Neues Propain Tyee Aluminium & Carbon

Das neue Propain Enduro präsentiert sich nicht als Gamechanger, sondern als stringente ...

Das Focus Jam² SL im Test

Mit der Power aus der Steckdose möglichst schnell zum Traileinstieg hoch und dann mit m...

Das 2024er Scott Ransom

Das Scott Ransom ist ein Klassiker unter den Enduros. Bislang war es hauptsächlich für ...

Das neue Liteville 301 CL MK1 Carbon

Das Liteville 301 CL MK1 ist Litevilles erstes Mountainbike ohne Motor aus Carbon. Kehr...