1100 € - Spaß oder Stress?

Cube Reaction TM One 2025 Test

Cube schießt mit seinem neuen Trailhardtail den Vogel ab. Denn für 1100 € liefern die Bayern ein Trailhardtail, dem auf den ersten Blick nichts fehlt. Wir haben dem neuen Bike ordentlich auf den Zahn gefühlt, um zu checken, wie viel Mountainbike man für diesen Preis erwarten darf.

Youtube Video

Trailhardtails legen eine Gratwanderung zwischen Vergötterung und Verachtung hin. Die einen lieben sie, aufgrund ihrer simplen Technik und dem ungefilterten Fahrgefühl. Die anderen hassen sie, weil sie keinen Komfort bieten und im rauen Gelände einem Fully ganz klar unterlegen sind. An Trailhardtails scheiden sich die Geister.

Cube stellt mit seinem neuen Reaction TM One vor allem ein Argument für Trailhardtails ins Rampenlicht. Den Preis. Und das ist wohl für die allermeisten das ausschlaggebende Kaufkriterium. Den UVP von 1100 € kann man durchaus als Kampfansage an die Konkurrenz bezeichnen.

Denn mit einer Teleskopstütze, einer ordentlichen Bremsanlage und einem hochwertig verarbeiteten Rahmen fehlt dem Bike auf den ersten Blick nichts, um im Gelände Spaß zu haben.

Cube Reaction TM Test
Verdammt sexy für 1100 €. Die Optik von Cubes Trail-Hardtail stimmt. Aber wie sieht es mit der Leistung auf dem Trail aus?
Cube Reaction TM One Test
Wir haben das Reaction den härtesten Trails von Finale Ligure ausgesetzt.
MTB Vario-Stütze
Für 1100 € verzichtet Cube nicht auf eine Teleskopstütze. Früher war es in dieser Preisregion üblich, eine starre Stütze zu verbauen. Die Zeiten sind vorbei.

Peng: Realität lässt Fully-Seifenblase zerplatzen

Viele, vor allem junge Biker träumen von einem Fully zum Trails shredden. Doch das Budget ist hier oftmals der bremsende Faktor, der diesen Traum wie eine Seifenblase zerplatzen lässt.

Denn das Cube Stereo One 22 Fully gibt es zwar ab 1999 €, also etwas weniger als den doppelten Preis. Es ist mit schmächtigeren Reifen und einer kleineren Bremsanlage aber deutlich mehr auf Touren ausgelegt, als das Bike hier hinter mir.

Vergleichbar vom Einsatzbereich sind da schon eher Bikes wie das Rose Root Miller, das es erst ab 2199 € gibt oder dann eben gleich das Cube Stereo One55 Race, das mit Carbonrahmen dann schon 3499 € kostet.

Man kann die Marktübersicht abkürzen. Unter 2000 € wird es verdammt schwer, ein Fully mit gleichem Einsatzbereich und ähnlicher eleganter Optik zu finden. Da bleibt eigentlich nur der Gebrauchtmarkt übrig.

Cube Stereo ONE22
Viele träumen von Fullys wie dem Stereo One22. Aber vollgefederte Bikes kosten mindestens doppelt so viel. Das Cube Stereo One22 SLT kostet sogar 6000 €.

Rahmen überrascht mit erstklassiger Verarbeitung

Trotz Kampfpreis lässt sich Cube bei der Qualität und Optik des Rahmens nichts nachsagen. Die Schweißnähte sind nicht nur absolut gleichmäßig gezogen, sondern liegen auch super flach über den Alurohren.

Hier hat sich in der Alu-Verarbeitung in den letzten Jahren wirklich nochmal einiges getan. Cube weiß es, die neuesten Entwicklungen beim Schweißen von Alu-Rahmen perfekt umzusetzen. Das geschraubte BSA-Tretlager und die Zugverlegung durch das Unterrohr bzw. bei der Bremsleitung das Oberrohr ist gängiger Standard bei solchen Bikes.

Details wie die stabil abgestützte Direkt-Mount-Bremsaufnahme am Hinterrad, die ab Werk für eine 180er-Scheibe vorbereitet ist, oder das Gusset im Sitzrohrbereich zeigen, dass man bei Cube die Bedürfnisse der Zielgruppe endlich ernst nimmt. Der Rahmen macht einen deutlich stabileren Eindruck als der alte Reaction TM Rahmen. Zudem sieht der Rahmen wirklich sexy aus.

