Cube Reaction TM One 2025 Test
Cube schießt mit seinem neuen Trailhardtail den Vogel ab. Denn für 1100 € liefern die Bayern ein Trailhardtail, dem auf den ersten Blick nichts fehlt. Wir haben dem neuen Bike ordentlich auf den Zahn gefühlt, um zu checken, wie viel Mountainbike man für diesen Preis erwarten darf.




Peng: Realität lässt Fully-Seifenblase zerplatzen
Viele, vor allem junge Biker träumen von einem Fully zum Trails shredden. Doch das Budget ist hier oftmals der bremsende Faktor, der diesen Traum wie eine Seifenblase zerplatzen lässt.
Denn das Cube Stereo One 22 Fully gibt es zwar ab 1999 €, also etwas weniger als den doppelten Preis. Es ist mit schmächtigeren Reifen und einer kleineren Bremsanlage aber deutlich mehr auf Touren ausgelegt, als das Bike hier hinter mir.
Vergleichbar vom Einsatzbereich sind da schon eher Bikes wie das Rose Root Miller, das es erst ab 2199 € gibt oder dann eben gleich das Cube Stereo One55 Race, das mit Carbonrahmen dann schon 3499 € kostet.
Man kann die Marktübersicht abkürzen. Unter 2000 € wird es verdammt schwer, ein Fully mit gleichem Einsatzbereich und ähnlicher eleganter Optik zu finden. Da bleibt eigentlich nur der Gebrauchtmarkt übrig.

Rahmen überrascht mit erstklassiger Verarbeitung
Trotz Kampfpreis lässt sich Cube bei der Qualität und Optik des Rahmens nichts nachsagen. Die Schweißnähte sind nicht nur absolut gleichmäßig gezogen, sondern liegen auch super flach über den Alurohren.
Hier hat sich in der Alu-Verarbeitung in den letzten Jahren wirklich nochmal einiges getan. Cube weiß es, die neuesten Entwicklungen beim Schweißen von Alu-Rahmen perfekt umzusetzen. Das geschraubte BSA-Tretlager und die Zugverlegung durch das Unterrohr bzw. bei der Bremsleitung das Oberrohr ist gängiger Standard bei solchen Bikes.
Details wie die stabil abgestützte Direkt-Mount-Bremsaufnahme am Hinterrad, die ab Werk für eine 180er-Scheibe vorbereitet ist, oder das Gusset im Sitzrohrbereich zeigen, dass man bei Cube die Bedürfnisse der Zielgruppe endlich ernst nimmt. Der Rahmen macht einen deutlich stabileren Eindruck als der alte Reaction TM Rahmen. Zudem sieht der Rahmen wirklich sexy aus.





Der Wermutstropfen - Das Gewicht
Mit 15,5 Kilo ohne Pedale ist das Bike für ein Hardtail schwer. Zwar wiegen andere Trailhardtails in dieser Preisklasse ähnlich viel, aber Fullys wie das Canyon Spectral CF schaffen es mit Dämpfer und mehr Federweg auf das gleiche Gewicht. Wohl gemerkt bei 4-fachem Preis.
Normalerweise spart ein Hardtail gegenüber einem Fully ca. 1,5 Kilo Gewicht, weil der Dämpfer und die Gelenke bei einem starren Rahmen wegfallen. Aber die Pfunde des Reaction TM verstecken sich auch nicht am Rahmen.
Die Schwalbe-Reifen haben massiv Grip und mit ihrer doppelten Karkasse auch den Pannenschutz, den man sich für ein Trailhardtail vorstellt. Aber sie drücken mit über 1300 Gramm pro Reifen auch ordentlich auf die Waage. Hinzu kommt, dass man die Reifen mit ihrem Drahtkern auch nur mit Schlauch und nicht Tubeless fahren kann. Einer der verbauten Schläuche wiegt nochmal fast 290 Gramm.



