Cannondale zeigt ein neues Habit & Habit LT
Cube und Canyon haben 2023 schon neue All Mountain Modelle vorgestellt. Jetzt kontert Cannondale mit dem neuen Habit und Habit LT. Die Amis von Cannondale bleiben dabei ihrem Stil treu und grenzen sich ganz klar von der Konkurrenz ab.
Canyon und Cube haben mit dem aktuellen Neuron und dem Stereo One44 zwei brandneue Mountainbikes, mit 140 Millimeter an der Gabel, vorgestellt. Jetzt kontern die US Amerikaner von Cannondale. Das neue Cannondale Habit ist die amerikanische Antwort auf die Neuheitenoffensive aus Deutschland.
Und wie sollte es anderes sein, die amerikanische Antwort kommt im Look and Feel irgendwie etwas lässiger daher. Während die deutschen Hersteller die Effizienz und das Gewicht der Bikes in den Vordergrund stellen, machen die Amis schon im Video zum neuen Habit klar, dass der Style einen Bullitpoint im Lastenheft der Entwickler hatte. Mit dem Habit LT lehnt man sich, dank 150 Millimeter Federweg an der Gabel, zusätzlich auch im Punkto Abfahrtsperformance aus dem Fenster.
Mitch Ropelato styled mit dem Habit LT durch New York
Cannodale Habit und Habit LT unterscheiden sich nicht nur im Federweg
Als der Vorgänger vom neuen Habit 2018 erstmals präsentiert wurde, steckte noch eine 130er Gabel im Steuerohr. Doch der Markt schrie nach mehr. Angeheizt durch Videos der Cannondale Waves Crew änderten die Produktmanager in den letzten 5 Jahren nicht nur Lack und Ausstattung, sondern legten auch nochmal konzeptionelle Veränderungen hin.
Sie spendierten dem bestehenden Chassis eine 140er Gabel. Damit wurde das alte Habit zu einem der beliebtesten Bikes in der Produktpalette von Cannondale. Auch wir haben etliche Touren mit dem Vorgänger gedreht und dabei stehts eine gute Zeit auf den Trails verbracht. Es ist klar, dass man an einem Bike, das die Kunden lieben, keine Maximalveränderungen machen will.
Die Federwege bleiben mit 140 Millimeter an der Gabel und 130 Millimeter im Heck unverändert zum Vorgänger. Ebenso unangetastet bleibt die Strategie bei den Laufrädern. Auch das neue Habit rollt nur in der Größe XS auf 27,5er Schlappen. Ab der Größe S kommt es mit 29er Laufrädern daher. Und auch das generelle Hinterbaudesign scheint sich bewährt zu haben. Das neue Habit bleibt seinem 4-gelenkigen Hinterbau treu.
An der Geometrie hat sich freilich einiges getan. Der Sitzwinkel ist deutlich steiler, der Lenkwinkel flacher, alles eben ein bisschen moderner geworden. Der richtige Paukenschlag fällt erst, wenn man den Blick auf die Modelle mit dem Zusatz LT wirft. Denn hier pumpt Cannondale nicht nur den Federweg an Front und Heck um 10 Millimeter auf. Nein, auch die Ausstattung ist deutlich abfahrtslastiger.
Das Cannondale Habit LT füllt die Lücke, die das Jekyll hinterlässt
Enduro Mountainbikes haben sich in den letzten Jahren zu wahren Abfahrtsmonstern entwickelt. Mit dem wachsenden Einfluss der EDR (ehemals Enduro World Series) auf die Produktentwicklung verkümmert der Allround-Gedanke in der Enduro Kategorie mehr und mehr.
Auch beim aktuellen Cannondale Jekyll ist das eindeutig zu erkennen. Die Entwicklung des aktuellen Jekylls begann 2019 auf den Strecken des Downhill Worldcups. Das aufwendige High-Pivot Hinterbau System und 170er Gabeln mit 38 Millimeter dicken Standrohren machen eindeutig klar: Dieses Bike wurde gebaut, um Bestzeiten in den Abfahrten zu setzen.
Die Hatz nach Sekunden in Enduro Stages lässt kaum Platz für Kompromisse, um die Tourentauglichkeit zu erhöhen. Genau da reißt das aktuelle Jekyll mit High-Pivot-Hinterbau eine Lücke gegenüber seinen Vorgängern auf. Bis 2022 bestand die Dynastie aller Jekylls aus tourenfähigen Bikes. Das neue Habit LT tritt mit seinen 150 Millimetern Federweg in große Fußstapfen.
Das Cannondale Habit ist kein Innovationsträger
All Mountain Bikes hatten es im Wettstreit um Innovationen schon immer schwer. Das kam auch zuletzt beim neu präsentierten Canyon Neuron sehr gut zum Ausdruck. Warum ist das so? In Punkto Leichtbau setzen Cross Country Bikes wie das Scalpel HT die Akzente.
Enduro Bikes wie das Jekyll definieren die Grenzen des Machbaren im Bereich Hinterbau Kinematik und Abfahrtsperformance. Bei All Mountains wie dem neuen Habit, müssen die Produktmanager Kompromisse zwischen diesen beiden Welten finden.