Cube Reaction TM Rahmen
Cube setzt nicht auf Standard-Rundrohre, sondern gibt dem Bike mit schicken Rohren eine ganz eigene Optik.
Cube Schweißnaht
Die Schweißnähte sind supergleichmäßig gezogen und liegen sehr flach über den Knotenpunkten.
Bremsabstützung
Trail-Hardtails müssen viel einstecken. Die massive Bremsaufnahme ist darauf ausgelegt.
Cube Reaction TM Leitungsführung
Die Züge verlaufen im Inneren des Rahmens, aber nicht durch den Steuersatz.
Cube Reaction TM Leitungsführung
Am Hinterbau liegt die Bremsleitung gut versteckt unter der Sitzstrebe.

Der Wermutstropfen - Das Gewicht

Mit 15,5 Kilo ohne Pedale ist das Bike für ein Hardtail schwer. Zwar wiegen andere Trailhardtails in dieser Preisklasse ähnlich viel, aber Fullys wie das Canyon Spectral CF schaffen es mit Dämpfer und mehr Federweg auf das gleiche Gewicht. Wohl gemerkt bei 4-fachem Preis.

Normalerweise spart ein Hardtail gegenüber einem Fully ca. 1,5 Kilo Gewicht, weil der Dämpfer und die Gelenke bei einem starren Rahmen wegfallen. Aber die Pfunde des Reaction TM verstecken sich auch nicht am Rahmen.

Die Schwalbe-Reifen haben massiv Grip und mit ihrer doppelten Karkasse auch den Pannenschutz, den man sich für ein Trailhardtail vorstellt. Aber sie drücken mit über 1300 Gramm pro Reifen auch ordentlich auf die Waage. Hinzu kommt, dass man die Reifen mit ihrem Drahtkern auch nur mit Schlauch und nicht Tubeless fahren kann. Einer der verbauten Schläuche wiegt nochmal fast 290 Gramm.

Cube Reaction TM Test
Die Schwalbe-Reifen haben guten Grip und Pannenschutz, können aber nicht tubeless gefahren werden und sind schwer.
Schwalbe Bikepark-Reifen
Mit über 1,3 Kilo pro Reifen sind sie einer der Hauptfaktoren für die üppigen Pfunde des Cubes.
Gewicht Schlauch
Auch die verbauten Schläuche drücken mit fast 300 Gramm ordentlich auf die Waage.

Das ist richtig üppig und das macht das Bike beim Antreten oder im Uphill auch spürbar behäbig. Das Gute an der Sache ist aber auch, dass man hier im Nachgang relativ leicht tunen kann. Denn wenn man den ersten Satz Reifen mal runtergefahren hat, lassen sich mit einem Budget von 80 – 100 € schnell mal ein Kilo Gewicht sparen, ohne dass man an Grip oder Pannenschutz eingebüßt. Die Felgen sind Tubeless Ready und können bei einem entsprechenden Reifen also auch ohne Schlauch gefahren werden.

Cube Reaction TM Pro
Das Reaction TM Pro ist 400 € teurer, wiegt dafür aber über 1 Kilo weniger und hat bereits eine 12-fach Schaltung.
Cube Reaction TM Pro
Bei den Reifen greift Cube beim Reaction TM Pro sogar ganz oben ins Regal, um Gewicht im Vergleich zum One-Modell zu sparen.

Was kann die Shimano Cues-Schaltung?

Hochwertige Mountainbikes sind in der Regel mit Shimano Schaltungen oberhalb des Deore Niveaus (Deore, SLX, XT oder XTR) oder eben Sram Schaltungen ausgestattet. Die verbaute Cues Schaltungen sortieren sich vom Qualitätsniveau unterhalb der Deore Gruppe ein. Shimano versucht dabei mit nur zehn Ritzeln an der Kassette einen niedrigeren Preispunkt zu realisieren. Dennoch soll die Gruppe den Geländespaß abkönnen. Aber die Kette wechselt dabei spürbar langsamer über die Ritzel als bei hochwertigeren Schaltungen.

Das liegt vor allem daran, dass die Schaltung pro Gangwechsel auch größere Sprünge machen muss. Denn mit nur zehn Ritzeln fallen die Gangsprünge größer aus als bei einer Schaltung mit 12 Ritzeln. Und das, obwohl die Gangspreizung mit der Kassette mit 11 -48 Zähnen sogar deutlich kleiner ausfällt. Und diese großen Gangsprünge dauern einfach etwas länger.

Im Großen und Ganzen funktioniert die Schaltung zuverlässig und auf einem Niveau, das für den Mountainbike-Einsatz ok ist. Bei Schaltperformance und Bandbreite muss man sich aber bewusst sein, dass teure Optionen mehr drauf haben. Um das Thema Schaltung abzuschließen, muss man auch ganz ehrlich sagen: Die ist bei einem Trailhardtail auch nicht das Kaufkriterium Nummer 1.