Das ist richtig üppig und das macht das Bike beim Antreten oder im Uphill auch spürbar behäbig. Das Gute an der Sache ist aber auch, dass man hier im Nachgang relativ leicht tunen kann. Denn wenn man den ersten Satz Reifen mal runtergefahren hat, lassen sich mit einem Budget von 80 – 100 € schnell mal ein Kilo Gewicht sparen, ohne dass man an Grip oder Pannenschutz eingebüßt. Die Felgen sind Tubeless Ready und können bei einem entsprechenden Reifen also auch ohne Schlauch gefahren werden.


Was kann die Shimano Cues-Schaltung?
Hochwertige Mountainbikes sind in der Regel mit Shimano Schaltungen oberhalb des Deore Niveaus (Deore, SLX, XT oder XTR) oder eben Sram Schaltungen ausgestattet. Die verbaute Cues Schaltungen sortieren sich vom Qualitätsniveau unterhalb der Deore Gruppe ein. Shimano versucht dabei mit nur zehn Ritzeln an der Kassette einen niedrigeren Preispunkt zu realisieren. Dennoch soll die Gruppe den Geländespaß abkönnen. Aber die Kette wechselt dabei spürbar langsamer über die Ritzel als bei hochwertigeren Schaltungen.
Das liegt vor allem daran, dass die Schaltung pro Gangwechsel auch größere Sprünge machen muss. Denn mit nur zehn Ritzeln fallen die Gangsprünge größer aus als bei einer Schaltung mit 12 Ritzeln. Und das, obwohl die Gangspreizung mit der Kassette mit 11 -48 Zähnen sogar deutlich kleiner ausfällt. Und diese großen Gangsprünge dauern einfach etwas länger.
Im Großen und Ganzen funktioniert die Schaltung zuverlässig und auf einem Niveau, das für den Mountainbike-Einsatz ok ist. Bei Schaltperformance und Bandbreite muss man sich aber bewusst sein, dass teure Optionen mehr drauf haben. Um das Thema Schaltung abzuschließen, muss man auch ganz ehrlich sagen: Die ist bei einem Trailhardtail auch nicht das Kaufkriterium Nummer 1.



Federgabel und Bremsen überraschen
Bei den Bremsen lässt Cube nichts anbrennen. Der 4-Kolben-Magura-Bremssattel am Vorderrad ist in Kombination mit der 203 mm großen Scheibe einer der stärksten Stopper, die man sich vorstellen kann. Die Anlage im Heck ist etwas schwächer, aber immer noch absolut ausreichend. Cube investiert hier an der richtigen Stelle. Denn die Bremsen sind einer der wichtigsten Faktoren für den Fahrspaß bergab.


Die SR Suntour Federgabel hat nicht den Ruf einer Rock Shox oder Fox Gabel, funktioniert aber auf dem selben Niveau wie die günstigen Gabeln der Marktführer im Highend Segment. Das minimale Losbrechmoment, das man beim Drücken im Stand spürt, nimmt man auf dem Trail, wenn die Gabel im Sag steckt, nicht spürbar wahr.
Wichtig ist vor allem, dass die Gabel mit einer Luftfeder, und nicht mit einer Stahlfeder arbeitet. So manche Gabel in diesem Preissegment macht das nämlich noch. Die Luftfeder hat den Vorteil, dass ich mit einer einfachen Gabelpumpe die Federhärte an mein Körpergewicht oder meine Vorlieben auf dem Trail anpassen kann. Außerdem ist sie deutlich leichter als die Stahlfedergabel. Die werden im Übrigen auch oft mit dem englischen Wort „Coil“ umschrieben.
Die Zugstufe ist einstellbar und sogar die Druckstufe, also die Einfedergeschwindigkeit, lässt sich mit 7 Klicks leicht feintunen. Wobei der letzte Klick hier oben am rechten Gabelholm im Lockout endet und die ersten 2-3 Klicks kaum eine Wirkung haben. Wir haben die Gabel immer in der Mittelstellung gefahren und kamen damit gut zurecht.

