leicht trotz 150 mm Federweg

Mondraker Raze im Test

Das Mondraker Raze ist vor allem eins: untypisch. Obwohl es 150 mm Federweg an der Gabel hat, ist es superleicht. Ist es damit das perfekte Tourenbike für Singletrail-Liebhaber?

Mondraker Raze Test
Bei der jüngsten Entwicklung hat man fast vergessen, wie geil es sein kann, ein leichtes Bike zu fahren. Das Raze hat uns daran erinnert.

Wer als Biker über das Gewicht von Bikes spricht, outet sich neuerdings als Spießer. Denn es ist uncool geworden, seine Räder an die Waage zu hängen. Überhaupt ist es uncool geworden, bergauf zu fahren. “Hauptsache, die Karre fährt geil bergab”, bekommt man immer wieder als Antwort, wenn man das Thema anschneidet.

Aber wer seine Freizeit als kostbares Gut einstuft, kommt schnell zum Schluss, dass auch bei einem All Mountain oder Enduro Bike die ganze Wahrheit nicht nur in der Abfahrt liegt. Denn zeitlich gesehen besteht jede Feierabendrunde zu weit über 70 % aus dem Anstieg. Es dauert einfach länger, nach oben zu kommen, als die Höhenmeter bergab zu vernichten.

Weil wir den Großteil unserer Bikerunden nicht als nötiges Übel betrachten, um zum Trail zu kommen, outen wir uns hier ganz klar: Wir sind Spießer. Wenn wir unsere Freizeit auf dem Rad verbringen, dann wollen wir zu 100 % Spaß. Und deshalb ist es nötig, auch über das Gewicht von Bikes zu sprechen.

Mondraker Raze Test
Es ist sexy, es ist leicht und es löst einen "Haben-will-Effekt" aus. Wird das Mondraker Raze diesem Effekt auf dem Trail auch gerecht?

13,3 Kilo bei 150 mm Federweg – eine Klasse für sich

Das bei Mondraker das Thema Gewicht hoch aufgehängt ist, ist kein Geheimnis. Denn mit dem Podium Hardtail halten die Spanier derzeit den Rekord beim Rahmengewicht (unter 800 Gramm). Und auch das Mondraker Neat EMTB war bei seiner Präsentation mit unter 18 Kilo eines der leichtesten EMTBs auf dem Markt. Beim Raze zieht sich das Thema Leichtbau wie ein roter Faden durch das komplette Bike.

Auf unserer Werkstattwaage hat das Bike gerade mal 13,3 Kilo ohne Pedale. Zum Vergleich: Specialized STUMPJUMPER 15 PRO kostet 3000 € mehr und war dennoch 400 Gramm schwerer. Und dabei gilt dieses Bike schon als besonders leicht. Canyons Spectral CF bringt in der gleichen Preisklasse über 1,2 Kilo mehr auf die Waage. Wir haben uns erlaubt, mal ein Paar Bikes mit 150 mm in dieser Tabelle zu vergleichen.

Mondraker Raze Gewicht
Wir haben nicht schlecht gestaunt, als wir das Bike in der Carbon-R-Version für UVP 5999 € an unserer Werkstattwaage hatten.
Mondraker Raze Gewicht
Mit 13,3 Kilo ohne Pedale in Größe L ist es das leichteste 150er-Bike, das wir je gewogen haben. Die Grundlage dafür steckt im Rahmen.
Bike Federweg (vorne/hinten) Preis Gewicht (ohne Pedale)
Mondraker Raze Carbon R 150 / 130 mm 5999 € 13,3 kg
Santa Cruz 5010 140 / 130 mm 9999 € 13,6 kg
Specialized Stumpjumper Pro 150 / 140 mm 9999 € 13,7 kg
Score 2030 140 / 120 mm 6499 € 13,72 kg
Rockrider Feel 900 140 / 130 mm 3999 € 14,0 kg
Canyon Spectral CF LTD 150 / 140 mm 6999 € 14,6 kg
YT Jeffsy Core 4 150 / 145 mm 4999 € 15,4 kg
YT Jeffsy Test
Mit 15,4 Kilo war das Jeffsy, wohlgemerkt bei einem niedrigeren Preis, in unserem Test satte 2 Kilo schwerer als das Raze.
Canyon Spectral Gewichtvergleich
Auch Canyons Spectral knackt die Gewichtsmarke des Mondraker Raze nicht annähernd. Selbst das Topmodell bleibt über ein Kilo schwerer.

