Pivot Trail 429 Testbericht
Pivot Bikes sind geil, aber verdammt teuer. Mit der Vorstellung des neuen Pivot Trailcat sind die Preise für dessen Vorgänger aber radikal gefallen. Ist das vermeintlich alte Pivot Trail 429 jetzt ein Trailbike-Deal, den man nicht mehr ausschlagen kann?


Rahmen & Federung – leicht, stabil und modern
Das Pivot Trail 429 verfügt über einen Carbonrahmen mit vertikaler Dämpferanordnung – eine bewährte Bauweise, die auch bei den Modellen Mach 4 SL, Switchblade und Mach 6 zum Einsatz kommt.
Die Trunnion-Montage des Dämpfers sorgt für eine kompakte Bauweise, mehr Platz für lange Dropper-Posts und eine größere Rahmensteifigkeit. Pivot setzt auf hochmoduliges Carbon, wodurch das Rahmenset (inkl. Dämpfer) nur 2,7 kg wiegt.
Das DW-Link-Hinterbausystem unterstreicht mit seinen groß dimensionierten Lagern zudem die hohe Steifigkeit des Bikes. Der Hinterbau bietet 120 mm Federweg, während an der Front je nach Variante eine 130-mm- oder 140-mm-Federgabel verbaut ist. Damit bewegt sich das Trail 429 in direkter Konkurrenz zu Bikes wie dem Santa Cruz Tallboy im Vergleich , Cube Stereo One22 2025 im Test oder dem Rocky Mountain Element 2025 Test . Bikes wie das aktuelle Specialized Stumpjumper 15 Test oder das Canyon Spectral CF 2024 im Test haben mit 150-mm-Gabeln deutlich mehr Federweg.



Immer noch legendär: Der DW-Link-Hinterbau
Das Kürzel DW in der Hinterbaubezeichnung verrät: Hier hat Entwicklerlegende Dave Weagle seine Finger im Spiel. Seit er in den 2000er-Jahren mit seinen Ironhorse-Bikes zur Legende unter Entwicklern aufstieg, ist ein DW-Link-Hinterbau so etwas wie ein Gütesiegel für Fullys. Der Mann hat mehrmals bewiesen, dass er weiß, was er tut. Gleiches können wir auch nach dem Test des Trail 429 bestätigen.
Der Hinterbau kompensiert seinen nominal geringen Federweg mit einer starken Progression. Auch bei großen Schlägen rauscht er so nicht durch den Federweg. Die Antriebseinflüsse bleiben um den Sag-Punkt herum sehr gering. Dieser Praxiseindruck wird von einem Antisquat-Wert von deutlich über 100 % bestätigt.
Der hohe Anti-Rise-Wert sorgt dagegen dafür, dass die Geometrie beim Bremsen aufrecht erhalten wird. Es gibt vor allem im tieferen Federweg Bikes, die fluffiger unterwegs sind. Aber das Trail 429 weiß mit seinem knapp bemessenen Federweg im Heck gut zu haushalten. Der Hinterbau versinkt zu keinem Zeitpunkt im Federweg und fühlt sich dennoch nach etwas mehr als den 120 mm Federweg an, die Pivot angibt.

Geometrie – Länger, flacher, moderner
Die Eckdaten der Geometrie entsprechen dem, was man von anderen Bikes in dieser Federwegsklasse kennt:
- Lenkwinkel:: flachere 66° für mehr Laufruhe
- Sitzwinkel:: steilere 75° für eine bessere Kletterposition
- Reach:: deutlich verlängert (z. B. Größe M von 439 mm auf 455 mm)
- Tretlagerabsenkung:: 33 mm für mehr Stabilität
Eine Besonderheit ist der anpassbare Hinterbau, der sowohl 29-Zoll- als auch 27,5-Plus-Laufräder aufnehmen kann. Zudem lässt sich das Bike als Mullet-Setup (29″ vorne, 27,5″ hinten) fahren.
Dank des Flip-Chips kann die Geometrie zusätzlich angepasst werden: Im „Low“-Setting steht das Bike tiefer und laufruhiger, im „High“-Setting hebt sich das Tretlager um 6 mm, wodurch sich der Lenkwinkel um 0,5° steiler stellt.

Fahreindruck – Spritzig, effizient & vielseitig
Kletterverhalten
Unser Testbike brachte glatte 13 kg ohne Pedale auf die Waage. Damit ist es deutlich schwerer als Cube Stereo One22 2025 im Test und auch das Rocky Mountain Element 2025 im Test . Aber es hat mit Maxxis Dissector-Reifen und einer 4-Kolben-Bremsanlage von Shimano auch eine abfahrtslastigere Ausstattung. So gesehen geht das Mehrgewicht in Ordnung, bleibt im Anstieg aber natürlich spürbar.
Auch wenn der Hinterbau effizient arbeitet, muss das Pivot im Uphill die sportlicheren 130-mm-Trailbikes ziehen lassen. Wer mit dem Start beim Marathon liebäugelt, wird anderswo etwas glücklicher oder sollte sich zumindest leichtere, besser rollende Reifen aufziehen. Bergab wendet sich dagegen das Blatt für Pivots Trail 429.




Abfahrtsverhalten
Mit seinem langen Reach und der modernen Geometrie vermittelt das Trail 429 viel Sicherheit auf schnellen und technischen Trails. Trotz des geringen Gewichts von 13 kg bleibt das Bike ruhig und spurtreu. Der progressive Hinterbau sorgt für eine kontrollierte Federung und verhindert Durchschläge.
Die 34-Gabel von Fox passt zum Einsatzgebiet und verarbeitet die Schläge vom Untergrund perfekt. Dank des kurzen Hinterbaus bleibt das Bike agil und verspielt. Hier liegt ein großer Unterschied zu aktuellen Bikes mit mehr Federweg. Denn die Kombination aus kurzem Hinterbau, wenig Gewicht und knappem Federweg macht auch zahmen Trails jede Menge Spaß. Hier erstickt der Fahrspaß aktueller All-Mountains oftmals komplett im üppigen Federweg.

Pro
- Top-Hinterbau
- gute Verarbeitung
- sicheres Fahrverhalten
Contra
- Es gibt schon einen Nachfolger.
- teuer
- nicht super leicht
Fazit – Ein echtes Trail-Bike-Highlight
Das Pivot Trail 429 ist ein modernes, vielseitiges und beeindruckend effizientes Trail-Bike. Es bietet eine hervorragende Kletterperformance, erstklassige Fahrwerksabstimmung und eine sehr durchdachte Geometrie. Mit 13 kg bleibt es ein geniales Bike für lange Touren in den Alpen oder Mittelgebirgen. Denn es lässt sich deutlich besser beschleunigen als die oftmals schwerfälligen Enduro-Bikes.