Klar, dass unter diesen Vorzeichen weder beim Rahmengewicht, noch in anderen Bereichen absolut neue Akzente gesetzt werden. Cannondale ist sich dessen bewusst und nutzt die Aura der All Mountain Bikes sogar ganz bewusst aus. Die Amerikaner halten das Konzept der neuen Habits bewusst simpel und frei von aktuellen, technischen Trends. So verlaufen die Züge nicht wie aktuell üblich durch den Steuersatz, sondern ganz klassisch durch das Unterrohr.
Bei den Carbon Modellen gibt es sogar eine durchgehende Führung der intern verlegten Züge für eine besonders leichte Wartung. Das geschraubte BSA Tretlager erfreut Mechaniker ebenfalls. Anstelle einer komplexen Storage Box im Unterrohr gibt es, wie beim Canyon Neuron, Anschraubmöglichkeiten für ein Storage-Päckchen unter dem Oberrohr. Cube entscheidet sich bei seinen neuen Stereo One Modellen für die integrierte Staufachlösung im Unterrohr.
Beim Schaltauge stellt man sich mit dem UDH Standard zukunftsfähig auf. Damit passen auch Srams neueste Transmisson Antriebe an die Habits. Auf einen Flip-Chip zu Geometrie Verstellung wurde ebenfalls verzichtet, um die Komplexität der Habit Modelle so gering wie möglich zu halten. Wer aus dem 29er Setup ab Werk im Laufe des Lebens ein Mullet-Bike, mit kleinem 27,5er Hinterrad, bauen will, kann das machen. Cannondale bietet hierfür einen speziellen Umlenkhebel für die Hinterbauaufhängung, der dem Kunden alle Optionen offen hält.
Aktuelle Standards am Cannondale Habit
- Tretlager: BSA (geschraubt)
- Laufradgröße: 29 Zoll (nur Größe XS mit 27,5 Zoll)
- Einbaumaß Hinterrad: 12×148 (NICHT assymetrisch)
- Sattelstütze: 30,9 mm
- Leitungsführung: durch das Unterrohr
- Flaschenhalter: Platz für 1 Stück (und zusätzlich für ein Storage-Päckchen)
- Besonderheit: Mitwachsende Kettenstreben
- Schaltauge: UDH (Sram Egale Transmisson kompatibel)
Das 2023er Cannondale Habit hat unsichtbare Details
Auch wenn die neuen Habits nicht die Innovationsträger in der Produktpalette von Cannondale sind, so beweisen die Amis dennoch Liebe zum Detail. Denn wie auch beim Cannondale Scalpel HT wachsen auch bei den neuen Habits die wichtigsten Geometriedaten mit jeder Rahmengröße mit.
Auch bei unserem Test zum Rose Bonero ist uns aufgefallen, welchen Mehrwert mitwachsende Kettenstreben in der Praxis für besonders Große oder besonders kleine Fahrer haben. Denn so bleibt die Lastverteilung zwischen Hinter- und Vorderrad in allen Rahmengrößen ausbalanciert.
Cannondale geht sogar noch einen Schritt weiter und passt auch die Hinterbau Kinematik und das Layup der Carbon Rahmen, bzw. die Wandstärke der Alu Rohre an die einzelnen Größen an. Ein Service aus der Ingenieurs-Abteilung, der beim Betrachten des Bikes nicht sofort auffällt, sich auf dem Trail aber deutlich bemerkbar macht.
Die stärksten Konkurrenten des Cannondale Habits
Wer sich 2023 ein neues All Mountain kaufen will, wird sich neben dem Cannondale vor allem mit den gerade neu vorgestellten Bikes von Cube und Canyon auseinandersetzen. Wir haben ein aktuelles Canyon Neuron, ein Cannondale Habit und ein Cube Stereo One44 für euch schon mal in den direkten Vergleich gepackt. So könnt ihr Geometrien und Ausstattungen eins zu eins vergleichen.
Das Habit LT muss sich eher mit dem Propain Hugene messen. Auch das Giant Trance X ist immer ein heißer Kandidat in der Federwegsklasse um 150 Millimeter. Auch hier haben wir für euch schon mal einen Vergleich vorangelegt.
Alle 2023er Habit Modelle auf einen Blick inklusive Preise und Verfügbarkeiten:
Wie gewohnt liefern wir nicht nur tiefgründige Einblicke in die Details. Im Gegensatz zu allen anderen Medien erlaubt es unser innovatives und absolut objektives Testsystem euch Informationen zur kompletten Modellfamilie zu liefern. Hier könnt ihr euch zu dem richtigen Habit je nach eurem Budget informieren.
Fazit zum Cannondale Habit und Habit LT
Die amerikanische Antwort auf die deutschen Neuheitenoffensive von Canyon und Cube fällt, wie sollte es auch anders sein, lässig aus. Cannondale entscheidet sich ganz bewusst, aktuelle Trends wie die Leitungsführung durch den Steuersatz nicht mitzugehen und will damit vor allem ein simples, gut funktionierendes Bike für Menschen, die einfach fahren wollen, bauen.
Das Konzept dürfte vielen Bikern gefallen. Bei der Geometrie lässt Cannondale nichts anbrennen. Und auch die Lücke im Produktportfolio, welche das aktuelle Jekyll gerissen hat, dürfte die LT Version des Habits gut ausfüllen.
In Kombination mit dem tourenlastigerem Habit (ohne LT) mit 140 Millimeter Federweg an der Gabel gelingt Cannondale eine stimmige Neuauflage ihres Klassikers.