Welchen Preis hat das Gewicht?

Jedem, der sich im Bike-Business nur halbwegs auskennt, ist natürlich klar: Bei einem derart niedrigen Gewicht müssen irgendwo Abstriche gemacht werden. Doch auf der offensichtlichen Ebene sind diese relativ gering. Im Heck steckt ein Dämpfer ohne Ausgleichsbehälter und die Sram G2 Bremsen sind in Kombination mit den verbauten 180er Scheiben keine Wurfanker.

Aber die 36er-Gabel, die Maxxis Reifen, die Mavic Laufräder und natürlich auch die Sram GX Schaltung sind keine Bauteile, über die man sich beschweren kann. Sie funktionieren für ein All Mountain Bike perfekt und passen auch zu dessen Einsatzbereich.

Mit dem Alu Lenker, der Alu Kurbel und natürlich auch den Alulaufrädern hat man gewichtstechnisch noch nicht einmal das letzte Register gezogen. Hier liegt sogar noch Potenzial, das Mondraker erst im teuren RR SL Modell hebt. Der Schlüssel zum niedrigen Gesamtgewicht ist das Rahmengewicht von gerade mal 2400 Gramm ohne Dämpfer.

Steif trotz Leichtbau

Wer denkt, das niedrige Gewicht führt zu einem weichen Rahmen, der irrt. Denn dank geschlossenem hinteren Rahmendreieck, sehr kurzen Umlenkhebeln und einem massiven Steuerrohrbereich fällt der Mondraker Raze Rahmen im Praxistest durchaus steif aus.

Sowohl im Wiegetritt, wie auch in Anliegern oder bei extremen Fahrsituationen verwindet sich das Mondraker Raze nicht spürbar. Und das auch bei einem Fahrergewicht von über 90 Kilo. Bergab lässt es sich durchaus präzise steuern. Das niedrige Gewicht erfordert also keine spürbaren Abstriche bei der Steifigkeit.

Mondraker Raze Steifigkeit
Die Abstützung des Oberrohrs ist primär ein Designelement, aber sie beeinflusst natürlich auch die Steifigkeit positiv.
Zero Suspension Hinterbau
Das geschlossene hintere Rahmendreieck wird über zwei üppige Umlenkhebel am Hauptrahmen montiert. Das Konzept verwindet sich weniger als ein klassischer Viergelenker.

Kletterkönig Raze

Bergauf kommen zwei Dinge zusammen. Zum einen das niedrige Gewicht, zum anderen aber auch der Hinterbau, der zwar nicht vollkommen ruhig ist, aber dennoch antriebsneutral funktioniert. Passend zur Ausrichtung des Bikes ist die Sitzposition sportlich.

Der Vorbau fällt zwar Mondraker-typisch mit nur 30 mm sehr kurz aus. Dafür sorgen das lange Oberrohr und auch das extrem kurze Steuerrohr dafür, dass man eine Haltung einnimmt, mit der man effizient in die Pedale treten kann. So hat man auch beim Weg zum Traileinstieg Spaß.