Shimano CUES-Schaltwerk
Die Cues-Schaltung hat 10 Ritzel an der Kassette und ordnet sich unterhalb der Deore-Gruppe ein.
Shimano CUES Schalthebel
Die Haptik des Schalthebels und das Schaltgefühl passen bei dieser Schaltung.
Shimano CUES Kurbel
Die Kurbel hat bereits eine durchgehende Welle und kein günstiges Patronenlager mehr.

Federgabel und Bremsen überraschen

Bei den Bremsen lässt Cube nichts anbrennen. Der 4-Kolben-Magura-Bremssattel am Vorderrad ist in Kombination mit der 203 mm großen Scheibe einer der stärksten Stopper, die man sich vorstellen kann. Die Anlage im Heck ist etwas schwächer, aber immer noch absolut ausreichend. Cube investiert hier an der richtigen Stelle. Denn die Bremsen sind einer der wichtigsten Faktoren für den Fahrspaß bergab.

Magura MT Thirty
Maguras 4-Kolben-Anlage ist ein echter Stopper. Am Hinterrad hat das Bike nur einen 2-Kolben-Sattel.
Magura MT Thirty
Der Bremshebel dieser Bremsanlage wird sogar in Deutschland gefertigt.

Die SR Suntour Federgabel hat nicht den Ruf einer Rock Shox oder Fox Gabel, funktioniert aber auf dem selben Niveau wie die günstigen Gabeln der Marktführer im Highend Segment. Das minimale Losbrechmoment, das man beim Drücken im Stand spürt, nimmt man auf dem Trail, wenn die Gabel im Sag steckt, nicht spürbar wahr.

Wichtig ist vor allem, dass die Gabel mit einer Luftfeder, und nicht mit einer Stahlfeder arbeitet. So manche Gabel in diesem Preissegment macht das nämlich noch. Die Luftfeder hat den Vorteil, dass ich mit einer einfachen Gabelpumpe die Federhärte an mein Körpergewicht oder meine Vorlieben auf dem Trail anpassen kann. Außerdem ist sie deutlich leichter als die Stahlfedergabel. Die werden im Übrigen auch oft mit dem englischen Wort „Coil“ umschrieben.

Die Zugstufe ist einstellbar und sogar die Druckstufe, also die Einfedergeschwindigkeit, lässt sich mit 7 Klicks leicht feintunen. Wobei der letzte Klick hier oben am rechten Gabelholm im Lockout endet und die ersten 2-3 Klicks kaum eine Wirkung haben. Wir haben die Gabel immer in der Mittelstellung gefahren und kamen damit gut zurecht.

SR Suntour Gabel
Die SR Suntour Gabel löst keinen Haben-Will-Effekt aus, funktioniert aber in Anbetracht des Preises gut.

Wo liegt der Unterschied zu den hochwertigeren Gabeln?

Vor allem bei großen schnellen Schlägen bauen hochwertigere Gabeln die Energie besser ab. Da erreicht man mit dieser sowie den meisten anderen Gabeln in dieser Preisklasse schneller den Zustand, dass sie durchschlagen. Und bei ganz schnellen Schlagabfolgen halten diese hochwertigeren Gabeln den Kontakt zum Boden etwas besser. Das Buchsenspiel, das man bei der Gabel hier im Stand fühlt, haben auch die teuersten Gabeln am Markt.

Die Basisfunktionen auf dem Trail sind gegeben und man darf auch nie vergessen, dass eine aktuelle Fox 36 Factory oder Öhlins Gabel, von der ja viele träumen, mehr kostet als hier das ganze Bike.

Finale Ligure Test
Auch wirklich raue Trails kommt man damit gut hinunter.
Finale Ligure MTB Trail
Bei großen Schlägen oder schnellen Schlagabfolgen halten hochwertigere Modelle den Kontakt zum Untergrund jedoch besser.

Geometrie ist on Point

Bei der Geometrie geht Cube endlich den richtigen Weg. Mit dem neuen Rahmen ist Cube im Trailhardtail Game angekommen. Mit dem 65 Grad Lenkwinkel trifft man den Nagel auf den Kopf. In unserer Vergleichsfunktion kann man sehen, dass das Rose Bonero, das Santa Cruz Chameleon, das Radon Cragger, ja eigentlich fast alle Trailhardtails diesen Lenkwinkel haben.

Mit dem Reach von 462 mm und der Tretlagerabsenkung von 60 mm bleibt das Bike ebenfalls innerhalb der Werte, die sich am Markt für Trailhardtails etabliert haben.

finale ligure MTB Trail
Lass krachen! Wer hätte gedacht, dass man mit einem 1100 € Bike in Finale Ligure Spaß haben kann?