Wo liegt der Unterschied zu den hochwertigeren Gabeln?
Vor allem bei großen schnellen Schlägen bauen hochwertigere Gabeln die Energie besser ab. Da erreicht man mit dieser sowie den meisten anderen Gabeln in dieser Preisklasse schneller den Zustand, dass sie durchschlagen. Und bei ganz schnellen Schlagabfolgen halten diese hochwertigeren Gabeln den Kontakt zum Boden etwas besser. Das Buchsenspiel, das man bei der Gabel hier im Stand fühlt, haben auch die teuersten Gabeln am Markt.
Die Basisfunktionen auf dem Trail sind gegeben und man darf auch nie vergessen, dass eine aktuelle Fox 36 Factory oder Öhlins Gabel, von der ja viele träumen, mehr kostet als hier das ganze Bike.


Geometrie ist on Point
Bei der Geometrie geht Cube endlich den richtigen Weg. Mit dem neuen Rahmen ist Cube im Trailhardtail Game angekommen. Mit dem 65 Grad Lenkwinkel trifft man den Nagel auf den Kopf. In unserer Vergleichsfunktion kann man sehen, dass das Rose Bonero, das Santa Cruz Chameleon, das Radon Cragger, ja eigentlich fast alle Trailhardtails diesen Lenkwinkel haben.
Mit dem Reach von 462 mm und der Tretlagerabsenkung von 60 mm bleibt das Bike ebenfalls innerhalb der Werte, die sich am Markt für Trailhardtails etabliert haben.

Kleinere Laufräder für kleinere Leute
Eine Sache muss man bei der Geometrie betonen. Mit den Größen XS und S hat man selbst als kleiner, vielleicht noch nicht ausgewachsener Mensch, zwei Rahmengrößen zur Auswahl. Und diese Rahmengrößen werden auch mit kleineren 27,5 Zoll Laufrädern ausgestattet.
Das ist absolut sinnvoll. Das Gewicht ist ein Thema bei dem Bike und mit den kleinen Laufrädern wird es einfach noch einmal circa ein halbes Kilo leichter. So lässt es sich, auch für leichte Fahrer, besser handhaben. Die ganzen Zahlen und Größen sind das eine, die große Frage ist natürlich, wie sich das Bike im Gelände anfühlt.

So fährt sich das neue Cube Trail-Hardtail
Das Bike ist nicht super quirlig, sondern schlägt sich tendenziell eher auf die laufruhige Seite. Lange Geraden, Kurven mit einem großen Radius oder richtig heftige Abschnitte spielen dem Bike mehr in die Karten als super technische, langsame Trailabschnitte.
Es wäre übertrieben, wenn man sagen würde heftige Trails wie der Little Champery in Finale Ligure wären ein Zuckerschlecken für das Bike. Man muss mit dem starren Heck immer konzentriert runterfahren und den ein oder anderen Schlag am Hinterrad mit den Beinen abfedern.
Aber erstaunlich ist: Das Bike kostet 1100 € und macht auch im harten Gelände Spaß.
Das Zusammenspiel aus den soliden Reifen, der gelungenen Geo und den Bremsen schafft es selbst dann, wenn es richtig knifflig wird, ein sicheres Fahrgefühl aufzubauen. Und das ist eine Grundlage, auf der man sich an sein persönliches fahrerisches Limit rantasten kann.


Mehr Budget - Mehr Bike
Für 400 € mehr liefert Cube das Reaction TM Pro. Das Bike hat denselben Rahmen, ist aber besser ausgestattet und wiegt über 1 Kilo weniger. Achtung: Die Reaction Bikes ohne den Modellzusatz TM haben zum Verwechseln ähnliche Modellnamen, mit nur 100 mm Federweg aber eine ganz andere Ausrichtung. Unser Test zeigt, dass diese deutlich mehr auf Touren und Hobbyrennen ausgelegt sind.

Fazit zum neuen Trail-Hardtail von Cube
Cube liefert für 1100 € genügend Mountainbike, um den Sport in seiner vollen Bandbreite, von leichten Hometrails bis zu den Killer Trails von Finale auszuüben. Das Bike hat an der einen oder anderen Stelle, vor allem bei den Reifen, noch Tuningpotential.
Unterm Strich ist es aber ein Paradebeispiel dafür, wie einst hochpreisige Technologien mittlerweile in bezahlbaren Preisregionen angekommen sind. Cube senkt mit dem Bike die Einstiegshürde für den Sport auf ein Minimum und erweist der Mountainbike-Community damit einen großen Dienst.