SIZE XXS XS S M L XL XXL
Hersteller-Größenbezeichnung
-
-
S
M
L
XL
-
Laufradgröße
-
-
29
29
29
29
-
Stack
-
-
608
617
631
645
-
Reach
-
-
455
475
495
515
-
Oberrohrlänge
-
-
595
620
645
670
-
Sitzrohrlänge
-
-
375
415
445
500
-
Sitzwinkel
-
-
765
765
765
765
-
Steuerrohrlänge
-
-
90
100
115
130
-
Lenkwinkel
-
-
65,5
65,5
65,5
65,5
-
Tretlagerabsenkung
-
-
31
31
31
31
-
Tretlagerhöhe (absolut)
-
-
343
343
343
343
-
Kettenstrebenlänge
-
-
435
435
435
435
-
Radstand
-
-
1193
1217
1243
1269
-
Überstandshöhe
-
-
-
-
-
-
-
Mondraker Raze Vorbau
Nur 30 mm misst der Vorbau. Der Stummel-Vorbau gehört zum Geometriekonzept von Mondraker.
Mondraker ONOFF Sattelstütze
Die Sattelstütze lässt sich werkzeuglos um 30 mm in der Höhe verstellen. Mit 170 mm Hub in der maximalen Position ist sie gut ausgestattet.

Die Ferse des Achillessehne - das Fahrwerk

Das Fahrwerk entstammt Foxs günstiger Performance Line, spricht aber genauso sensibel an wie die Top Fahrwerke der Amis. Hier ist kein Unterschied spürbar. Bei kleinen Schlägen im Gelände ist man durchweg komfortabel unterwegs. Dafür hat man bei den Top Fahrwerken deutlich mehr Einstelloptionen im Bereich der Druckstufe. Und gerade erfahrene Fahrer vermissen diese Optionen am Raze. Denn sowohl die Gabel, wie auch das Heck geben den Federweg relativ schnell frei. Vor allem bei hohem Tempo lässt man so etwas Potenzial auf der Strecke liegen.

Auch spürbar ist, dass im Hinterbau mit nur 130 mm deutlich weniger Federweg als an der Gabel zur Verfügung stehen. In Kombination mit relativ wenig Progression kommt dieser im Gelände schneller ans Limit als die Gabel. Bei Drops oder groben Steinfeldern bekommt man das zu spüren. Die beiden hochwertigeren Raze-Versionen haben sowohl mehr Einstelloptionen am Fahrwerk und auch einen Ausgleichsbehälter am Dämpfer.

Fox 36 Gabel
Die 36er Fox Gabel passt von ihrer Dimension und liefert auch genügend Steifigkeit. Das sensible Ansprechverhalten trifft hier jedoch auf eine Druckstufe, die sich kaum feintunen lässt.
Fox Float DPS Dämpfer
Der Rahmen bietet Platz für einen Dämpfer mit Ausgleichsbehälter. Mondraker verbaut diesen aber nur in den Top-Modellen. Mit den 130 mm ist das Heck im Gelände schneller am Limit als die Front.

Immer noch geil: Fast Forward Geometrie

Bei dem ein oder anderen E-Bike hat Mondraker die Fast-Forward Geometrie mittlerweile stark abgemildert. Beim Raze ist der Geometrieansatz mit langem Reach, kurzem Vorbau und tendenziell eher steilerem Lenkwinkel aber noch vollkommen unverwässert im Einsatz.

Diese drei ganz markanten Werte schaffen Balance aus direktem Handling und laufruhigem Fahrverhalten bei hohem Tempo. Auch wenn die Geometrie speziell klingt, lässt sich das Raze dennoch intuitiv durchs Gelände steuern. Egal ob gebauter Anlieger oder natürlicher Singletrail. Das Handling des Bikes macht Spaß.

Durch den langen Hauptrahmen verteilt sich die Last ausgeglichen zwischen Hinter- und Vorderrad. Völlig egal, ob man damit auf steilen oder flachen Trails unterwegs ist. Und das macht es möglich, mit dem Raze ganz kontrolliert in den Grenzbereich reinzugehen. Bei anderen Bikes, wo das Ganze etwas weniger ausbalanciert ist, fängt hier schnell mal das Vorder- oder Hinterrad an zu rutschen.