Kleinere Laufräder für kleinere Leute

Eine Sache muss man bei der Geometrie betonen. Mit den Größen XS und S hat man selbst als kleiner, vielleicht noch nicht ausgewachsener Mensch, zwei Rahmengrößen zur Auswahl. Und diese Rahmengrößen werden auch mit kleineren 27,5 Zoll Laufrädern ausgestattet.

Das ist absolut sinnvoll. Das Gewicht ist ein Thema bei dem Bike und mit den kleinen Laufrädern wird es einfach noch einmal circa ein halbes Kilo leichter. So lässt es sich, auch für leichte Fahrer, besser handhaben. Die ganzen Zahlen und Größen sind das eine, die große Frage ist natürlich, wie sich das Bike im Gelände anfühlt.

Cube Reaction Laufradgröße
Ab der Größe M hat das Reaction TM 29er-Laufräder. Die Größen XS und S rollen auf 27,5-Zoll-Schlappen.

So fährt sich das neue Cube Trail-Hardtail

Das Bike ist nicht super quirlig, sondern schlägt sich tendenziell eher auf die laufruhige Seite. Lange Geraden, Kurven mit einem großen Radius oder richtig heftige Abschnitte spielen dem Bike mehr in die Karten als super technische, langsame Trailabschnitte.

Es wäre übertrieben, wenn man sagen würde heftige Trails wie der Little Champery in Finale Ligure wären ein Zuckerschlecken für das Bike. Man muss mit dem starren Heck immer konzentriert runterfahren und den ein oder anderen Schlag am Hinterrad mit den Beinen abfedern.

Aber erstaunlich ist: Das Bike kostet 1100 € und macht auch im harten Gelände Spaß.

Das Zusammenspiel aus den soliden Reifen, der gelungenen Geo und den Bremsen schafft es selbst dann, wenn es richtig knifflig wird, ein sicheres Fahrgefühl aufzubauen. Und das ist eine Grundlage, auf der man sich an sein persönliches fahrerisches Limit rantasten kann.

Roller Coaster Trail
Das Bike scheut auch die spontane Flugeinlage auf den Trails nicht.
finale ligure MTB Trail
Schnelle Geraden gefallen dem Reaction TM besser als enge Kehren.

Mehr Budget - Mehr Bike

Für 400 € mehr liefert Cube das Reaction TM Pro. Das Bike hat denselben Rahmen, ist aber besser ausgestattet und wiegt über 1 Kilo weniger. Achtung: Die Reaction Bikes ohne den Modellzusatz TM haben zum Verwechseln ähnliche Modellnamen, mit nur 100 mm Federweg aber eine ganz andere Ausrichtung. Unser Test zeigt, dass diese deutlich mehr auf Touren und Hobbyrennen ausgelegt sind.

Cube Reaction Trailhardtail
Das Reaction TM schwimmt gegen den Trend. Während viele Bikes über die Jahre immer teurer geworden sind, liefert dieses Modell für 1100 € ein stimmiges Paket, das auch auf harten Trails nicht enttäuscht.

Fazit zum neuen Trail-Hardtail von Cube

Cube liefert für 1100 € genügend Mountainbike, um den Sport in seiner vollen Bandbreite, von leichten Hometrails bis zu den Killer Trails von Finale auszuüben. Das Bike hat an der einen oder anderen Stelle, vor allem bei den Reifen, noch Tuningpotential.

Unterm Strich ist es aber ein Paradebeispiel dafür, wie einst hochpreisige Technologien mittlerweile in bezahlbaren Preisregionen angekommen sind. Cube senkt mit dem Bike die Einstiegshürde für den Sport auf ein Minimum und erweist der Mountainbike-Community damit einen großen Dienst.

Über den Autor

Ludwig Döhl

... hat mehr als 100.000 Kilometer im Sattel von über 1000 unterschiedlichen Mountainbikes verbracht. Die Quintessenz aus vielen Stunden auf dem Trail: Mountainbikes sind geil, wenn sie zu den persönlichen Vorlieben passen! Mit dieser Erkenntnis hat er bike-test.com gegründet, um Bikern zu helfen, ein ganz persönliches Traumbike zu finden.

Empfohlen für dich

Canyon Spectral CF 2024 im Test

Optisch geht die Neuauflage des Canyon Spectral als Facelift durch. Aber es hat sich vi...

MTB Dämpfer mit Ausgleichsbehälter

Sollte dein nächstes Upgrade ein dickerer Dämpfer sein, oder reicht ein herkömmlicher D...

Rockrider Feel 900 s im Test

Decathlon versucht schon lange, das Image vom Discounter loszuwerden. Und das Rockrider...

All Mountain Bike Kaufberatung

Du suchst das perfekte All Mountain Bike, das sowohl bergauf als auch bergab glänzt? U...