Mondraker Raze bergab
Die Geometrie des Raze gibt einem auch im rauen Gelände ein sicheres Fahrverhalten.

Die SRAM G2 Bremsen sind im Gelände keine Wurfanker. Sie haben einen guten, knackigen Druckpunkt, könnten aber besser verzögern. Mit größeren Bremsscheiben als den verbauten 180er Rotoren lässt sich das zu einem gewissen Grad schnell beheben.

Der Steuersatz hat einen integrierten Lenkanschlagsbegrenzer. Stürzt man im Gelände, schützt dieses Bauteil das Oberrohr davor, durch die Schalt- oder Bremshebel zerstört zu werden. Beim Fahren merkt man davon allerdings nichts.

Sram G2 Bremse
Die Bremse ist hinten schick integriert, hat aber etwas wenig Bums.
Mondraker Raze Lenkanschlagbegrenzer
Der Lenkanschlagbegrenzer schützt das Bike vor Schäden bei einem Sturz.

In der Werkstatt

Für alle, die selber an ihren Bikes schrauben, werfen wir immer noch den Mechaniker-Blick auf das Bike. Die durch den Steuersatz verlegten Züge haben bei unserem Test nicht geklappert. Das kleine Servicefenster im Unterrohr ist beim Wechsel der Leitungen aber nicht wirklich eine Hilfe. Da muss man schon das Tretlager ausbauen, um richtig arbeiten zu können. Das ist dank geschraubtem BSA-Standard zum Glück kein großes Ding.

Zugführung am Mondraker Raze
Die Zugeingänge am oberen Steuersatz sind relativ groß. Hier kann leider auch Dreck und Wasser eintreten.
Servicelücke
Das Servicefenster zum Zugwechsel fällt dafür sehr klein aus und ist deshalb kaum eine Hilfe.
BSA-Tretlager
Das geschraubte BSA-Tretlager lässt dagegen Mechanikerherzen höher schlagen.

Pros

  • leichter Rahmen
  • sehr leichtes Komplett-Bike
  • guter Preis
  • Optik
  • Rahmen lässt Ausgleichsbehälter am Dämpfer zu

Cons

  • Fahrwerk könnte besser ausfallen
  • schwache Bremsen

Alle Mondraker Raze-Modelle auf einen Blick

Das Mondraker Raze gibt es in 5 Ausstattungsvarianten. 3 mit Carbonrahmen, zwei mit Alu-Chassis. Wir haben einen Blick auf alle Optionen geworfen. Mit dem Pfeil-Symbol Bikes direkt vergleichen könnt ihr die einzelnen Modelle auch in den Vergleich mit jedem anderen Bike aus unserer großen Marktübersicht ziehen.

Mit dem YT Jeffsy und dem Canyon Spectral wurden dieses Jahr schon zwei spannende Bikes in derselben Federwegsklasse vorgestellt. Und wir haben in einem großen Vergleichstest festgestellt, wie viel Geld man tatsächlich ausgeben muss, um Spaß auf knackigen Trails zu haben.

Fazit zum Mondraker Raze Test

Das Mondraker Raze ist ein geniales Bike für alle, die den Mountainbikesport nicht nur über die Adrenalinausschüttung im Singletrail definieren. Es fährt solide bergab, macht mit seinem niedrigen Gewicht aber auch auf langen Touren verdammt viel Spaß. Im Fahrwerk und der Bremse steckt Tuningpotential. Der Rahmen und die Geometrie sind dafür on Point.

Über den Autor

Ludwig Döhl

... hat mehr als 100.000 Kilometer im Sattel von über 1000 unterschiedlichen Mountainbikes verbracht. Die Quintessenz aus vielen Stunden auf dem Trail: Mountainbikes sind geil, wenn sie zu den persönlichen Vorlieben passen! Mit dieser Erkenntnis hat er bike-test.com gegründet, um Bikern zu helfen, ein ganz persönliches Traumbike zu finden.

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